Übereinstimmend besprochen

Die ARD vermeldete in der vergangenen Woche, dass die werktags im Vorabend- bzw. Werberahmenprogramm ausgestrahlte Seifenoper „Verbotene Liebe“ nicht fortgeführt werde. Der Schritt war absehbar, erste Abgesänge wurden bereits publiziert. Medienjournalismus funktioniert halt in gewissem Sinne antizyklisch. Beispiel: Erst fordert man die Verjüngung des ZDF-Programms; kommt der Sender dem wenn auch in kleinen Schritten nach, wird prompt die angebliche Diskriminierung der älteren Zuschauer zum Thema gemacht.

Ähnlich bei den Soaps: Bislang war es nahezu Konsens, diese Sendeform pauschal als wertlos hinzustellen, eine Argumentationslinie, die sich am besten ohne genauere Kenntnis des Gegenstandes verfolgen lässt. Der Berliner „Tagesspiegel“ immerhin hat mal bei Wikipedia nachgeschaut. Oder umgekehrt? Der entsprechende Beitrag ist auf der Web-Seite des „Tagesspiegels“ auf den 18.7.2014 datiert. Die zitierte Passage war bei Wikipedia schon vor diesem Datum zu lesen. Wie auch immer: Der Grad der Übereinstimmung erreicht einen Zufallswert, der locker für einen höheren Lottogewinn ausreichen würde. Ein Schelm, wer dabei an das Leistungsschutzrecht („Snippets“!) denken muss.

„Tagesspiegel“, 18.7.2014, 10:58 Uhr:

„Im Gegensatz zu Soaps wie „Lindenstraße“, „Marienhof“ (der vor drei Jahren eingestellt wurde) oder „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ist der maßgebliche Teil der Handlung von „Verbotene Liebe“ in der Oberschicht angesiedelt, nur marginal werden Probleme des sogenannten Durchschnittsbürgers behandelt. Der Dauerplot: Intrigen in Adelsfamilien. Die Leute heißen von Anstetten, von Beyenbach oder von Lahnstein, wie das Serienbiest Tanja von Lahnstein. Das Ganze hatte mehr mit „Dallas“ oder „Denver-Clan“ zu tun und setzen sich damit von deutschen Soaps ab, die mehr Identifikationspotenzial für den Zuschauer bieten. „Verbotene Liebe“ spielt zudem bewusst auch mit den sozialen Unterschieden zwischen der gehobenen Gesellschaft Düsseldorfs und der Mittelschicht, wie sie von der Familie Brandner verkörpert wird.“

Wikipedia:

„Im Gegensatz zu Soaps wie Lindenstraße, Marienhof, Unter uns oder Gute Zeiten, schlechte Zeiten ist der maßgebliche Teil der Handlung von Verbotene Liebe in der High Society angesiedelt, eher marginal werden Probleme des sogenannten Durchschnittsbürgers behandelt. Die Intrigen in den Adelsfamilien, wie sie anhand derer von Anstetten, von Beyenbach oder von Lahnstein geschildert werden, erinnern eher an US-amerikanische Soaps wie Dallas oder Der Denver-Clan und setzen sich damit von besagten anderen deutschen Soaps ab, die weitaus mehr Identifikationspotenzial für den Zuschauer bieten. Verbotene Liebe spielt zudem bewusst auch mit den sozialen Unterschieden zwischen der gehobenen Gesellschaft Düsseldorfs und der Mittelschicht, wie sie beispielsweise von der Familie Brandner verkörpert wird.“

Müssten in solchen Fällen nicht eigentlich: der verantwortliche Redakteur abgemahnt werden, der Ressortleiter zurücktreten und die Herausgeber sich bei der Leserschaft entschuldigen?