Flügellahm durch Münster

Die Krimireihe „Wilsberg“, entstanden ursprünglich nach Romanen des Münsteraner Autors Jürgen Kehrer, bedeutet für das ZDF eine feste Bank. Fünf Millionen Zuschauer mindestens, eher sieben, im Einzelfall acht. Darunter ein hoher Anteil jüngeren Alters. Um mal die Relationen zu verdeutlichen: Netflix hat Schätzungen zufolge in Deutschland um die elf Millionen Abonnenten. Die verteilen sich auf ein schier unüberschaubares Angebot. Wie viele Zuschauer entfallen da wohl auf einzelne Netflix-Serien?

Selbst die leidenschaftlichsten Anhänger der „Wilsberg“-Reihe werden einräumen, dass die Qualität der einzelnen Filme schwankt. Da kommt schon mal das Gefühl auf, dass die Beteiligten ihr Produkt für einen Selbstläufer halten und sich bei der Mühewaltung sehr zurückhalten. Bei der aktuellen Folge ist das wieder der Fall.

Mehr dazu hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/wilsberg-aus-heiterem-himmel-zdf-leonard-lansink-rita-russek-tv-kritik-90657321.html

Donna Summers Stippvisite im deutschen Fernsehkrimi

Wer über die Gnade der frühen Geburt und ein gutes Gedächtnis verfügt oder aber neugierig in der deutschen Fernsehvergangenheit stochert, der entdeckt unter Umständen spätere internationale Popstars in ihren Anfangstagen. So interpretierte Kiki Dee 1967 in dem mit Joachim Fuchsberger und Marianne Koch besetzten ZDF-Mehrteiler „Der Tod läuft hinterher“ 1967 den Northern-Soul-Titel (in den Sechzigern ihre bevorzugte Richtung) „Baby I Don’t Care“. Die damals in Deutschland lebende Donna Summer unternahm 1970 eine Stippvisite in Münchner Fernsehstudios und sang ebenfalls fürs ZDF und neben Hauptdarstellern wie wiederum Joachim Fuchsberger, Ann Smyrner, Götz George und Christiane Krüger in „11 Uhr 20“ sehr leicht geschürzt die Titel „Black Power“ und „If You Walkin’ Alone“, bei welchem sie als Ko-Komponistin zeichnete. Beide Dreiteiler wurden vom ehemaligen Nazi-Propagandisten Herbert Reinecker in kennzeichnender Schlichtheit, seinen nachahmlichen Dialogen und der für ihn typischen latenten Fremdenfeindlichkeit, von der ‚exotische Schönheiten‘ natürlich ausgenommen waren, abgefasst und von dem früheren NS-Militärfilmer Wolfgang Becker ziemlich liederlich in Szene gesetzt. So hört man Donna Summer während einer Nachtclubschlägerei noch lauthals singen, obwohl sie die Lippen gar nicht oder nicht synchron bewegt. Nach den Händeln stimmt sie unbeeindruckt ins Playback wieder ein, als ob nichts geschehen sei.

Einen kursorischen Überblick über die Geschichte der deutschen, französischen und US-amerikanischen Mehrteiler gibt es unter diesem Link: https://www.epd-film.de/themen/die-miniserie-vom-fortsetzungsroman-zum-tv-event