Tödliche Störung im Kurbetrieb

EIGENTLICH SOLLTE EIN KURAUFENTHALT DER GESUNDHEIT DIENLICH SEIN.
DOCH IN DIESER KLINIK LÄUFT ALLES EIN WENIG ANDERS …

Die E-Book-Version ist soeben erschienen und bei allen Anbietern erhältlich. Siehe  https://www.bookrix.de/_ebook-harald-keller-tod-auf-dem-zauberberg/ Die Paperback-Ausgabe ist in Vorbereitung.


DIE ERSTEN LESETERMINE, JEWEILS SEITE AN SEITE MIT MELANIE JUNGK:

3. Oktober, 19 Uhr, Fürstenau, Open Air, vor dem alten Amtsgefängnis
20. November, 20 Uhr, „Unikeller“, Osnabrück

Weitere Termine sind in Planung. Anfragen an keller-kultur-kommunikation@t-online.de.

 

 

Gastarbeiter

Die Produktionsfirma Ufa Fiction rühmt sich, dass sie mit „Deutschland 83“ und den Nachfolgestaffeln, Zitat, „das serielle Erzählen und Produzieren aus Deutschland national wie international neu definiert hat und damit zum Wegbereiter für viele weitere großartige Produktionen made in Germany wurde“. Was daran stutzen macht: Die Ideengeberin für „Deutschland 83“ ist diversen Quellen zufolge US-Amerikanerin. Jetzt geht man mit „Deutschland 89“ in die zweite Fortsetzung. Und hat sich mit Steve Bailie, Roger Drew, Ed Dyson, Michael und Lily Idov drei Briten, einen Russen mit US-Fernsehmarkterfahrungen und eine Russin ins Autorenteam geholt.

Steve Bailie war auch schon an „Deutschland 86“ beteiligt, weshalb diese zweite Staffel vielleicht etwas besser geriet als die krude Ursprungsserie, auch wenn einem wiederum stellenweise grober Unfug aufgetischt wurde. Beispiel: Da landet und startet ein Flugzeug in den Sandbergen der Sahara. Und das auch noch unbemerkt von den nahbei campierenden Beduinen.

Jedenfalls: Ohne Ausländer kommen wir einfach nicht klar.

Wo laufen sie denn?

Wann ist eine Fernseherzählung eine „Netflix-Serie“? Wann ist sie es nicht?

Nicht die größten aller Menschheitsfragen, aber als Medienjournalist möchte man ja den Ansprüchen der Redaktionen gerecht werden, ihnen unnötige Arbeit ersparen und sich den gewünschten Ordnungsprinzipien von vornherein anpassen.

Man bekommt also erklärt: „House of Cards“ (US) wird als „Netflix-Serie“ einsortiert, weil die Leserschaft sie dort gucken kann.

Ein klarer Fall.

Beziehungsweise …

Die Leserschaft kann „House of Cards“ (US) auch via Amazon, Chili, Google Play, iTunes, Joyn, Maxdome, Microsoft, Rakuten TV, Sky Ticket, Sky Go, Sony, Videoload beziehen. Macht man also Ernst mit der angegebenen Systematik, müsste „House of Cards“ (US) lo­gischerweise als „Amazon-Chili-Google-Play-iTunes-Joyn-Maxdome-Microsoft-Rakuten-TV-Sky-Ticket-Sky-Go-Sony-Videoload-Serie“ annonciert werden.

Geht natürlich nicht. So viel Platz hat man heutigentags nicht mehr auf den Medienseiten. Deshalb gibt es dort immer mehr Behauptungen und immer weniger Erklärungen.

Aber ist es gerechtfertigt, Netflix dermaßen herauszustellen?

Ja, indem man sich folgendermaßen behilft: Netflix hatte seinerzeit vom Hersteller der Serie exklusiv die Streaming-Rechte für das Produktionsland USA erworben. Mit dieser Be­gründung kann man Skeptikern und Verbraucherschützern entgegentreten.

Man müsste das Prinzip aber konsequent durchhalten. Das würde bedeuten, „The End of the F***ing World“ fortan nicht mehr, wie es noch häufig geschieht, als „Netflix-Serie“ ausgeben, da es sich doch um eine Serie des britischen Senders Channel 4 handelt. Also ist „The End of the F***ing World“ ab sofort eine „Channel-4-Serie im Amazon- und Net­flix-Vertrieb“.

