Wenn „Der Spiegel” ins Schwärmen gerät

Mit dieser Überschrift möchte „Der Spiegel” Abonnenten locken: „Wie der »Game of Thrones«-Schöpfer jetzt den »Schwarm« verfilmt”. Gefolgt von der Einleitung: „Frank Doelger ist einer der mächtigen Strippenzieher des US-Fernsehens. Nach »Game of Thrones« inszeniert er nun den Klimawandel-Bestseller »Der Schwarm« als Visual-Effects-Spektakel – die teuerste deutsche Serie aller Zeiten.” Blöd daran: Frank Doelger ist nicht der Schöpfer von „Game of Thrones”, sondern war dort einer der Produktionsleiter. Seine Vita bei „Variety” gibt an: „Executive Producer non-Writing”.
Er führte bei „Der Schwarm” auch nicht Regie, wie das Verb „inszeniert” suggeriert.
Ebenso wenig ist Doelger „einer der mächtigen Strippenzieher des US-Fernsehens”. Vielmehr war er Teilhaber der Londoner Produktionsfirma Rainmark Films. Mittlerweile ist er in Berlin tätig, als Produktionschef („creative director”) von Intaglio Films, einem Joint Venture zwischen Beta Film und ZDF Studios. Ist doch für sich sehr interessant und eine Story wert. Warum muss man da noch Hintergründe erfinden?

Der Korrektor: Die „neuen” Serien

Fernsehserien sind in Feuilleton und Wissenschaft zum Modethema geworden. Beim medienwissenschaftlichen Blick zurück auf Veröffentlichungen zum Thema aus den letzten zwanzig Jahren stößt man unweigerlich auf eine Fülle an Irrtümern, Missverständnissen, Fehlinterpretationen. Aus der eigenen publizistischen Praxis darf berichtet werden, dass manche Redaktionen sogar an falschen Aussagen festhalten, obwohl sie es besser wissen. Ein Beispiel ist die Behauptung, das Remake von „House of Cards“ sei die erste Eigenproduktion von Netflix gegeben. Tatsächlich hatte Netflix die Rechte an der Produktion angekauft, und das zunächst auch nur für den US-amerikanischen Markt. Leicht erkennbar daran, dass „House of Cards“ außerhalb der USA bei anderen Anbietern Premiere feierte. Die Logik dahinter: Netflix würde niemals die Erstauswertung einer derart teuren und prestigeträchtigen Produktion den Mitbewerbern überlassen.

Manche dieser Falschinformationen sind bereits fest verankert in der öffentlichen Meinung. Korrekturen sind angebracht, auch wenn sie vermutlich in der Weite des Webs versickern, ergo unbeachtet bleiben werden.

Exemplarisch für die Herangehensweise an das Sujet ist ein Text aus der „tageszeitung“ aus dem Jahr 2013, verfasst von Ines Kappert, die laut beigefügter Biografie in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft promovierte und die neben Feminismus, Männlichkeitsentwürfen, Syrien, Geflüchteten auch TV-Serien als Themenschwerpunkt angibt.

Der Text ist überschrieben mit »Immer schön unberechenbar bleiben«. Bereits die taz-typisch verwirrende Unterzeile »Früher galten sie als Trash, nun werden sie gefeiert: neue Qualitätsserien.« lässt stutzen. Die »neuen Qualitätsserien« können doch früher gar nicht als »Trash« gegolten haben, denn wenn es sie damals schon gegeben hätte, wären sie nicht »neu«.

Es erhebt sich zudem die Frage, bei wem Fernsehserien als »Trash« galten, und wann das gewesen sein soll. Wird hier womöglich eine Zonengrenze gezogen zwischen elitären Milieus und kulturell minderbemitteltem Pöbel? Bei manchen Fundstücken kommt schon mal der Eindruck auf, dass bildungsbürgerlicher Hochmut die Feder führte.

