Verfolgte Unschuld, mitreißende Komödiantin, Kultfigur

Der Horrorklassiker „Halloween“ machte sie zum Weltstar: Arte zeigt ein Filmporträt der Hollywood-Schauspielerin Jamie Lee Curtis.

Frankfurt – Mit 19 Jahren absolvierte Jamie Lee Curtis ihren ersten Auftritt vor einer Filmkamera. „Visitors in Paradise“ hieß die Episode der Kriminalserie „Quincy“. Beinahe prophetisch, denn das Engagement markierte ihren Eintritt in das Filmgeschäft, in dem sie sich lange Zeit eher wie eine Besucherin und fremd fühlen sollte.

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Witze machen, vom Fachmann erklärt

Die Ovation gab es gleich vorneweg. Kaum dass er die Bühne betreten hatte. Die Legende. Der Gigant. Der Titan der Comedy. John Cleese.

Und das sei gleich gesagt: Jeder, der sich in Deutschland als „Comedian” ausgibt, kann von diesem 82-Jährigen noch viel lernen. Ohne Ausnahme. Und auch alle Mimosen und Mimosinnen, alle Stirnrunzler und -runzlerinnen, alle Schmollnasen, Übelnehmerinnen und Übelnehmer. Ganz beiläufig nämlich hielt Cleese eine kleine Vorlesung zum Thema, was Humor darf und was nicht. Der oder die Witzelnde darf zum Beispiel lustige Beleidigungen zum Besten geben – was Cleese dann auch gleich mal exemplarisch vorführte –, sofern die Invektiven nicht dazu dienen, sich und seinesgleichen durch die Herabsetzung anderer über jene zu erheben. Ehrenwerte Komiker machen keinerlei Unterschiede, knöpfen sich alles, jeden und jede vor und beziehen sich auch selbst mit ein.

Schon vor zwei Jahren war der Abend angesetzt, Covid, der ewige Spielverderber, hatte das Gastspiel zunächst vereitelt. Aber Cleese lässt sich nicht unterkriegen und holt die Tournee in diesen Tagen nach. Das Programm heißt noch immer „Last Time to See Me Before I Die”. Diese Art von Humor bestimmte denn auch den gesamten Vortrag.

Los ging’s mit der Durchsage, Mr. Cleese habe eben den zweiten Herzinfarkt dieses Tages erlitten und werde momentan noch defibrilliert, um ihn für den Abend fit zu machen. Und es endete damit, dass John Cleese entgegen der früheren Aussage, er machte den „Silly Walk” nicht mehr, weil sein Körper überwiegend aus Ersatzteilen bestehe, mit dem „Silly Walk” von der Bühne ging, nur um noch einmal im Rollstuhl hereingefahren zu werden. Eine Assistentin übernahm es dann, mit dem Arm des wie leblos hingesunkenen Meisters zu winken. An evening not meant for the faint of heart. Und nicht für die Fans von Daniel Craig. Cleese gehört zur Pierce-Brosnan-Fraktion und wusste das auch zu begründen.

Der zweite Teil des Abends bestand darin, dass John Cleese Fragen beantwortete, die man ihm zuvor per Mail zukommen lassen durfte. Frech oder pietätlos sollten sie sein. Da waren natürlich ein paar Schlauberger dabei, die ihn in Verlegenheit bringen wollten. Aber doch nicht mit Mr. Cleese! Er beantwortete alles spontan, gewitzt und geistreich, ob es um seinen bevorstehenden Tod ging, die im Saal aufgestellten Monitore mit den Erinnerungshilfen oder was auch immer. Nett, sympathisch und humorvoll. Schwarzhumorig, versteht sich. Oder wie man heute sagen müsse: humour of color. Er war am Ende so in Fahrt, dass sein Bühnenpartner die Show beenden musste. Cleese hätte womöglich noch lange weitergemacht.

Nachdem er im ersten Teil die US-amerikanische Stadt Cleveland in Grund und Boden gewitzelt hatte, wurde er gefragt, wo er lieber sterben würde, in Cleveland oder Enschede? Die Antwort: Cleveland. Empörtes Gemurmel des Enscheder Publikums. Nachgeschobene Erklärung: Er sterbe lieber an einem Ort, den er schnell hinter sich lassen möchte.

Hat nach meinem Dafürhalten aber noch Zeit mit dem Sterben.

Zum ersten Teil gehörte ferner ein Block mit aberwitzigen Hotelerlebnissen, von ihm kommentiert mit den Worten, er habe so viele von diesen Anekdoten, dass er noch eine ganze Staffel von „Fawlty Towers” (seine Lieblingsszene aus der Serie, natürlich eine BBC-Produktion, ließ er einspielen) damit füllen könnte.

