Themenvorschlag für Politthrillerautoren

Die Diskussion um den – in doppeltem Sinne – Fall des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten und zeitweiligen Bundespräsidenten Christian Wulff ist rund um die Ausstrahlung des Sat.1-Films „Der Rücktritt“ neu entflammt. Stefan Niggemeier thematisiert und analysiert in seinem Blog auf Basis des Buches „Der böse Wulff?“ von Michael Götschenberg die Rolle der „Bild-Zeitung“. Eine Leserin des Blogs kommentiert: „Mich würde ja viel mehr interessieren, was die BLÖD während der Amtszeit Wulffs als MP in Niedersachsen NICHT geschrieben hat“.

Die immanente Frage ist vielleicht interessanter, als auf den ersten Blick sichtbar wird. Tatsächlich hatte sich der damalige Ministerpräsident Wulff eines Gesetzesverstoßes schuldig gemacht, als er auf die Versammlung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt Einfluss nahm. Wulff sorgte dafür, dass der Verkaufskanal RTL Shop einen Platz im niedersächsischen Kabelangebot erhielt – als Gegenleistung für die Zusage des Unternehmens, den Sender mit circa 50 Arbeitsplätzen in Hannover anzusiedeln. Die Vergabe der damals noch analogen Plätze im Kabelnetz war und ist Sache eben jener Vollversammlung der Landesmedienanstalt, einer unabhängigen Anstalt öffentlichen Rechts. Eine Einflussnahme auf deren Entscheidung ist der Landesregierung gesetzlich untersagt. Die Fachzeitschrift „Funkkorrespondenz“ recherchierte damals in dieser Sache, parallel und eigenständig auch ich. Drei Zeugen, zwei Mitglieder der Vollversammlung und ein Mitarbeiter der NLM, bestätigten die Einflussnahme der Landesregierung.

Nun sollte man annehmen, ein Gesetzesverstoß eines deutschen Ministerpräsidenten sei, auch wenn es ihm dabei um die Sicherung von Arbeitsplätzen ging, ein großes Thema für die Presse. Mitnichten. Zwar brachte die „Frankfurter Rundschau“ meinen Text, aber in Kurzform, ganz klein unten auf der Medienseite. Die „Funkkorrespondenz“ veröffentlichte im gleichen Zeitrahmen ausführlich zum Thema, allerdings in Sachen Gesetzesverstoß weniger konkret. Das war’s. Niemand nahm das Thema auf, weder „Bild“ noch eine andere Zeitung. Wulff blieb verschont.

Das Verhältnis der Presse zu Wulff änderte sich eklatant mit dessen Wechsel ins Amt des Bundespräsidenten. Aber waren es allein die beleidigten Reaktionen der „Bild-Zeitung“? Ließen sich alle blindlings vom Boulevardblatt an der Nase hinter sich herziehen? Sogar ein geschenktes Spielzeug für Wulffs Kinder war jetzt ein Skandal. Und: Warum setzten sich plötzlich Wulffs Gönner und politische Freunde sprunghaft von ihm ab? Gibt es vielleicht mehr als nur einen zeitlichen Zusammenhang mit Wulffs bemerkenswerter, in seinen eigenen Kreisen umstrittenen Äußerung, dass der Islam wie das Christen- und Judentum zum heutigen Deutschland gehöre? Verschwörungstheoretiker und Politthriller-Autoren jedenfalls finden hier ein ergiebiges Thema. „House of Cards – The German Version“. Allerdings reine Spekulation und somit vielleicht eher ein Thema für Uwe Boll als für Nico Hofmann.

Nachtrag am 27.2.: Siehe auch http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/hannover/wulffprozess125.html.

Die Grenzen der Showrunner

Zur Debatte rund um das Serienschaffen in Deutschland, den skandinavischen und angelsächsischen Ländern lieferte „zukunft 1908“ einen Beitrag (siehe Kommentare zum Text „Bloß kein Kopfzerbrechen“). Viele Positionen entsprechen denen des Betreibers dieses Blogs. Es gibt dort aber auch eine Passage, die der Relativierung beziehungsweise Ergänzung bedarf: „Das Problem, das die deutsche Serie kaputt macht, sie im Vergleich zu ihren amerikanischen Konkurrenten erbärmlich erscheinen lässt, ist das Fehlen der Showrunner. Angelsächsische Serien haben eine Handschrift – von einem Kreativen. Da gibt es die Showrunner, die die kreative Verwantwortung tragen und die, wenn eine Serie richtig gut läuft, damit auch richtig gutes Geld verdienen können. Es ist in ihrem Interesse, dass ihre Serien geil werden, denn eine geile Serie füllt ihre Brieftaschen.“