Gelernte Medienwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wie auch erfahrene Medienjournalisten und viele fernseherfahrene Zuschauer wissen, dass es ehedem schon vom Publikum angenommene hochwertige TV-Serien gab, desgleichen einen seit circa 1970 zügig voranschreitenden wissenschaftlichen Diskurs zu diesem Thema.

DANN HAT ES BOOM GEMACHT

Zitat:»Es war ein langer Weg von den ›Waltons‹, den ›Hesselbachs‹, der ›Schwarzwaldklinik‹, von ›Dallas‹ und ›Dynasty‹ zu ›Homeland‹, ›Kommissarin Lund‹, ›Breaking Bad‹ oder ›Borgen‹. Aber seit rund zehn Jahren ist sie da, die neue Fernsehunterhaltung, und sie boomt weltweit. Auf einmal ist das Fernsehen wieder zu einem interessanten Medium geworden, zumindest für die NutzerInnen von Computern oder DVD-Playern.«

Zaghaft sei’s gefragt: Kam denn diese »neue Fernsehunterhaltung« wie eine Epiphanie über uns? Fiel sie vom Himmel, wurde sie uns von den Göttern gesandt? Jedoch offenbar nur den »NutzerInnen von Computern oder DVD-Playern«.

Folglich ist das Fernsehen für Lineargucker weiterhin uninteressant geblieben. In diesem Publikumssegment also »boomt« es demnach nicht. Im Schnitt zehn Millionen Zuschauer beim „Tatort“ schlagen nicht zu Buche. Die vier bis fünf Millionen, die regelmäßig dienstags die Serien im Ersten einschalten, kann man ignorieren.

Warum eigentlich beschränkten die Götter ihre Wohltaten auf dänische und US-amerikanische Serien? Gab es denn gar nichts in Großbritannien, Frankreich, Benelux, Österreich, Polen, Tschechei? Australien, Asien, Afrika? Waren „The Prisoner“, „Widows“, „The Singing Detective“, das Original von „House of Cards“, „Capital City“, „State of Play“ ohne Bedeutung?

Die Produzenten von „24“ sahen das anders und holten sich Rat von Lynda La Plante, der britischen Autorin von Qualitätsserien wie „Widows“, „Prime Suspect“ und „Trial & Retribution“, deren Stil in „24“ anklingt.

ZAHLENSPIELE

»Boom« ist ein relativer Begriff, was folgende Zahlen belegen. „Breaking Bad“ begann in den USA mit durchschnittlich 1,23 Millionen Zuschauer, steigerte sich mühsam, blieb aber noch in den Staffeln 4 und 5a unter drei Millionen Zuschauern. Erst einige Folgen, nicht alle, der sechsten Staffel erreichten die Sechs-Millionen-Marke.

„Mad Men“ fand im besten Fall 3,29 Millionen Zuschauer, der Durchschnitt lag deutlich darunter.

Demgegenüber haben wir klassisch strukturierte episodische Serien wie „The Mentalist“ – sie startete mit 14,9 Millionen Zuschauern, erreichte mit der sechsten Staffel rund neun Millionen Zuschauer. Der Pilot von „Person of Interest“ wurde von 13,33 Millionen Menschen eingeschaltet. Ende der ersten Staffel gesellten sich noch ein paar dazu, in der Summe waren es 13,47 Millionen. In der fünften Staffel wendete sich das Publikum ab, aber mit 6,51 Millionen Zuschauer beim Finale liegt die Serie immer noch besser im Rennen als „Breaking Bad“ und „Mad Men“.

„Navy CIS“ begann mit 11,84 Millionen Zuschauern, erreichte in der Spitze 21,34 Millionen und erzielt auch in der 19. Staffel (!) im Schnitt über zehn Millionen Zuschauer pro Folge.

