Notizen aus dem Fahrerlager 6

Es kann einem passieren, dass man auf dem Weg zum Flughafen mit zwei dunkelhäutigen Fahrgästen an Bord mitten im Land vom Zoll angehalten wird. Die beiden Beamten hatten offenbar eine Runde Guter-Bulle-böser-Bulle im Sinn. Der Freundliche ließ sich erklären, welchem Ziel man zustrebe und zu welchem Behufe. Der andere erkundigte sich mit strenger Miene bei den beiden Passagieren, die gerade von einem Auftritt bei einem Musikfestival kamen und den Heimflug antreten wollten, ob sie denn vielleicht Waffen nach Deutschland eingeführt hätten. Der Chauffeur übersetzte. Die Musiker stutzten einen Verdachtsmoment lang und brachen dann in schallendes Gelächter aus. Die Sachlage durchschauend, lachten die beiden Uniformierten mit – der eine fröhlich, der andere etwas gezwungen. Dann nahmen sie der Form halber noch eine Personenüberprüfung vor und rollten von dannen, um sich anderswo auf die Lauer zu legen.

Pressemitteilung

Ein Vierteljahrhundert im Zeichen der Filmkunst

Das Unabhängige FilmFest Osnabrück widmet sein Jubiläumsprogramm der Suche nach Idealen

Das Unabhängige FilmFest Osnabrück feiert sein 25. Bestehen und präsentiert vom 6. bis 10. Oktober 2010 erneut eine Auslese außergewöhnlicher, engagierter und auch unterhaltsamer Filme mit gehobenem Anspruch. Neben bewährten Programmpunkten wie der Vergabe des Osnabrücker Friedensfilmpreises wird es im Jubiläumsjahr einige Neuerungen geben.

Das Hauptmotto des diesjährigen Festivals lautet „Ideal“. Die Auswahlgremien hielten Ausschau nach filmischen Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen oder persönlichen Idealen, nach Visionen für eine „ideale Welt“ oder auch nach kritischen Thematisierungen von illusionierten Idealen. Mit „Jung ist…“ gibt es erstmals eine Sektion, deren Beiträge ausschließlich von Jugendlichen ausgewählt und im Zuge der Aufführungen auch vorgestellt werden. Weitere Programmsäulen sind der 2009 eingeführte Schwerpunkt zum lateinamerikanischen Kino „Vistas Latinas“, der in diesem Jahr Filme aus Peru, Mexiko, Kolumbien und Brasilien vorstellt, und die Sparte „Europe Unlimited“. Wie immer verdienen auch die Kurzfilmprogramme mehr als nur einen flüchtigen Blick. Auch namhafte Stars wissen das kleine Format zu schätzen: In diesem Jahr treffen Kurzfilmfreunde auf Osnabrücker Leinwänden u. a. auf Mitwirkende wie Bibiana Beglau, Alice Dwyer, Cosma Shiva Hagen, Nina Kronjäger, Lisa Martinek, Lars Rudolph, Reiner Schöne …

Im Fokus: Israelisches Kino

Das Jubiläumsprogramm verzeichnet mit dem packenden israelischen Anti-Kriegsdrama „Lebanon“ den letztjährigen Gewinner des Goldenen Löwen von Venedig und Gewinner des israelischen Academy Awards. Mit dem originellen Dokumentarfilm „Jaffa – The Orange’s Clockwork“ ist ein weiteres Beispiel des derzeit international sehr erfolgreichen israelischen Filmschaffens im Programm vertreten. Der 1964 in Haifa geborene, in Frankreich lebende Regisseur Eyal Sivan lässt die Geschichte der Jaffa-Orange Revue passieren und zugleich die der Stadt, die ihr den Namen gegeben hat. Aus historischem Material – schon 1913 drehte die Edison Company eine Dokumentation mit dem Titel „Jaffa, der Hafen von Jerusalem und seine Orangen-Industrie“ – und der Begegnung mit israelischen und palästinensischen Zeitgenossen schuf Sivan ein Kaleidoskop aus Landes- und Industriegeschichte(n), aus nationalem Mythos und analytischer Rückschau. Voraussichtlich wird Eyal Sivan seinen Film in Osnabrück persönlich vorstellen.