Der sogenannte „Showrunner“ ist seit einiger Zeit in deutschen Kulturfeuilletons zu einer Art Held geworden. In ihm meinen die Berichterstatter jene Autorenpersönlichkeit gefunden zu haben, die offenbar unabdingbar zu sein scheint für das Entstehen hochwertiger Kunst. Dabei gibt es längst schon in allen künstlerischen Bereichen auch hochrangige Werke, die aus kollektiver Tätigkeit hervorgegangen sind. Doch das wird seit je in der Filmkritik mit ihrem starren Blick auf den Regisseur vernachlässigt, nun auch bei der Fernsehproduktion. Bei Kinorezensionen ist bezeichnend, dass noch immer vom Autorenfilm und der Autorentheorie die Rede ist, obgleich die Kritiker der „Cahier du Cinema“ in Wahrheit von einer „Autorenpolitik“ gesprochen hatten. Und der große Kinofilm ist so gut wie immer eine Ensembleleistung. Die alljährliche „Oscar“-Verleihung mit ihren Preisen für die diversen Gewerke macht es anschaulich, aber manche Kritiker nehmen es noch immer nicht zur Kenntnis.

Unter anderem deshalb blickten die Feuilletons jahrzehntelang mit Verachtung aufs Fernsehen: Es war dort nicht auf Anhieb ein Autor, eine Künstlerpersönlichkeit auszumachen, die vergöttert werden konnte. Zwei Dinge änderten die Rezeption: Neue Vertriebsarten wie DVD und Internet, die eine Serienstaffel komplett und damit als kohärentes Werk verfügbar machte. Und die Entdeckung, dass in der Serienproduktion anders als im Kinobereich nicht der Regisseur als zentrale kreative Kraft agiert, sondern der Autorenproduzent, der nicht zwingend mit dem Schöpfer, dem „Creator“ identisch sein muss.

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Kultserien: „Einsatz in Manhattan“ („Kojak“)

Zwischen 1973 und 1978 war Theopodophilous Kojak, ein New Yorker Police Lieutenant griechischer Herkunft, tätig im 13. Revier im Stadtteil Manhattan South, einer der weltweit populärsten Polizeibeamten. Über hundert Länder übernahmen die vom Start weg erfolgreiche Serie, und in den englischsprachigen Ländern gingen Kojaks flappsige Sprüche rasch in den allgemeinen Sprachschatz ein, wiederkehrende Phrasen wie „Who loves ya, baby?“ und die unverschämte Anrede „Pussycat“. Über alle Sprachgrenzen hinweg verständlich war ein anderes Markenzeichen: der Lollipop, ursprünglich ein Substitut für Kojaks Zigarillos, die den Unmut gesundheitsbewusster Zuschauer erregt hatten. Im Verlauf der Serie griff der „bei deutschen Frauen hochgeschätzte sexy Kahlkopf“ (Der Spiegel, 1975) schließlich häufiger zur Süßware als zur Dienstwaffe. Seine Fans taten es ihm nach: Auf dem US-Markt stieg der Absatz der Bonbons am Stiel um 500 Prozent. In den ab 1989 gedrehten Fortsetzungen musste der oralfixierte Ermittler dann allerdings auch auf seinen Lolli verzichten – zahnärztliche Organisationen hatten eingedenk des bekannten Nachahmungseffekts vor einem Anstieg der Karieserkrankungen gewarnt.

Ursprünglich war dem widerborstigen New Yorker Cop, der stets im maßgeschneiderten Zwirn zum Dienst erschien, nur ein einmaliger Auftritt in dem dreistündigen TV-Movie „The Marcus-Nelson Murders“ (USA 1973) zugedacht gewesen. Das Dokumentardrama basierte auf einem Buch mit dem Titel „Justice in the Back Room. Darin beschrieb der Autor Selwyn Raab einen authentischen Kriminalfall, der als „Wylie-Hoffert-Fall“ in die Justizgeschichte eingegangen war und 1966 zu einer Strafrechtsänderung geführt hatte. In der fiktionalisierten TV-Version wird ein schwarzer Jugendlicher fälschlich einer Vergewaltigung bezichtigt. Mit unzulässigen Verhörmethoden zwingt man ihn, einen Doppelmord zu gestehen, der mit seinem Fall nicht das Geringste zu tun hat. Der unorthodoxe Police Lieutenant Kojak kennt die Hintergründe des falschen Geständnisses und setzt alles daran, die Unschuld des Jungen zu beweisen. Infolge seiner Bemühungen wird der Beschuldigte vom Mordvorwurf freigesprochen. Um jedoch die Schlappe wettzumachen, erheben Polizei und Staatsanwaltschaft erneut Anklage wegen Vergewaltigung. Mit einer geänderten Prozesstaktik gelingt es ihnen, die Geschworenenjury zu überzeugen. Der Junge wird verurteilt. Resigniert kehrt Kojak zu seiner Routinearbeit zurück.