AKADEMISCHE ERKENNTNIS: FAMILIE FISHER UNTERSCHEIDET SICH VON FAMILIE HESSELBACH

Zitat:»Die Blaupause für den massiven Qualitätsschub im Fernsehen lieferten die HBO-Produktionen ›Sopranos‹ (1999-2007), ›Six Feet Under – Gestorben wird immer‹ (2001-2005) und ›The Wire‹ (2002-2008). Diese drei US-Serien nutzten das Format der Fortsetzungsgeschichte auf eine bis dahin ungekannte Weise.

Um die Differenz plastisch zu machen, hilft ein Vergleich mit ›Dallas‹ (CBS 1978-1991). (…) Zwar altern die Hauptfiguren, aber sie lernen genauso wie alle anderen überhaupt nichts dazu. Und auch das Setting um sie herum verändert sich nur unwesentlich. Das gleiche gilt für Vorgänger wie die ›Hesselbachs‹ (1960-1967) oder ›The Waltons‹ (CBS 1971-1981).«

Wenn eine kleine Berichtigung erlaubt ist: Eine Serie mit dem Titel „Hesselbachs“ gibt es nicht. Im deutschen Fernsehen liefen „Die Firma Hesselbach“ und „Die Familie Hesselbach“, die Fortsetzung trug den Titel „Herr Hesselbach und …“. Und der gewählte Vergleich hilft eher wenig. Erinnert sei daran, dass sich beispielsweise bei „Six Feet Under“ das Setting ebenfalls »nur unwesentlich« änderte. Und der Lerneffekt ist trotz des Altersunterschieds der Produktionen bei den Figuren von „Six Feet Under“ und den Serien um die Familie Hesselbach so unterschiedlich nicht. Beispiel: In der dritten Staffel wird Karl Hesselbach in den Stadtrat gewählt, dort lernt er und mit ihm die Zuschauerschaft eine ganze Menge über Lokalpolitik.

Es ist auch nicht ganz ohne Bedeutung, dass die Episoden der deutschen Serie monatlich ausgestrahlt wurden, also einer ganz anderen Dramaturgie unterlagen als Titel mit wöchentlichem Turnus.

EINE FRAGE DER WAHRNEHMUNG

Zitat: In den»neuen Serien«geht es»(…) vor allem um ein Nachvollziehen der Veränderung und des differenzierten Wahrnehmens und Erlebens einer Situation durch sämtliche Beteiligte.«

War nach diesen Maßstäben nicht schon „Peyton Place“ im Jahr 1964 eine »neue Serie«? Wie verhält es sich mit der britischen „Coronation Street“? Mit „M*A*S*H“, „St. Elsewhere“, „Ausgerechnet Alaska“, „Party of Five“, Anwaltsserien wie „L.A. Law“ und „I’ll Fly Away“?

EIN FALL FÜR DIE NOTAUFNAHME

»(…) der Streit um die richtige Sichtweise findet auch im Inneren der Hauptfiguren statt.«

Da kommt Sorge auf. Hoffentlich tragen die Hauptfiguren keine schwerwiegenden inneren Verletzungen davon, wenn die streitenden Parteien derart wüten.

INNOVATION: SERIENFOLGEN DAUERN JETZT 50 MINUTEN

Zitat:»In der Regel dauert bei den neuen Serien eine Episode fünfzig Minuten und es gibt zehn bis zwölf Episoden pro Staffel. ›The Wire‹ brachte es auf ganze fünf Staffeln, die Agenten-Thriller-Serie ›Homeland‹ ist bislang bei der dritten angelangt und noch ist kein Ende in Sicht.«

Ob es die Autorin wohl überrascht, dass eine fünfzigminütige Laufzeit als Norm gilt bei Produktionen, die für die Ausstrahlung in werbefinanzierten Sendern vorgesehen sind? Inklusive Werbung passen sie dann in das übliche Stunden-Schema. Wenn die Zahl der Staffeln als Rekorde vermeldet werden sollen, so fällt das Erreichte im Vergleich eher dürftig aus. „Law and Order“ bringt es auf 21 Staffeln, „Grey’s Anatomy“ geht ebenfalls in die 21. Runde, „Emergency Room“ endete nach der 15. Staffel. „Coronation Street“ läuft seit 1960 im britischen Fernsehen.