JA! Bitte! Unbedingt! Gleich nach Ende der Tournee sofort ans Werk, Mr. Cleese. Auf geht’s! Bittebittebitte …

Kurzfilmfan nur bei Bedarf

Vor einem Jahr gab es eine Fülle kritischer Berichte, weil die 3sat-Senderleitung die Kooperation mit den Oberhausener Kurzfilmtagen einzustellen gedachte. Deutlich seltener war zu lesen, dass, so eine Verlautbarung vom 15. Dezember 2020, die Zusammenarbeit erneuert und dass 3sat einen mit 2.500 Euro dotierten Nachwuchspreis stiften sowie Preisträgerfilme erwerben wird. Jetzt darf man gespannt sein, wie viele der Kurzfilmbefürworter in den publizistischen Medien auf den Sendetag 8. Mai hinweisen, wenn 3sat anlässlich der 67. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen ein Kurzfilmprogramm ausstrahlt.

Auch bei anderen öffentlich-rechtlichen Sendern übrigens gibt es Kurzfilme, linear und online, bei Arte sogar wöchentlich. Bei entsprechenden Themenangeboten aber winken die Medienredaktionen ab, sofern man den Sachverhalt nicht skandalisieren kann.

Hashtag: Bigotterie.

Links (Auswahl):

https://www.arte.tv/de/videos/kino/kurzfilme/

https://www.ardmediathek.de/sendung/kurzfilme/Y3JpZDovL21kci5kZS9zZW5kZXJlaWhlbi9hYjdiN2M3MC0wNjAxLTQ2MmMtOGIwOS02MGQ2ZGI1NmYyMWM/

https://www.rbb-online.de/derrbbmachts/kurzfilm/vier-waende-berlin–30-filme-mit-abstand.html

https://www.br.de/mediathek/sendung/kurzfilmnacht-av:584f4c7c3b467900117c24e2

Hollywood gibt sich die Kugel

Am 3. Februar 2021 wurden die Nominierungen für die diesjährigen Golden Globe Awards veröffentlicht. Ausrichter des Preises ist die Hollywood Foreign Press Association. Schon seit 1956 prämieren die Organisatoren neben Kino- auch Fernsehschaffende. Es ist noch nicht allzu lange her, da wurden die Fernsehpreisträger in der deutschen Presse kaum oder gar nicht berücksichtigt. Die Berichterstattung hätte sich nicht vertragen mit der propagierten Mär, in Hollywood werde zwischen Kino und Fernsehen strikt getrennt. Eine Falschdarstellung, geboren aus einem Kultursnobismus, der das Kino höher einschätzt als das vermeintlich triviale Fernsehen. Dabei ist das Fernsehen dem Kino oftmals sogar voraus. In diesem Jahr ist Aaron Sorkins Kinofilm „The Trial of the Chicago 7“ unter anderem in der Kategorie Bestes Drama nominiert. Die britische BBC und der deutsche Bayerische Rundfunk brachten den Stoff in einer Koproduktion schon 1970 respektive 1971, also kurz nach dem realen Gerichtsprozess, auf die Bildschirme. Der deutsche Titel lautete „Verschwörung gegen die Ordnung“. Als Fernsehfilm mit dokumentarischen Anteilen setzte Jeremy Kagan 1987 die Ereignisse mit unter anderem Martin Sheen, Peter Boyle, Elliott Gould für HBO in Szene.

Wie alle Jahre, wird die Vorauswahl der Golden-Globe-Preisrichter kritisch kommentiert. Es gibt denn auch einige Eigenarten. In mehreren Kategorien nominiert ist die kanadisch-US-amerikanische Sitcom „Schitt’s Creek“, die 2020 in der sechsten Staffel ausgestrahlt wurde. Die Filmjournalisten sind recht spät dran. In ihrem Heimatland erhielt die Serie bereits 2016 stolze sechzehn Canadian Screen Awards. Offenbar wollte die Jury den letztjährigen Emmys nachfolgen, bei denen „Schitt’s Creek“ – ebenfalls mit arger Verzögerung – zu den Hauptgewinnern zählte.

Weitere bekannte Titel bei den diesjährigen Globes: „Killing Eve“, „The Crown“, „Ozark“, „Better Call Saul“, alle schon länger im Programm und teils schon mehrfach mit Preisen bedacht. Es ist den Juroren nicht entgangen, dass auch neue Serien angelaufen sind, aber das Bewährte hat immer seinen Platz. Immer wieder werden bemerkenswerte Leistungen ignoriert. Unberücksichtigt blieben in der Vergangenheit die Neuauflage von „Battlestar Galactica“, „Black Earth Rising“, „The 100“, „The Singing Detective“, um nur wenige zu nennen.