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Serienqualität en suite

ZDFneo war wieder in England einkaufen und hat u. a. eine faszinierende Serie und den exzellenten Mehrteiler „The Fear“ – Hauptrolle: der immer sehenswerte Peter Mullan – mitgebracht. Die Serie „Ripper Street“ spielt im Jahre 1 nach den Gräueltaten des berüchtigten Mehrfach-Mörders, dessen Name „Jack“ anonym abgefassten Briefen entstammt und der nie gefasst werden konnte. Entsprechend herrschten seinerzeit Angst und Misstrauen in Londons Stadtteil Whitechapel. Mehr zur Serie unter http://www.fr-online.de/tv-kritik/tv-kritik—ripper-street–eine-woelfische-welt,1473344,26211350.html. Danach dann die Wiederholung von „Misfits“. Wer sie noch nicht gesehen hat – ein Paradebeispiel, wie man mit wenig Geld eine dichte und packende, auch inhaltlich wertige TV-Erzählung des fantastischen Genres hinbekommt. Alle drei Sendungen immer montags.

Lesen und lesen lassen

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Der junge Bursche versuchte sich an einem charmanten Lächeln.  »Aber sagen Sie mal – sind Sie nicht zu attraktiv für diesen harten Beruf?«

Die Kommissarin blieb unbeeindruckt.

»Jedenfalls bin ich hart genug für diesen attraktiven Beruf.«

»Oho! Schlagfertig ist sie auch noch …«

Als in einem Schleusenbecken eine weibliche Leiche gefunden und als Imbissbesitzerin identifiziert wird, vermutet die Polizei einen Raubmord. Der diensterfahrene Kriminalhauptkommissar Karl-Heinz Gräber eckt an, weil er auch andere Motive in Betracht zieht. Wider Erwarten wird nicht er zum Leiter der Mordkommission „Schleuse“ berufen, sondern der ehrgeizige Kollege Schonebeck. Der beschäftigt Gräber vorerst im Innendienst. Dort soll sich Gräber um einen Neuzugang kümmern, Sabine Kühne, eine junge Kommissarin frisch von der Polizeischule. Die unerfahrene Kühne wird von den Männern der Kriminalwache belächelt. Auch von Gräber. Schon bald aber erwirbt sie dessen Respekt.

Wenig später kommt ein Barbesitzer ums Leben. Eine weitere Mordkommission wird zusammengestellt, Gräber erneut übergangen. Dann aber braucht man ihn doch als Ermittlungsleiter, denn aus dem Umland wird ein weiterer Mord gemeldet. Sabine Kühne assistiert. Und das ungleiche Paar hat Erfolg …

„Mordspensum“ spielt Mitte der Achtzigerjahre. Die Kriminalisten müssen ohne Handys auskommen, Computer gehören noch nicht zur Ausstattung, unterwegs arbeitet man statt mit dem Laptop mit der Reiseschreibmaschine. Die Dienstfahrzeuge sind nicht in bestem Zustand. Nena feiert erste Erfolge, U2 machen auf sich aufmerksam, die Damen tragen Karottenhosen und übergroße Blazer, die Herren Schulterpolster, weiße Tennissocken und Bundfaltenjeans.

Noch gibt es Standorte der britischen Rheinarmee in Deutschland. Weil im zweiten Mordfall Truppenangehörige als Zeugen gesucht werden, wird die Special Investigation Branch um Amtshilfe gebeten. Die deutschen Kollegen ahnen nicht, dass auch der Auslandsgeheimdienst MI6 einen Stützpunkt auf dem Kasernengelände unterhält … Tatsächlich führt eine Spur nach Nordengland in die Nähe von Manchester – und wieder zurück nach Deutschland.

ISBN 978-3-946938-63-7, Broschur, 352 Seiten. Überall wo es Bücher gibt und direkt beim Oktober Verlag, Münster, mail@oktoberverlag.de.