So könnte es gehen.

Ähnlich verfährt die Serienkritik ja auch mit „Hubert und Staller“, „Armans Geheimnis“ und „Charité“. Wenn die Produktionen schon mal Erwähnung finden – öffentlich-rechtliches Fernsehen ist eher verpönt in den besseren Kreisen –, dann als „ARD-Serien“. Obwohl sie ebenfalls bei Netflix zu sehen sind. Nach der obigen, augenscheinlich nicht ganz schlüssi­gen Begründung wären sie demnach also ebenfalls „Netflix-Serien“. Unter anderem, denn mehrere Streaming-Dienste haben sie im Repertoire. Da stellt sich das gleiche Problem wie oben unter „House of Cards“ (US).

Alternativ gäbe es noch die Möglichkeit, in- wie ausländische Serien ihrem jeweiligen deut­schen Premierensender zuzuschreiben. Dann passt es bei „Hubert und Staller“ und so. „House of Cards“ (US) aber wäre eine „Sky-Atlantic-HD-Serie“ oder, sofern man sich an frei empfangbaren Sendern orientiert, eine „ProSieben-Maxx-Serie“, denn dort lagen die jeweiligen Erstverwertungsrechte.

Aber wie soll man dem durch die Schlagzeilen hastenden Publikum derart komplizierte Zusammenhänge noch nahebringen? Zumal das Stichwort „Netflix“ der Web-Publizistik über die Suchmaschinen mehr Leser zu­führt.

Man kann es nicht mit jeder Nichtigkeit dermaßen genau nehmen. Am Ende kommt noch jemand auf die Idee, im Journalismus so etwas wie eine Sorgfaltspflicht ein­führen zu wollen. Drolliger Gedanke …

Rennpappen, Rallyeflitzer und rare Oldtimer

Die launige Dokumentation „Autos im Sozialismus: Freiheit auf vier Rädern“ auf Arte wirft einen Blick zurück auf die Blechschmieden des Ostblocks.

Porsche kann jeder. Wer wirklich Aufmerksamkeit erregen möchte, fährt Saporoshez. Sapo… was? So lautet der Name einer weniger bekannten sowjetischen Automarke. Zwischen 1960 und 1994 wurden knapp dreieinhalb Millionen Fahrzeuge hergestellt und tauchen natürlich auch in der Populärkultur wie sowjetischen Spielfilmen auf. Die Moskauerin Kristina Traktirova und ihre Freunde haben sich auf die Restaurierung dieser Modelle spezialisiert. Sie unternehmen lange Touren quer durchs Land mit ihren Oldtimern – pannenfrei, wie sie betont –, und Traktirova lässt sich auch gern im Stil alter Werbeprospekte vor ihren wiederhergestellten Schätzchen fotografieren. (…)

Den Rest erfahren Sie hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/tv-kritik-arte-autos-sozialismus-mangelware-auto-dokumentation-90019522.html

Monster, Muster, Mutationen

Wo anfangen, wenn die Geschichte fantastischer Erzählungen aufgeblättert werden soll? Bezieht man religiöse Überlieferungen mit ein? Die klassischen Sagen des Altertums, wie sie einst von Pfarrer Gustav Schwab, um alle Pikanterien bereinigt, der Jugend dargebracht und noch im späten 20. Jahrhundert gern an Kindergeburtstagen verschenkt wurden? Ebenso wie „Die schönsten Helden- und Rittersagen des Mittelalters“ von „Eva Leitgeb“, Pseudonym des vormals aktiven Nationalsozialisten Gerhard Aichinger.

Die Autorin Vila Löffler geht in ihrer zweiteiligen Filmdokumentation „Die Geschichte der Fantasy“ einen anderen, originellen und sehr sinnvollen Weg. Sie zeigt mit Unterstützung von Praktikern und Experten die Erzählmuster dieses Genres auf, die sich dann von der Zuschauerschaft auf die bekannten Mythen übertragen lassen.

Einer der Gewährsleute ist Wolfgang Hohlbein. Nun wird der erfolgreiche Fantasy-Autor nicht einfach wie in konventionellen TV-Dokumentationen vor die Bücherwand gesetzt und abgefragt.

Weiter geht es hier mit der Rezension, für die leider nur der erste von zwei Teilen berücksichtigt werden konnte: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/tv-kritik-die-geschichte-der-fantasy-arte-monster-muster-mutationen-tv-90016663.html