Das B in B-Movie steht für Bahnhof

„Liebe, Laster, Grausamkeit“ – Schmuddelkino auf Arte? Tatsächlich. Verdientermaßen. Als Dokumentation über die untergegangene Institution des Bahnhofskinos. Manche der dort gezeigten Filme sind heute zumindest unter Kennern rehabilitiert.

Eigentlich meint der Begriff B-Movie eine Kategorisierung. Filme dieser Art waren die billigeren Beiprogramme der teuren Prestigeproduktionen. Mit B-Movies hielten die großen Hollywoodstudios ihren Betrieb in Gang, kleinere Unternehmen fanden hier eine lukrative Nische. In Deutschland aber könnte B-Movie auch für Bahnhofs-Movie stehen.

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Themenvorschlag für Politthrillerautoren

Die Diskussion um den – in doppeltem Sinne – Fall des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten und zeitweiligen Bundespräsidenten Christian Wulff ist rund um die Ausstrahlung des Sat.1-Films „Der Rücktritt“ neu entflammt. Stefan Niggemeier thematisiert und analysiert in seinem Blog auf Basis des Buches „Der böse Wulff?“ von Michael Götschenberg die Rolle der „Bild-Zeitung“. Eine Leserin des Blogs kommentiert: „Mich würde ja viel mehr interessieren, was die BLÖD während der Amtszeit Wulffs als MP in Niedersachsen NICHT geschrieben hat“.

Die immanente Frage ist vielleicht interessanter, als auf den ersten Blick sichtbar wird. Tatsächlich hatte sich der damalige Ministerpräsident Wulff eines Gesetzesverstoßes schuldig gemacht, als er auf die Versammlung der Niedersächsischen Landesmedienanstalt Einfluss nahm. Wulff sorgte dafür, dass der Verkaufskanal RTL Shop einen Platz im niedersächsischen Kabelangebot erhielt – als Gegenleistung für die Zusage des Unternehmens, den Sender mit circa 50 Arbeitsplätzen in Hannover anzusiedeln. Die Vergabe der damals noch analogen Plätze im Kabelnetz war und ist Sache eben jener Vollversammlung der Landesmedienanstalt, einer unabhängigen Anstalt öffentlichen Rechts. Eine Einflussnahme auf deren Entscheidung ist der Landesregierung gesetzlich untersagt. Die Fachzeitschrift „Funkkorrespondenz“ recherchierte damals in dieser Sache, parallel und eigenständig auch ich. Drei Zeugen, zwei Mitglieder der Vollversammlung und ein Mitarbeiter der NLM, bestätigten die Einflussnahme der Landesregierung.

Nun sollte man annehmen, ein Gesetzesverstoß eines deutschen Ministerpräsidenten sei, auch wenn es ihm dabei um die Sicherung von Arbeitsplätzen ging, ein großes Thema für die Presse. Mitnichten. Zwar brachte die „Frankfurter Rundschau“ meinen Text, aber in Kurzform, ganz klein unten auf der Medienseite. Die „Funkkorrespondenz“ veröffentlichte im gleichen Zeitrahmen ausführlich zum Thema, allerdings in Sachen Gesetzesverstoß weniger konkret. Das war’s. Niemand nahm das Thema auf, weder „Bild“ noch eine andere Zeitung. Wulff blieb verschont.

Das Verhältnis der Presse zu Wulff änderte sich eklatant mit dessen Wechsel ins Amt des Bundespräsidenten. Aber waren es allein die beleidigten Reaktionen der „Bild-Zeitung“? Ließen sich alle blindlings vom Boulevardblatt an der Nase hinter sich herziehen? Sogar ein geschenktes Spielzeug für Wulffs Kinder war jetzt ein Skandal. Und: Warum setzten sich plötzlich Wulffs Gönner und politische Freunde sprunghaft von ihm ab? Gibt es vielleicht mehr als nur einen zeitlichen Zusammenhang mit Wulffs bemerkenswerter, in seinen eigenen Kreisen umstrittenen Äußerung, dass der Islam wie das Christen- und Judentum zum heutigen Deutschland gehöre? Verschwörungstheoretiker und Politthriller-Autoren jedenfalls finden hier ein ergiebiges Thema. „House of Cards – The German Version“. Allerdings reine Spekulation und somit vielleicht eher ein Thema für Uwe Boll als für Nico Hofmann.

Nachtrag am 27.2.: Siehe auch http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/hannover/wulffprozess125.html.