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Der Mord an einer alleinstehenden Bibliothekarin gibt der Osnabrücker Mordkommission um Hauptkommissarin Bea Agarius Rätsel auf. Die Tote wurde auf dem Gertrudenberg im Bürgerpark gefunden. In einer eigenartigen Position. Mit ihrem Hund an ihrer Seite. Nur wenig später verschwindet eine junge Studentin. Ihre Mitbewohnerin macht sich Sorgen. Und begibt sich auf die Suche. In einem nahen Seniorenstift fantasiert ein dämmernder Bewohner von einem „Ropenkerl“. Einer Osnabrücker Sagengestalt. Pflegerin Asli Ozcan weiß nichts damit anzufangen. Bis sie dem „Ropenkerl“ unvermittelt gegenübersteht …

ISBN-13: 9783946938644, 272 Seiten. Überall wo es Bücher gibt und direkt beim Oktober Verlag, Münster, mail@oktoberverlag.de.

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Hoofdinspecteur Karel van Barenveld hat sich nach einer beruflichen und privaten Krise aus Amsterdam nach Den Helder versetzen lassen. Eine ruhige Umgebung, in unmittelbarer Nähe zum Meer. Doch auch hier erwarten ihn ausgefüllte Arbeitstage. Ein Cadillac, der in einer bekannten TV-Serie als Requisit diente, steht in Flammen, in den Blumenfeldern wird eine verwirrte Frau aufgegriffen, in einem alten Wehrmachtsbunker wartet eine Leiche …

„Ein schöner Tag für den Tod”, 252 Seiten, Neuauflage in Vorbereitung

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Weiterhin erhältlich ist „Die Nacht mit dem Holenkerl”. Die Erzählung basiert auf der norddeutschen Sage vom Holenkerl, der nachts verirrten Wanderern auflauerte, auf ihren Rücken sprang und sie zu Tode ritt. Die russische Folklore kennt ein ähnliches Volksmärchen. Nikolai Gogol verarbeitete es in der Erzählung „Der Wij”.

Die hier vorgelegte Version spielt in der Gegenwart, mischt Grusel und Science Fiction und beginnt mit vier Teenagern, die eine Halloween-Party im Osnabrücker Nordkreis besuchen möchten, wo sie jedoch nie ankommen werden …

„Die Nacht mit dem Holenkerl, 160 Seiten, Epubli, 7,99 Euro (auch als E-Book)

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Früh am Morgen ist Hauptkommissar Björn Lohse auf der A 3 unterwegs zu seiner Limburger Dienststelle, als er von dort telefonisch umdirigiert wird. In einer großen Reha-Klinik am Taunusrand hat es ein Gewaltdelikt gegeben. Die örtlichen Kollegen sind sich sicher: Fremdeinwirkung.
Der Augenschein gibt ihnen recht. Auf Lohse wartet ein fürchterlicher Anblick. Eine Mitarbeiterin der Verwaltung ist brutal ermordet worden. Die Mordkommission steht unter Zeitdruck: Täglich werden Patienten entlassen. Einer von ihnen könnte der Täter sein.
Oder die Täterin.
Der Fall erfordert Ermittlungen in mehreren Richtungen. Die Tote hatte sich in und außerhalb der Klinik viele Feinde gemacht. Rache? Eine Eifersuchtstat?
Oder wollte jemand eine unliebsame Zeugin zum Schweigen bringen?
Lohse und seine Mitarbeiter beziehen Posten in der Klinik, inmitten des Kurbetriebs.
Stets kritisch beäugt von Patienten und Ärzten …

Fachurteil:

»„Tod auf dem Zauberberg“ ist ein klassischer Whodunit, angelegt als spannendes Police-Procedural. Projiziert auf den sehr eigenen Kosmos einer modernen Rehaklinik, wird die Aufklärung eines brutalen Mordes mit großer Sachkenntnis, viel Liebe zum Detail und feinem Humor erzählt. Sehr unterhaltsam.« Norbert Horst, Kriminalhauptkommissar a. D., Krimiautor, Glauser-Preisträger

Pressestimmen:

»Harald Keller hat sich für seine Kriminalgeschichte eine Reha-Klinik als Tatort ausgesucht. Mit „Tod auf dem Zauberberg (…)“ ist ihm ein spannungsgeladener Kriminalroman gelungen.« mkun, „Neue Osnabrücker Zeitung“

