Ramschware

Beim Medienforum in Köln haben führende Vertreter des Zeitungswesens erneut das altbekannte Mantra angestimmt, wonach Qualitätsjournalismus nicht umsonst zu haben sei.

Stimmt schon. Nur leider vergessen sie das selbst immer wieder, wenn es nämlich um die Bezahlung der Qualität schaffenden Urheber geht. Zwei Beispiele aus der Wirklichkeit: Recherchen, Interview, Konzertbesuch, Abfassen der Rezension summieren sich auf cirka neun Stunden Arbeitszeit. Das Honorar beträgt 45 Euro. Nachverhandlungen zwecklos, es wird pauschal bezahlt.

Oder: Drei Tage Arbeitsaufwand für Recherchen und Niederschrift, nicht gerechnet das eingebrachte Fachwissen und die über Jahre hergestellten Kontakte, die in diesem Falle nötig und hilfreich waren, werden im Endeffekt mit 85 Euro inklusive Mehrwertsteuer abgegolten. Die angefallenen Kosten muss der Autor natürlich selber tragen.

Wen wundert’s, dass so manche Kollegen ihren Arbeitseinsatz in Grenzen halten. Wer noch ordentliche Texte abliefert, wird zum belächelten Deppen. Einigen Zeitungen merkt man diese Entwicklung ja auch bereits an.

Von den neuerdings sehr ruppigen Umgangsformen im Metier mal ganz zu schweigen. Dann doch lieber Paketfahrer oder Inventurhelfer. Aber die werden gerade leider auch nicht gesucht.

3 Gedanken zu “Ramschware

  1. cwc schreibt:

    Es gibt da aber etwas, dass man Beruf nennt.

    Paketfahrer oder Inventurhelfer sind in 99,999999% der Fälle kein Berufswunsch oder Beruf. Sie sind eine Tätigkeit, um Geld zum Leben zu verdienen. Ein Job!

    Journalist ist aber ein Beruf. Man hat den Wunsch, diese Tätigkeit auszuführen, weil man entweder gerne schreibt, gerne viel fragt, der Wahrheit verpflichtet ist oder sich einfach cool vorkommen will: Wobei ein Journalist nie so cool wie ein UPS-Fahrer im Sommer sein wird (Sonnenbrille, Short, Terminal und offene Fahrerkanzeltür).
    Das ist der Unterschied. Ich denke, niemand kommt auf die Idee, Journalist zu werden, um reich zu werden. Das ist ja der Unterschied zum Arzt oder Juristen – leider.

    Aber dennoch kann es nicht sein, dass Journalisten mit niedrigst Honoraren abgespeist werden. Und dass dann auch noch als Selbstständiger ohne gesetzliche Versicherungen.

    Die Verlage müssen sicherstellen, dass Ihr Gehirn ordentlich versorgt wird.

    Volontäre und Praktikanten machen ja leider auch die Honorare kaputt. Und: es ist wohl immer noch ein TraumBERUF.

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