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Ein letzter Tanz vor dem Tod

Rezensionsexemplare auf Anfrage via keller-kultur-kommunikation at t-online.de.

Wenn Justiz und Königshaus die Verbrechensaufklärung unterlaufen

Jetzt in der Arte-Mediathek: Die international erfolgreiche belgische Politkrimi-Serie „Salamander“

Der Plan ist brillant. Eine Gangsterbande dringt nächtens in die Brüsseler Privatbank Jonkhere ein und bricht deren Schließfächer auf. Nur ausgesuchte Safes, die vorher von einem Komplizen mit unsichtbarer Tinte gekennzeichnet wurden. Wertpapiere und alles sonstige, was auf ihre Spur führen könnte, lassen die Verbrecher liegen, nehmen nur Edelsteine, Gold und, vor allem, brisante Dokumente mit. Das Gold kann man einschmelzen, mit den Dokumenten Gegenleistungen erpressen.

Die familiengeführte Bank ist ein angesehenes Haus. Die Kunden haben hohe Positionen in der Wirtschaft, Politik, dem Militär inne oder gehören dem Königshaus an. Und alle haben dunkle Geheimnisse, die besser nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Der Inhaber der Bank weiß das. Und verzichtet wohlweislich darauf, die Polizei zu informieren.

Weiter geht es hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/salamander-tv-kritik-arte-fernsehprogramm-serie-film-perfektes-verbrechen-90471241.html

Kurzfilmfan nur bei Bedarf

Vor einem Jahr gab es eine Fülle kritischer Berichte, weil die 3sat-Senderleitung die Kooperation mit den Oberhausener Kurzfilmtagen einzustellen gedachte. Deutlich seltener war zu lesen, dass, so eine Verlautbarung vom 15. Dezember 2020, die Zusammenarbeit erneuert und dass 3sat einen mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreis stiften sowie Preisträgerfilme erwerben wird. Jetzt darf man gespannt sein, wie viele der Kurzfilmbefürworter in den publizistischen Medien auf den Sendetag 8. Mai hinweisen, wenn 3sat anlässlich der 67. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ein Kurzfilmprogramm ausstrahlt.

Auch bei anderen öffentlich-rechtlichen Sendern übrigens gibt es Kurzfilme, linear und online, bei Arte sogar wöchentlich. Bei entsprechenden Themenangeboten aber winken die Medienredaktionen ab, sofern man den Sachverhalt nicht skandalisieren kann.

Hashtag: Bigotterie.

Links (Auswahl):

https://www.arte.tv/de/videos/kino/kurzfilme/

https://www.ardmediathek.de/sendung/kurzfilme/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kZXJlaWhlbi9hYjdiN2M3MC0wNjAxLTQ2MmMtOGIwOS02MGQ2ZGI1NmYyMWM/

https://www.rbb-online.de/derrbbmachts/kurzfilm/vier-waende-berlin–30-filme-mit-abstand.html

https://www.br.de/mediathek/sendung/kurzfilmnacht-av:584f4c7c3b467900117c24e2

Liebe Maskenbildner …

… wäre es nicht langsam mal Zeit für einen neuen Look?

Fotos:

Oben links: Alycia Debnam-Carey (mit Eliza Taylor) in „The 100“ (2014), Warner Home Video

Oben rechts: Marie Avgeropoulos in „The 100“ (2014) , Warner Home Video

Unten links: Katheryn Winnick in „Vikings“ (2013), 20th Century Fox Home Entertainment

Unten mittig: Jeanne Goursaud in „Barbaren“ (2020), Gaumont/Netflix

Unten rechts: Melika Foroutan in „Tribes of Europa“ (2021), Wiedemann & Berg Television/Netflix

Der Revierchef und die universelle Schuld

Kürzlich ergab sich Gelegenheit und nach der Lektüre zweier richtig schlechter Kriminalromane auch das Bedürfnis, mal wieder einen der alten Meister zu lesen, Janwillem van de Weterings „Ketchup, Karate und die Folgen“, im Original „The Mind-Murders“, aus dem Jahr 1981. „Ketchup“ und „Karate“, im deutschen Titel so prominent erwähnt, sind die Spitznamen zweier Streifenpolizisten, die gern einmal mit Verve und Unvernunft übers Ziel hinausschießen.