»Empfehlen – quasi als Joker – kann ich durchaus den Kriminalroman des Osnabrücker(s) (…) Harald Keller, mit blutiger, intelligenter Feder geschrieben ist sein ‚Tod auf dem Zauberberg – kuren, kneippen, sterben“ (…). Kellers Schreibe fesselt, sein Hauptkommissar Björn Lohse ermittelt mitten im Kurbetrieb, beäugt von im Prinzip 480 verdächtigen Patienten, Schwester Beate und Ärzten mit nicht immer überzeugenden Lebensrezepten.« Werner Hülsmann, „Osnabrücker Nachrichten“

»Der Schreibstil ist (…) durchgehend flüssig und fesselnd zu lesen, sodass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte. Auch die Protagonisten waren authentisch, ihre Handlungen gut umgesetzt und nachvollziehbar. Weiterhin besticht das Buch mit einem Spannungsbogen, der bis zum Schluss aufrecht gehalten wird. (…) Für Thriller-Liebhaber auf jeden Fall ein Muss.« Bloggerin Stephanie Brandt, http://www.steffis-buchecke.de

»(…) amüsante(n) Schilderungen aus dem Klinikalltag, die den beklagenswerten Zustand dieser Sparte unseres Gesundheitssystems drastisch illustrieren.« Joachim Feldmann, „Am Erker“, „crimemag“

Tod auf dem Zauberberg – kuren, kneippen … sterben“
Paperback, 396 Seiten, 13,99 Euro, ISBN 978-3-752995-99-2
E-Book, 3,99 Euro, ISBN: 978-3-7487-5460-2

Überall erhältlich, wo es gedruckte Bücher gibt. Und als E-Book.

 

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Nonsens-Verse, gereimte Filmbeschreibungen und ein heiterer Rückblick auf die persönliche Geschichte der Aufschreibesysteme von der mechanischen Büroschreibmaschine bis zum Tablet. Die Lyrik widmet sich Themen wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter, verabschiedet sich von einem ungeliebten Drucker und beschreibt das Schicksal einer Wanderschnecke.
ISBN: 9783756517572, Format: DIN A6 hoch, 68 Seiten, 6,99 Euro

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Möchten Sie eine Lesung veranstalten? Schreiben Sie mir unter Keller-Kultur-Kommunikation@t-online.de oder lese-rampe@gmx.de. Auch Gemeinschaftslesungen mit anderen Autorinnen und Autoren aus dem Osnabrücker Raum, beispielsweise im Rahmen eines Krimi-Wochenendes, können arrangiert werden.

(c) Harald Keller.Os

Begegnungen mit Schriftstellern unterschiedlicher Sparten ermöglicht die Veranstaltungsreihe „Die Lese-Rampe“, jeweils am letzten Freitag im Monat (außer Juli und August) in der historischen Osnabrücker Studentenkneipe „Unikeller“. Bislang waren unter anderem zu Gast Frank Schulz, Heike Maria Fritsch, Ulrike Kroneck, Ina Bitter, Andreas Mand, Martha Maschke, Mareike Eigenwillig, Ina Bitter, Melanie Jungk, Norbert Horst, Olga Hopfauf & Stephan Baumgarten, Eva Bauche-Eppers, Annette Wenner, Stephan Leenen, Florian Greller, Miriam Rademacher, Maria Braig, Laander Karuso, Lukas Wünsch, Judith N. Klein. Das aktuelle Programm finden Sie unter http://www.unikeller.de/programm/

Bloß kein Kopfzerbrechen – Von Publikumsräten und Programmplätzen

Eine Meldung machte die Runde: Der „ZDF-Publikumsrat“ habe offiziell Beschwerde beim ZDF-Fernsehrat gegen Moderator Markus Lanz wegen dessen konfrontativen Verhaltens beim Gespräch mit seinem Talk-Gast Sahra Wagenknecht erhoben. Der „Süddeutschen Zeitung“ muss das Konzept eines „Publikumsrates“ so schlüssig erschienen sein, dass deren Redakteure das Gremium als Faktum ansahen. Und diesen Irrtum auch in ihre Berichterstattung einfließen ließen. Andere, vor allem boulevardeske Internetportale, taten es der Münchner Tageszeitung nach.

