Kaum mehr entbehrliche Zukost

Das einfache lesende Volk gewahrt mit leichtem Befremden, dass die Medienkritik schon gebetsmühlenhaft die Überzahl an Kriminalsendungen beklagt, zugleich aber keinen Krimi unrezensiert an sich vorüberziehen lässt. Es handelt sich dabei übrigens um einen uralten Kritikerbrauch. Schon 1960 schrieb Ernst Koster in der „Fernseh-Rundschau“: „Mit Krimis geht man, so sagen sich die Televisionäre, immer sicher. Und sie häufen die Mordtaten, die vollzogenen, verhinderten und gerächten Justizmorde, daß das fließende Blut für die Habitués der milchigen Glasscheibe zur bald schon täglichen, kaum mehr entbehrlichen Zukost wird.“ Eins muss man ja sagen: Damals konnten Journalisten noch schreiben. Da verschlägt’s einem vor Neid glatt die Tinte.

Twin Peaks revisited – Die Irrwege des Agent Cooper

Man kann die Neuauflage der Kultserie „Twin Peaks“ als subversiven Lausbubenstreich abfeiern. Man muss sie aber nicht kritiklos hinnehmen, nur weil sie in Teilen vom Cineastendarling David Lynch stammt. Eine programmhistorische Verortung der ersten beiden Staffeln und eine kritische Analyse der dritten (auf Basis der ersten zehn von insgesamt achtzehn Folgen) findet sich unter http://www.medienkorrespondenz.de/leitartikel/artikel/im-wolkenkuckucksheim.html

Aktualisierung: Die Quoten der linearen Ausstrahlung in den USA sind vereinzelt wieder gestiegen, in der Spitze waren es laut der Programmforschungsfirma Nielsen 329.000 Zuschauer. Mithin ein absolutes Nischenprodukt, das unter anderen Umständen bereits abgesetzt worden wäre. Zum Vergleich: Der Spartensender Syfy beendete „Dark Matter“, weil sie im Schnitt nur 614.000 Zuschauer erreichte. Und um diese einfallsreiche und spannende Serie – bei uns donnerstags bei Tele 5 – ist es wirklich schade. Netflix, jetzt aber ran!