Norwegische Schlachtplatte

Falls jemand am 23. August die ersten drei Folgen der Serie „Elven – Fluss aus der Kälte“ auf Arte versäumt hat und sich angesichts eher schmeichelhafter Kritiken sorgt, womöglich etwas verpasst zu haben: nein.

Man muss nicht jeden Mist, der aus Skandinavien zu uns heruntergereicht wird, zwanghaft und um der Mode zu genügen in den Olymp heben. Was vorrangig gegen „Elven“ spricht, sind die spekulativen Anteile. Da werden in einem stillgelegten Sägewerk dutzendweise menschliche Glieder zerlegt; und das erste Mordopfer ist ein zehnjähriges Mädchen. Der kriminalistische Plot käme vollends ohne diesen Mord aus; da zielen die Autoren vorsätzlich auf den Affekt, der sich einstellt, wenn Kindern Leid angetan wird. Auch ohne diese schäbige Nummer würde jeder Kritiker mit Berufsehre abraten. Die Handlung ist ein unglaubwürdiges, papierenes Konstrukt. Die Dialoge knirschen – zumindest in der deutschen Fassung –, die Regie versammelt eine Fülle an Nachlässigkeiten.

Statt jeden Ramsch skandinavischer Abkunft zu importieren, sollten sich die deutschen Sender mal wieder verstärkt in Großbritannien umschauen. Dort beherrscht man traditionell das Metier der guten Fortsetzungsserie, sehr viel länger, als HBO oder Netflix existieren. Um nur ein Beispiel zu nennen: „The A Word“ aus dem Jahr 2016. Eine Serie über ein Elternpaar, das widerstrebend akzeptieren muss, dass das gemeinsame Kind Autist – das titelgebende tabuisierte A-Wort – ist. Dramatisch, aber nicht trist, sondern bei höchstem Respekt für die seriös dargestellte Problematik doch originell und unterhaltsam erzählt.

So geht gutes Fernsehen.

Galgenhumor und berechtigter Zorn

Mareike Eigenwillig. (c) Nils Elixmann

„Bitte, macht weiter“, bat eine Zuhörerin die Autorinnen Mareike Eigenwillig und Martha Maschke im Juni nach deren Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die Lese-Rampe“. Die ironischen und frechen, kämpferischen und polemischen Texte der beiden Schriftstellerinnen, die sich aus eigenem Erleben literarisch mit dem Thema Krankheit, mit dem Gesundheitssystem und dem gesellschaftlichen Frauenbild auseinandersetzen, hatten großen Anklang gefunden. Und sie machen weiter – zunächst im September, wenn sie wegen der großen Nachfrage ein zweites Mal in der „Lese-Rampe“ zu Gast sein werden. Ein Novum in der Geschichte der noch jungen Osnabrücker Lesebühne.

„Viel Galgenhumor und wenig Selbstmitleid“ attestierte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ der Autorin Martha Maschke. Als einen Überlebenskrimi bezeichnet sie ihren biografischen, gerade in Neuauflage erschienenen Roman „Hommage an mein Bauchgefühl“, der tatsächlich hoch spannende Momente enthält. Es ist die Geschichte einer Ärzteodyssee mit zahllosen Stationen. Und offenem Ende. Die Erzählerin: „Ich brauche mal Urlaub. Nichts leichter als das? Ich habe da ein Problem. Ich müsste mich mitnehmen.“

Mit wachem Blick, lakonischem Sprachwitz, Charme und einer kräftigen Dosis Selbstironie schildert sie den windungsreichen Weg durch Praxen und Kliniken und versteht es, auch die Perspektive des medizinischen Personals einzunehmen. Ein Thema, das sie auf der Web-Seite www.singultus.de im Dialog mit dem Facharzt Dr. Frank Möllmann weiterverfolgt. Untertitel des Blogs: „Schluckauf in der Arzt-Patienten-Kommunikation“. Zu Martha Maschkes Lesung werden per Projektion illustrierende Cartoons von Ralf Badtke gezeigt.

Martha Maschke. (c) Michael Dropmann

Mareike Eigenwillig, in Bad Iburg aufgewachsen, Germanistikstudentin an der Universität Osnabrück, legt mit „Ich entscheide, Sophia starb“ ihren ersten, noch unveröffentlichten Roman vor. Mit Martha Maschke teilt sie eine ausgesprochen gute Beobachtungsgabe. Ihr Thema sind Essstörungen und die Selbstwahrnehmung junger Frauen: „Etwas stimmt ganz und gar nicht mit der Darstellung dieser Krankheit“, sagt die 23-Jährige. „Es fehlte ihr an Brutalität, Authentizität und Grausamkeit.“

In ihrem Roman bedient sich Mareike Eigenwillig eines literarischen Kniffs: Die Protagonistin Tilda kämpft mit einer anorektischen Bulimie. Und das im Wortsinne – die Krankheit nimmt greifbare Gestalt an, bekommt einen Namen: Sophia. Und Sophia ist ein ziemliches Biest, kann fordernd, manipulativ und verführerisch sein … Die Ich-Erzählerin Tilda widersteht und erliegt ihr, berichtet spitzzüngig, trotzig, passagenweise zornig.

Als Autorin ist Mareike Eigenwillig nicht unerfahren. Bereits als Teenager stand sie als Poetry Slammerin auf der Bühne, unter anderem in Bad Bentheim und Nordhorn. Bei einem Slam in Hamburg errang sie den ersten Platz und gewann einen Startplatz für die Vorrunde zur deutschen Meisterschaft. Inzwischen hat Mareike Eigenwillig, die auch als Journalistin tätig ist, den Schritt von der kurzen zur Langform getan. Ein zweiter Roman ist in Planung.

Veranstaltungsdaten:

„Die Lese-Rampe“ präsentiert: Mareike Eigenwillig und Martha Maschke
Termin: Samstag, 29.9.2018
Beginn: 20 Uhr
Ort: „Unikeller“, Neuer Graben 29, 49074 Osnabrück (Schloss)
Eintritt: freiwillige Spende (Pay After)
Platzreservierungen bis zum Vortag und nur unter der Mail-Adresse lese-rampe@gmx.de.

Studentische Auslese beim 33. Unabhängigen FilmFest

Im Rahmen eines Projektseminars beteiligten sich Studentinnen und Studenten der Universität Osnabrück an der Programmgestaltung des 33. Unabhängigen FilmFests Osnabrück. Aus über 300 Einsendungen stellten sie zehn Beiträge zu einem abendfüllenden Programm mit studentischen Kurzfilmen zusammen.

Mehr dazu hier: https://www.uni-osnabrueck.de/kommunikation/kommunikation_und_marketing_angebot_und_aufgaben/pressestelle/pressemeldung/artikel/studentinnen-und-studenten-der-uni-osnabrueck-gestalten-ein-kurzfilm-programm-des-unabhaengigen-filmfe.html