Zu Gast in Osnabrück

Erwartet werden ferner unter anderem die peruanischen Brüder Daniel und Diego Vega, deren Film „Im Oktober werden Wunder wahr“ (Preis der Jury beim diesjährigen Festival von Cannes) in der fünfteiligen Festivalsektion „Vistas Latinas“ als Deutschlandpremiere zur Aufführung gelangt. Ihr Kommen zugesagt haben ferner Olaf Saumer, der Regisseur des Eröffnungsfilms „Suicide Club“, sowie einige seiner Darsteller/innen. Michael Stock wird in Osnabrück seine sehr persönliche Dokumentation „Postcard to Daddy“, die Geschichte eines Missbrauchs und dessen Folgen, vorstellen. Auch Manuel Fenn („Adrians Traum“), Miraz Bezar („Min Dit – Die Kinder von Diyarbakir“), Andreas Volz oder Seweryn Zelazny („Kleine Wölfe“) werden die Aufführungen ihrer Filme begleiten.

Neue Preiskategorien

„Postcard to Daddy“, die Dokumentation „Les Arrivants“ über den bitteren Alltag französischer Asylbewerber, der chilenische Film „Mi Vida con Carlos“ über die Suche des Filmemachers nach Spuren seines ermordeten Vaters und der bereits mehrfach ausgezeichnete türkische Spielfilm „A Step into the Darkness“ über die verzweifelte Odyssee einer jungen Frau, deren Heimatdorf von US-Soldaten überfallen wurde, stehen im Wettbewerb um den von der VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland und der Volksbank Osnabrück eG mit 5.000 Euro dotierten Friedensfilmpreis der Stadt Osnabrück. Weitere Preiskategorien sind der von einer fünfköpfigen Schülerjury vergebene Filmpreis für Kinderrechte, der bereits zum zehnten Mal vom Fachbereich für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Osnabrück gestiftet wird. Den besten Kurzfilm wählen traditionell die Festivalbesucher und prämieren ihn mit dem vom Studierendenparlament der Universität Osnabrück bereitgestellten Preisgeld in Höhe von 500 Euro. Neu eingerichtet wurde der Ernst-Weber-Filmpreis für Filme, die sich in herausragender Weise mit dem Thema Solidarität befassen. Ebenfalls zum ersten Mal wird der vom Landkreis Osnabrück mit 1.000 Euro ausgestattete Kurzfilmpreis für Zivilcourage vergeben. Die zuständige Jury setzt sich aus filminteressierten Jugendlichen zusammen.

Ein kleines bisschen Horrorshow

Im Rahmenprogramm des Festivals gibt es Aufführungen außerhalb der klassischen Spielorte, darunter das „AbFahrKino“,  eine Rundreise per Bus zu leicht unheimlichen Orten, wo sich die Teilnehmer durch passend ausgewählte Filme einen gehörigen Schrecken einjagen lassen können. Darüber hinaus widmet das FilmFest ein leerstehendes Ladenlokal in ein temporäres Kino, das KampKino, um. Schon eine kleine Tradition ist das Warm Up zum FilmFest: Bereits am 25.09. verwandelt das Hamburger Team von A Wall is a Screen die Osnabrücker Innenstadt in ein Wanderkino.

Aktuelle Änderung

Entgegen ersten Ankündigungen wird der Film „Hoffenheim – Das Leben ist kein Heimspiel“ nicht im Programm vertreten sein.

Das aktuelle Programm finden Sie unter http://www.filmfest-osnabrueck.de.

Weitere Informationen, Interviewvermittlung und Presseakkreditierungen:

Birgit Mueller

FON: ++49(0)541 – 2 98 24

email: birgit@ffos.net

Notizen aus dem Fahrerlager 5

Man lernt auf seine alten Tage noch bislang unbekannte Glücksgefühle kennen. So wenn man spät abends in einer Wohngegend mit dicht an dicht parkenden Autos eine kleine Lücke entdeckt und den ausladenden Neun-Sitzer-Bus zentimetergenau und unfallfrei hinein manövriert. Und wenn der Schlüssel abgezogen ist, ist einfach Feierabend. Herrlich.