Einige haben sich inzwischen korrigiert, wenn auch beileibe nicht alle. Denn ein „Publikumsrat“ existiert in Deutschland gar nicht. Vielmehr wurde in privater Initiative von der Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Christine Horz (Frankfurt/Erfurt) und der Medienpädagogin Dr. Sabine Schiffer (Erlangen/Berlin), deren „Schriftenverzeichnis“ auch Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Organen wie „Bild + Funk“, „Super TV“ und „Gong“ umfasst, eine Web-Seite geschaffen, die die Einrichtung eines „Publikumsrates“ fordert, diesem Vorhaben zuarbeiten soll und zu diesem Zweck auch bereits Spenden sammelt. Die Initiatorinnen verstehen den zu gründenden „Publikumsrat“, so formulieren sie auf ihrer Webseite, „als unabhängige Interessenvertretung und Mittlerin zwischen Publikum und Rundfunkanstalten“.

Ein „Publikumsrat“ sei nötig, weil „Programminhalte ausgedünnt“ würden und generell den Zuschauern als Geldgebern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein Mitspracherecht zustünde. Offen bleibt, wie ein solcher „Rat“ zusammengesetzt sein soll und wie und von wem seine Mitglieder bestimmt oder gewählt werden. In jedem Fall bauen die beiden Aktionistinnen auf den akademischen Bereich, wie sie schreiben: „Die Initiative ‚Publikumsrat‘ wird von Kommunikations- und Medienwissenschaftler/innen unterstützt und kann folglich die notwendige Fachkenntnis und Neutralität gewährleisten.“

Vage verweisen sie auf existierende „Publikumsräte“ in anderen Ländern wie etwa Österreich. Die allerdings sind nicht anders zusammengesetzt als öffentlich-rechtliche Rundfunkgremien in Deutschland: In Österreich beispielsweise treffen sich 36 Vertreter gesellschaftlich relevanter Gruppen wie Kirchen, Gewerkschaften, Sportverbände regelmäßig, um „Empfehlungen an die Geschäftsführung des ORF zur Programmgestaltung“ auszusprechen. „Darüber hinaus hat das Gremium ein Vorschlagsrecht betreffend die Volksgruppenprogramme und betreffend den technischen Ausbau des ORF“, heißt es in der Satzung. Folgt man diesem Modell, wird ein Gremium geschaffen, dessen Aufgaben in Deutschland bereits anderweitig vergeben sind und erledigt werden.

Vernachlässigt wurde in der Debatte bislang, dass es in Westdeutschland ähnliche Initiativen bereits gegeben hat. 1963 schlagzeilte die Presse, ganz ähnlich wie heute: „Fernsehverband wird aktiv. Gebührenzahler wollen Mitsprache“. Damals konkurrierten gleich mehrere Vereine darum, die Zuschauerschaft bei Hörfunk und Fernsehen vertreten zu dürfen. Die „Funk- und Fernsehfreunde e. V.“ (FFF) in Wuppertal beispielsweise verfolgten als Ziel die „Mitgestaltung und Mitberatung an den (…) Programmen aller Funk- und Fernsehsendungen“. Als Vorsitzender fungierte der Kaufmann und Nebenberufs-Komponist Hans Kölsch, der sogar eine Gesetzesänderung forderte, um den angeblich 3.000 Mitgliedern seines Vereins direkten Einfluss auf die Programmgestaltung zu ermöglichen. In etwas wirrer Diktion beschrieb er damals in einem Interview mit dem Süddeutschen Rundfunk seine Vorstellungen von einem verbesserten Programm: „Leichte Lektüre, leichtere Darbietungen. Meinetwegen gute Operetten. Oder sehr gute Fernsehspiele, die den Menschen im Prinzip erfassen. Aber die nicht so komplizierte Situationen darstellen, wie man das uns so manchmal inhaltlose Wiedergaben, die vollkommen desinteressiert sind.“ [Sic!] Weiterlesen

Kultserien: Die Spätberufene

„Meine Leser können mir alles verzeihen – ausgenommen Langeweile.“ So lautet die Arbeitsphilosophie der Kriminalschriftstellerin Jessica Fletcher, und tatsächlich ist Langeweile ein Fremdwort für ihre zahlreichen Anhänger – für die fiktiven, mit denen sie auf dem Bildschirm zu tun bekommt, ebenso wie für die realen, die in großer Zahl die amüsanten und spannenden Kriminalfälle verfolgen, in die Jessica Fletcher immer wieder aufs neue – mal mit, mal ohne ihr Zutun – verwickelt wird.