Zwar werden die Golden Globes stets als Vorboten der Academy Awards angesehen, man sollte sie aber nicht zu hoch bewerten. Die Hollywood Foreign Press Association ist keine Standesorganisation, sondern ein sehr kleiner und selbst innerhalb des Kollegiums schwer zugänglicher Kreis. Hier feiert, ähnlich wie beim deutschen Grimme Preis, ein bestimmtes Milieu den eigenen Geschmack. Es sind Vertreter eines Berufes, der von den Produzenten und Vermarktern der Filme und Serien intensiv umworben wird.

Neben Oscars, Emmys und Globes existieren noch andere Auszeichnungen, etwa die der Fachverbände wie der Screen Actors Guild oder der Directors Guild of America. Aus der akademischen Sphäre stammt der nach einem komplizierten mehrstufigen Auswahlverfahren vergebene Peabody Award. Es gibt den auf Umfragen basierenden Peoples Choice Award und speziell ausgerichtete Preise wie die Image Awards der National Association for the Advancement of Colored People.

Der Golden Globe ist nur einer von vielen.

Frecher Stil- und Themenmix

In diesem Jahr gewann – nomen es omen – der Film „Masel Tov Cocktail“ beim Unabhängigen FilmFest Osnabrück den vom Studierendenrat der Universität Osnabrück gestifteten Preis für den besten Kurzfilm des Gesamtprogramms. Die Regisseure Arkadij Khast und Mickey Paatzsch begeisterten die Zuschauerschaft mit einem frechen Stil- und Themenmix über Vorurteile, Stereotype, Anti- und Philosemitismus. „Masel Tov Cocktail“ läuft heute Nacht um 1:15 Uhr bei Arte nach dem Kurzfilmmagazin „KurzSchluss“ und online hier: https://www.arte.tv/de/videos/094428-000-A/masel-tov-cocktail/

Filmfieber

Das Programm des kommenden Unabhängigen FilmFests Osnabrück ist seit heute im Web verfügbar. Die Druckversion folgt in Kürze. Ich durfte mit einer Gruppe Studierender an der Programmgestaltung mitwirken. Wegen Corona unter erschwerten Bedingungen, trotzdem mit sehr vorzeigbarem Ergebnis. Auch die anderen Gremien haben wieder eine tolle Auswahl getroffen. Die Pandemie verlangt in diesem Jahr ein paar Sondermaßnahmen, dennoch wird das klassische Kinoerlebnis möglich sein. Näheres erfahrt ihr unter diesem Link: https://filmfest-osnabrueck.de/programm-2020/

P. S. Der RBB zeigt noch bis zum 12. Dezember im Nachtprogramm aktuelle Kurzfilme. Am 24.10.2020 steht um 0:50 Uhr Sophie Linnenbaums „Das Mensch“ auf dem Programm, im letzten Jahr in der Sparte „Studentische Kurzfilme“ auf der Shortlist beim Unabhängigen FilmFest Osnabrück. Sophie Linnenbaum hat mittlerweile ihr Studium abgeschlossen und gehörte in diesem Jahr zum Regieteam der sehenswerten ZDFneo-Serie „Deutscher“.

Die „Blechtrommel“ brachte ihn nach Hollywood

Die Beschäftigung mit dem deutschen Regisseur Volker Schlöndorff muss sich für den Dokumentarfilmer Pierre-Henri Gibert beinahe zwangsläufig ergeben haben. Gibert, auf filmhistorische Themen spezialisiert, hatte schon Porträts der Regiegrößen Jean-Pierre Melville und Louis Malle angefertigt. Schlöndorff beschrieb Melville 1981 in einer Monographie als Vaterfigur und denjenigen, von dem er „am meisten gelernt habe“. Er hatte, eine nicht immer ganz leichte Aufgabe, bei dessen Filmen „Eva und der Priester“ und „Der Teufel mit der weißen Weste“ als Regieassistent gearbeitet. So wie bei Louis Malle, in der Phase zwischen „Zazie“ bis „Viva Maria!“. In Giberts Film über Melville war Schlöndorff bereits als Zeitzeuge aufgetreten.