Van de Weterings Romane, die frühen zumal, ermöglichen eine Wiederbegegnung mit dem ‚alten’ Amsterdam der 1970er- und 1980er-Jahre. Er kannte es gut, denn er war dort selbst eine Zeitlang auf Streife gegangen.

Zugleich erlebt man eine andere Form von Kriminalliteratur. In „Ketchup, Karate und die Folgen“ gibt es bis zur Hälfte des Buches keine Leiche. Einen eher vagen Verdacht, aber auch erhebliche Zweifel. Grijpstra, De Gier und der alte Commissaris, Van de Weterings wiederkehrende Helden, wägen und sinnieren, trödeln herum, hocken, natürlich nur zu Recherchezwecken, an der Theke und führen philosophische Gespräche. Die entbehren nicht dessen, was Robert Gernhardt als „literarische Hochkomik“ bezeichnet hätte. Gemeint sind Sätze wie:

„Man hat mir nie geistigen Scharfblick vorgeworfen, aber mir scheint, du verdrehst deine Argumente.“ (Grijpstra)

„… ins Café Beelema gehe ich, wenn es mir zu schwer wird, die universelle Schuld zu tragen.“ (Revierleiter)

„… man sagt auch, die Haager seien wirkliche Menschen.“ – „Es ist unmöglich, Leute aus Den Haag zu diskriminieren.“

Revierleiter Jurriaans pflaumt in Erinnerung an den Tränenausbruch eines Streifenpolizisten: „Das ist in meiner Polizeiwache ein seltsames Verhalten, mit dem ich mich nicht abfinde.“ Von Jurriaans stammt auch dieser angesichts seines Standes ausgesprochen goldige Spruch: „Ich versuche, mich an das Gesetz zu halten, insoweit mich die Behörden nicht daran hindern.“

Spannend sind die Geschichten trotzdem. Vielmehr: genau deswegen.

Bücher in der Manier Van de Weterings – der buddhistisch geprägte Schriftsteller verzeichnete internationale Bestseller – dürften es heute schwer haben, einen Verlag zu finden. Zumindest nicht in der Krimisparte. Wenn da nicht auf den ersten fünf Seiten ein in Menschenblut schwimmender Tatort entdeckt oder eine in allen Einzelheiten ausgeführte abscheuliche Gewalttat begangen wird, ist das Skript schon unterwegs Richtung Friedhof der ungelesenen Manuskripte.

In „Ketchup, Karate und die Folgen“ lässt Van de Wetering den Verleger Frits Fortune sagen: „Gewiß, aber was wissen meine Autoren? Die wissen, wie man Unwissen auf zweihundert Seiten verbreitet. Die phantasieren oder lügen geradeheraus und verbinden Unsinn mit Fälschung.“

Wer kennt nicht einen Roman jüngerer Prägung, auf den diese Worte passgenau zutreffen?

Die Welt im Spiel

Meg (Alexa Davies) macht jetzt einen Livestream. Der Kissenbezug auf ihrem Kopf soll sie immun gegen Verehrer machen. Bildunterschrift und Foto: © ZDF / Mr Whisper

Auch wenn einem das Milieu der Computerspielerinnen und -spieler, vulgo Gamer beziehungsweise E-Sportler, eher fernsteht, sollte man sich nicht abschrecken lassen, der britischen Serie „Dead Pixels“ (heute ab 23:30 Uhr linear bei ZDFneo und ab morgen zwei Staffeln in der ZDF-Mediathek) einen Blick zu gönnen. Als früherer Fachjournalist kennt der Serienschöpfer Jon Brown die Szene, porträtiert sie frech und verständnisvoll zugleich, spielt aber auch eine gewisse Lebenserfahrung aus und trifft Aussagen, die über den engeren Kreis der von ihren Kunstwelten gebannten schrulligen Charaktere hinausreichen. Sehr britisch, das Ganze, von jener Art, die mehr Respekt verdient als noch die verwegensten, aber nichtssagenden, im Kulissenzauber sich erschöpfenden Schauer-, Fantasy- oder Superhelden-Epen.

Wobei es natürlich immer auch beeindruckende Ausnahmen wie die HBO-Version von „Watchmen“ gibt.

Mehr zu „Dead Pixels“ und der ebenfalls von Brown kreierten Serie „Loaded“ hier: https://www.epd-film.de/tipps/2021/mediathek-dead-pixels