Die liebenswerte Starautorin ist eine freundliche ältere Lady und also eine eher untypische Krimiheldin. Erst spät, so die Vorgeschichte, kam die pensionierte Lehrerin zu ihrem ungewöhnlichen Metier: Nachdem ihr Ehemann verstorben war, suchte die geschäftigte Seniorin nach einem sinnvollen Zeitvertreib und verfiel aufs Krimischreiben. Fortan knüpfte sie eifrig Handlungsfäden und strickte Mordintrigen, häkelte Plots und klöppelte Spitzen-Thriller. Was als reines Freizeitvergnügen begann, erwies sich bald als lukrative Beschäftigung. Ihr Lieblingsneffe Grady (Michael Horton) sandte eines der Manuskripte an ein Verlagshaus, und über Nacht kam der Erfolg: Jessicas Romanerstling mit dem Titel „Der Leichnam tanzt um Mitternacht“ erklomm die Bestsellerlisten. Unversehens fand sich die Debütantin im Literaturbetrieb wieder. Seither ist sie eine begehrte Interviewpartnerin und gastiert häufig in Fernseh-Talkshows, sie muss Signierstunden abhalten und Lesereisen unternehmen, sie fungiert als Beraterin bei den Verfilmungen ihrer Werke und recherchiert zwischenzeitlich für ihre nächsten Romane. Wo immer aber sie sich gerade aufhält – meist dauert es nicht lang, bis ein Mensch aus ihrer unmittelbaren Umgebung einem Verbrechen zum Opfer fällt. Und wie die wesensverwandte Miss Marple lässt auch Jessica es sich nicht nehmen, mit ihrem Scharfsinn und ihrer ausgeprägten Beobachtungsgabe zur Lösung der meist sehr verzwickten Fälle beizutragen, insbesondere da die kraft ihres Amtes für derlei Tätigkeiten zuständigen Polizisten sich oftmals als engstirnige, misogyne, einzig auf ihre Dienstvorschriften geeichte Prinzipienreiter erweisen, die entscheidende Indizien sträflich missachten und statt dessen alles daran setzen, unschuldige Mitbürger hinter Gitter bringen. Weiterlesen

Die Generalüberholung hergebrachter Mythen

Sie sind erwacht, wurden aufgeschreckt oder reanimiert. Klassische Fabelwesen, aber auch Figuren aus jüngeren Mythologien: Dracula und Jack the Ripper, Norman Bates und Hannibal Lecter. Gleich ob die Geschichte historisch angelegt oder in die Gegenwart verpflanzt wurde, die Erzählhaltung ist modern. Oder postmodern, forciert vorgeführt in der Serie „Once Upon the Time“ – gerade in zweiter Staffel bei Super RTL –, wo sich Schneewittchen, Peter Pan, Pinocchio, Robin Hood im selben Kosmos tummeln. Der Wiedererkennungswert macht es dem Publikum leichter, wenn die Autoren fröhlich Mythen-Bricolage treiben und tolldreist zwischen Volks- und Kunstmärchen, zwischen Zeit- und Erzählebenen umher hüpfen.

Die Aneignung klassischer Erzählstoffe hat Tradition. Bram Stoker passte in seinem Roman „Dracula“ volkstümliche Vampirsagen dem viktorianischen Zeitgeschmack an; Cole Haddon macht den Blutsauger in seiner gleichnamigen TV-Serie von 2013 zum kapitalistenfeindlichen Rächer.

Ähnlich durchliefen andere mythische Figuren immer neue Metamorphosen, in Hörspiel, Comic, Roman, auf der Leinwand, im Fernsehen, bis hin zur ironischen Meta-Erzählung. Früh hervorgetan haben sich diesbezüglich Sam Raimi und Robert Tapert. Ihre Mitte der 90er lancierten Serien „Hercules“ und der Ableger „Xena“ waren gespickt mit satirischen Anspielungen. Auch gab es eine Musical-Episode und eine Folge, die unversehens in die Büros der Produktionsfirma blendete und die antiken Kabalen frech auf die Fernsehschaffenden selbst übertrug.

Damals zählten Alex Kurtzman und Roberto Orci zum Autorenstamm, die sich 2013 im gleichen Geiste gemeinsam mit „Underworld“-Regisseur Len Wiseman und Phillip Iscove die Gruselmär „The Legend of Sleepy Hollow“ vorknöpften. Weiterlesen

Ein Bier auf das Wohl des Verstorbenen

Kultserien sterben nicht, sie kommen immer wieder – nach der Einführung der Spartensender hat das Angebot ein solches Ausmaß angenommen, dass die Auswahl schwer fällt. Daher fortan an dieser Stelle ein paar Informationen, die als Entscheidungshilfen genutzt werden können, in jedem Fall aber ein paar Stichworte zur Genese der angelsächsischen Fernsehserie abliefern. Die nämlich begann entgegen anderslautenden Mitteilungen beileibe nicht erst mit den „Sopranos“ …

Den Anfang macht mit „Emergency Room“ eine der langlebigsten Kultserien. Derzeit läuft sie werktäglich um 18.30 Uhr bei Sixx.