Als die Leser frech geworden

Aus gegebenem Anlass kommentiert ein Leser des „Kölner Stadt-Anzeigers“: „Medienjournalisten schauen kein Fernsehen, denn sie schreiben für Leute, die Fernsehen doof finden.“

Für diese These spricht, dass auch andernorts das Lesepublikum gehörig verschaukelt wurde: „Die ARD zeigt eine erfreulich unverkrampfte Komödie über den Erfolgsdruck in der modernen Arbeitswelt“. Also wirklich. Ein Fernsehfilm um 20:15 Uhr an einem Montag – wie kommt man da auf die ARD?

Wenn man dann noch liest – das hat jetzt mit Medienjournalisten weniger zu tun -, dass Klaus von Dohnanyi gleich mehrfach zu „Hans von Dohnanyi“ gemacht wurde, dann kommen dem einfachen lesenden Volk naturgemäß Gedanken wie der, wonach die Leidenschaft, mit der manche Verleger wider die Internet-Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender wettern, vielleicht doch besser auf die Qualität der eigenen Zeitung angewandt würde.

Andererseits: Wir sollen ja nicht denken, nur lesen. ’schuldigung.

Tiger und Enten

Nichtsnutzige Tageszeitungen: Seitenweise Auslassungen über Judith Rakers goldene Locken, aber kein Hinweis, dass Tom Jones bei „3 nach 9“ zu Gast sein und ein wenig Leben in die meist träg-tranige Runde bringen würde. Ist ja nicht so, dass der walisische Soul-Bruder alle Naslang in einer deutschen Talkshow auftritt. Nur gut, dass es Wiederholungen gibt. Oder Angebote wie dieses hier. Das, da mögen die Verleger ruhig schäumen, als Zeitzeugnis auf immer und ewig im Web verbleiben sollte.

Bei der Gelegenheit und um die Zeilen ein wenig aufzufüllen schnell noch ein Nasenstüber für gewisse Musikkritiker: Das jüngste Werk des Meisters – es trägt den Titel „Praise & Blame“ – zeigt keinen „neuen“ Tom Jones. Sondern den, den treue Konzertbesucher seit vielen Jahren kennen, weil Jones‘ Show immer einen Akustik-Part mit Gospel, Folk und Blues umfasst. Diese besinnliche Note war übrigens  auch auf dem Vorgängeralbum „24 Hours“ schon gegeben. Mit dem Titelstück nämlich. Zu schweigen von der LP „Carrying a Torch“, zu der u. a. Van Morrison beisteuerte. Aber warum sich sachkundig machen, wenn man  stattdessen das Lesepublikum so viel billiger mit müffelnden Schlüpfergeschichten aus dem vergangenen Jahrhundert abspeisen und damit denn auch  zum Gähnen bringen kann.

Notizen aus dem Fahrerlager 4

Ein herzliches Dankeschön den Grenzbeamten am Düsseldorfer Flughafen, denn sie haben dem Mann vom Fahrdienst den Lohn für eine zusätzliche Stunde Arbeitszeit geschenkt. So lange dauerte es, eine aus Damaskus anreisende Kulturmanagerin auf ihre guten Absichten hin zu überprüfen. Insbesondere war die Frage zu klären, ob sie ihr Notebook nach Deutschland einzuführen gedenke. Eine berechtigte Frage. Denn der deutsche Verbraucher lechzt ja förmlich nach syrischen Notebooks älterer Bauart. Dieses aber bekam er nicht. Das war für den Eigenbedarf bestimmt.

Wortlaute

Wenn man in einem Moment der Muße zufällig auf diese Medienseite stößt und hernach auf jene, muss man sich doch fragen: Wieviele Interviews hat Jan Freitag wohl mit Judith Rakers geführt? Und hat die pfiffige Frau Rakers tatsächlich in jedem Gespräch einige ihrer Sätze wortgleich wiederholt?

Und sollten Zeitungen nicht eher bestehende Fragen beantworten anstatt neue aufzuwerfen?