Du musst ihn kriegen

Steven Seagal versucht sich im echten Leben als Verbrecherjäger

Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht auf irgendeinem Sender ein Steven-Seagal-Film zu sehen ist. Ein Ausstoß von mindestens zwei Spielfilmen pro Jahr ist normal für den dicken alten Mann des Actionkinos.

Seagal erlernte schon als Knabe fernöstliche Kampfkünste, führte später eine Kampfschule in Japan, arbeitete als Bodyguard und brachte Hollywood-Prominenten wie Sean Connery die Kunst der Selbstverteidigung nahe. Zu seinen Kunden zählte mit Michael Ovitz einer der mächtigsten Agenten im Showgeschäft, der seinen Trainer zum Leinwand-Star aufbaute. Im fortgeschrittenen Alter von 36 Jahren gab Seagal 1988 mit „Nico“ neben Pam Grier und Sharon Stone sein Schauspieldebüt.

Es folgten einige Kassenhits, der größte war „Alarmstufe: Rot“, eine gewitzte Variante des „Stirb langsam“-Modells mit dem großartigen Tommy Lee Jones in Keith-Richards-Montur als Oberstrolch. Seit 2003 produziert Seagal B-Filme direkt für den Videomarkt. Das hat seine Vorteile: Kleine Produktionen sind leichter zu finanzieren und schneller in der Gewinnzone. Seagal ist nicht der einzige, der dieses risikoreduzierte Geschäftsmodell verfolgt.

So flink wie in jungen Jahren ist der einstige Haudegen allerdings nicht mehr. Ein deutscher Schauspieler mit US-Erfahrung berichtete am Rande eines Pressegesprächs, dass sich Seagal selbst bei Szenen mit minimalen Bewegungsabläufen doubeln lässt. Was sein Mienenspiel anlangt, gehört der Minimalismus ohnehin seit je zu seinen Markenzeichen.

Mit „Steven Seagal – Lawman“ wandte er sich 2009 dem Reality-Fernsehen zu. Seine Tätigkeit als Berater der Polizei von Jefferson Parish hatte ihm Jahre zuvor zu einem Nebenjob als Hilfssheriff verholfen. Und bei dieser Tätigkeit ließ Seagal sich zeitweilig filmen. Einen Gefallen hat sich der bekennende Buddhist damit nicht getan. Seagals Stärke liegt wohl eher in der Theorie: Er schwadroniert über die Gefahren im Dienst, belehrt die altgedienten Profis, hält sich aber erkennbar hinter dem Rücken seiner Kollegen, sobald es brenzlig zu werden droht. Und er wird zur Nervensäge, wenn der Partner am Steuer die Verfolgung eines Wagens aufnimmt. Unruhig herumrutschend, gibt Seagal dem Kollegen überflüssige Anweisungen wie „Du musst ihn kriegen, Johnny! Na los!“ Jede Wette, dass Johnny heilfroh ist, wenn er den Filmstar endlich wieder vom Hals hat.

Die filmische Umsetzung baut erkennbar auf künstlicher Aufregung. Echten Nervenkitzel liefern Seagals Patrouillenfahrten nicht im Entferntesten – aber sie sind ungewollt ziemlich lustig.

Steven Segal – Lawman“, ab 10.4., mittwochs, 23.00 Uhr, RTL II

Alarmstufe: Rot“, 13.4., 22.00 Uhr und 2.00 Uhr, Sat.1