Emergency Room („ER“, 1994-2009)

Krachend fliegen die Flügeltüren auf, im Eiltempo schieben Rettungssanitäter Unfallopfer durch die gleißenden Flure der Notaufnahme. Ein Rohbau ist eingestürzt, zwölf Menschen wurden verletzt, sieben davon schwer. Die mobile Kamera wechselt auf Höhe eines Patienten. Neonlampen jagen vorüber, Schwestern und Ärzte stoßen hinzu. Noch im Laufen erstatten die Sanitäter Bericht, machen atemlos Angaben zum Unfallhergang, zur Person des Patienten und zu den bereits erfolgten medizinischen Maßnahmen. Mit einer gemeinsamen Anstrengung wird der Verletzte auf eine Liege gehoben. Die Sanitäter verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Die Ärzte bellen knappe Anweisungen, geschäftige Assistenten und Schwestern führen sie aus. Medikationen, Diagnosen, Laborwerte schwirren durch den Raum, Defibrillatoren knallen, Beatmungsgeräte schnaufen, Vorhänge werden aufgerissen. Die Szenerie vermittelt den Eindruck beherrschter Hektik. Gefragt wird nicht, jeder Handgriff sitzt. Schließlich stabilisiert sich der Zustand des Patienten, und er kann an die zuständige Fachabteilung der Klinik weitergereicht werden.

Der Emergency Room ist die Unfallstation des Chicagoer ‚County General Hospital‚ und für die meisten Patienten nur eine Durchgangsstation. Nach der Erstversorgung werden sie gegebenenfalls nach Hause entlassen oder aber in die für sie zuständige Abteilung der Klinik eingewiesen. Für die Ärzte bedeutet dies, sich immer wieder, nicht selten in Sekundenschnelle, auf neue Krankheitsfälle einstellen zu müssen. Der Pilotfilm zu EMERGENCY ROOM zeigt das Team dieser Station in einem Zeitraum von vierundzwanzig Stunden. Dr. Mark Greene hat Bereitschaft, und sein Arbeitstag beginnt früh um fünf. Er wird von seiner Pritsche im Abstellraum gescheucht, um einen sturzbetrunkenen Kollegen zu versorgen, den Kinderarzt Dr. Ross. „Läßt der sich immer so gehen?“, will eine der Schwestern wissen. „Nur wenn er frei hat“, lautet Greenes trockene Antwort.

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Ein Saftsack in L.A.

Am 7. Februar um 22.10 Uhr bei Tele 5:

Blacula

That is one strange dude“, bemerkt einer der Aufführenden, wahre Worte, wie sie nur in billigen Filmen zu finden sind. Samuel Z. Arkoff, der große B-Film-Produzent, steckt dahinter, wenn ein Herr Mamuwalde aus Afrika anreist und beim Grafen Dracula vorstellig wird, um Hilfe gegen die Sklaverei zu erbitten. Statt diese zu gewähren, schnappt der Transylvanier zu, da es ihn nach der Gattin seines Gastes gelüstet. Jahre später begegnen wir Herrn Mamuwalde, der jetzt Blacula heißt, in Los Angeles. Und was er dort trieb, ward vom Publikum so gern gesehen, daß er im Jahr darauf ein weiteres Mal erstand und unter der Überschrift „Scream, Blacula, Scream“ Pam Grier nachstellte, die keinen Tarantino braucht, um einem blutschlürfenden Lustgreis Paroli zu bieten.

USA 1972, Farbe, 93 Min., Buch: Joan Torres, Raymond Koenig, Regie: William Crain, mit: William Marshall (Mamuwalde/Blacula), Vonetta McGee (Tina/Luva), Denise Nicholas (Michelle), Thalmus Rasulala (Dr. Gordon Thomas), Charles Macauley (Graf Dracula), Elisha Cook jr. (Sam) u. a.

Gut zu wissen: Bei einem Nachtclub-Besuch Blaculas tritt die Hues Corporation auf und leistet ihren Beitrag zum bis dato wohl souligsten Vampirfilm.

Aus: Schräg, schrill, scharf und schundig, RORORO, Reinbek 2000