Eine Wiederbegegnung also, wenn Gibert nun auch Schlöndorff filmisch porträtiert. Ein bis zur Parteilichkeit wohlwollender Beitrag. Er beginnt mit Schlöndorffs größten Triumphen: der Goldenen Palme für die Günter-Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“ und dem Oscar für den besten ausländischen Film. Die Goldene Palme musste er sich allerdings mit Francis Ford Coppola teilen, der mit „Apocalypse Now“ ins Rennen gegangen war.

Seine Karriere im Filmgeschäft verdankt Schlöndorff, so sagt er selbst, einem glücklichen Zufall. In einer kleinen hessischen Gemeinde aufgewachsen, brachte ihn ein Sprachkurs nach Frankreich. Ein zweimonatiger Aufenthalt war geplant, es sollten zehn Jahre werden. Schulausbildung, Pro-Forma-Studium in Paris und vor allem regelmäßige Besuche in der Cinémathèque française, der Bildungsstätte angehender Regisseure und Regisseurinnen. Bekanntschaften mit den Filmkritikern und späteren Nouvelle-Vague-Regisseuren Godard und Chabrol. Bertrand Tavernier war Schlöndorffs Schulkamerad gewesen.

Bitte hier weiterlesen: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/volker-schloendorff-blechtrommel-arte-tv-kritik-13752563.html

Das Postkutschenzeitalter des Fernsehens

Cover epd film

Quentin Tarantino würdigt in seinem neuen Film die Goldene Ära des amerikanischen TV-Westerns. Dies ist die Vorgeschichte.

Auf der einen Seite stehen Steve McQueen, Charles Bronson, Kurt Russell, Burt Reynolds, Clint Eastwood. Sie und einige mehr verdankten ihre Leinwandkarrieren der Mitwirkung in einer TV-Westernserie. Andere, wie James Garner, Lee Majors, Doug McClure, wechselten zwischen Kino und Fernsehen, sind dem Publikum aber vor allem mit wiederkehrenden TV-Rollen in Erinnerung geblieben. Man sollte nie vergessen: Eine beliebte Hauptprogramm-Fernsehserie erreicht um ein Vielfaches mehr Zuschauer als ein noch so erfolgreicher Kinofilm, sei es in den USA oder in Deutschland.

Einige haben sich die Verehrung ihrer Idole bewahrt und setzen sie künstlerisch um. Für ihre Westernserie „The Adventures of Brisco County, Jr.“ (1993-1994, dt. „Die Abenteuer des Brisco County jr.“) baten die verantwortlichen Produzenten Jeffrey Boam und Carlton Cuse Westernveteranen wie Stuart Whitman, Paul Brinegar, Robert Fuller, Don Stroud, James Drury als Gaststars vor die Kamera.

Auch Quentin Tarantino, dessen Werk nur selten auf Fernseheinflüsse hin untersucht wird, zollt den Größen der US-Fernsehgeschichte immer wieder Respekt. (…)

Fortsetzung in „epd film“, Heft 8/2019, S. 12ff.

Studentische Auslese beim 33. Unabhängigen FilmFest

Im Rahmen eines Projektseminars beteiligten sich Studentinnen und Studenten der Universität Osnabrück an der Programmgestaltung des 33. Unabhängigen FilmFests Osnabrück. Aus über 300 Einsendungen stellten sie zehn Beiträge zu einem abendfüllenden Programm mit studentischen Kurzfilmen zusammen.

Mehr dazu hier: https://www.uni-osnabrueck.de/kommunikation/kommunikation_und_marketing_angebot_und_aufgaben/pressestelle/pressemeldung/artikel/studentinnen-und-studenten-der-uni-osnabrueck-gestalten-ein-kurzfilm-programm-des-unabhaengigen-filmfe.html

Der kleine Horrorladen

Der allgemeinen Auffassung nach hängt das Fernsehen am Rockzipfel des Kinos und darf sich glücklich schätzen, wenn Filmschaffende sich zu ihm herablassen. Die historischen Tatsachen sehen ein wenig anders aus. Seit je engagieren Filmproduzenten Schauspieler, die beim Fernsehen Popularität erlangt haben. Und auch auf Stoffe des Fernsehens griffen Kinomacher oft zurück.

In Großbritannien zum Beispiel. Die britischen Hammer Studios, an deren Ausstoß die französische Dokumentation „Dark Glamour“ erinnert, hatten den ersten Bankrott schon hinter sich, als sie nach dem Zweiten Weltkrieg einen neuen Anlauf nahmen. Mehr dazu am 6.8.2017 um 21:55 Uhr bei Arte und unter http://www.fr.de/kultur/netz-tv-kritik-medien/tv-kritik/dark-glamour-arte-der-kleine-horrorladen-a-1327172