KAM DIE ERLEUCHTUNG WIRKLICH ERST SO SPÄT?

Zitat: »›Borgen‹ leuchtet ähnlich wie ›The Wire‹ und auch ›Homeland‹ das Zusammenspiel von Politik, Presse und Familie aus (…).«

In dem Punkt darf man behutsam ergänzen: „Borgen“ war kein Novum. Die dänische Serie hatte einen unmittelbaren Vorläufer in der niederländischen Produktion „Mevrouw Minister“, die auf Festivals und Fernsehmärkten gezeigt wurde und den dänischen Redakteuren kaum entgangen sein dürfte. Politische Themen in engerem Sinne verhandelten viele andere Serien, darunter „Tanner ʼ88“ (1988; Gewinner der goldenen Medaille in der Kategorie Best Television Series beim Cannes Television Festival) von Garry Trudeau und Robert Altman, „The West Wing“ (1999-2006), „State of Play“ (2003), „Commander in Chief“ (2005-2006) mit Geena Davis in der Rolle der ersten weiblichen Präsidentin der USA und nicht zuletzt „That’s My Bush!“ (2001) vom „South Park“-Team Trey Parker und Matt Stone. Im weiteren Sinne gehören auch die britischen Polit-Sitcoms „Yes, Minister“/„Yes, Primeminister“ (produziert 1979, gesendet 1980-1988, neu aufgelegt 2013) und „The Thick of It“ (2005, 2007 und 2012) in diesen Zusammenhang. Keinesfalls ausblenden darf man das britische Original von „House of Cards“ (1990) und dessen Folgeserien „To Play the King“ (1993) und „The Final Cut“ (1995), die zusammen eine zwölfteilige Trilogie ergeben.

TELEGENE ÜBERBEVÖLKERUNG

Zitat: »Im Laufe einer Serie bekommen es die ZuschauerInnen mit einer ganzen Heerschar von Charakteren zu tun.«

Die obige Beobachtung scheint nicht vollends durchdacht, denn sie gilt für nahezu jede Daytime- und Evening-Soap. Zum Beispiel für „Dallas“ und „Dynasty“, die ja oben auf einen Streich diskrediert wurden. Die bereits erwähnte britische Serie „Coronation Street“ erzählt seit 1960 von den Schicksalen der Bewohner einer ganzen Straße. Da kommt einiges an Personal zusammen.

BEFREIUNG AUS DEN KLAUEN DES PROGRAMMSCHEMAS

Zitat:»Möglich ist diese Komplexität nur aufgrund der DVD beziehungsweise der Streams auf bestimmten Webseiten. Die neuen Speichermedien und der Serienboom gehören zusammen. (…) Der Einzelne muss sich nicht mehr nach Sendeterminen richten, sondern kann die Serie sehen, wann immer es ihm passt.«

Jetzt verwundert aber, dass alle als Positivbeispiele aufgezählten Serie ihre Premieren im linearen Fernsehen hatten. „Die Sopranos“ starteten 1999, da war der Serienkonsum via World Wide Web noch nicht sehr weit gediehen. Zum Vergleich: Youtube wurde erst 2005 gegründet.

Hingegen erlaubte schon die Videokassette, eine Serie zu sehen, wann immer es dem Zuschauer passte. Was, wie die Älteren unter uns wissen, auch genau so praktiziert wurde.

Zitat: »Aber was ist mit der Ästhetik, was passiert auf der visuellen Ebene? Auch hier haben die neuen Serien dazugelernt, und zwar vor allem vom Kino. Die herkömmliche TV-Serie wird im Studio gedreht. Billiger ist Fernsehen nicht zu haben: Kein Wechsel der Drehorte und womöglich unpassendes Wetter bringen den Spielplan durcheinander (…). (…) Stattdessen sorgen eine überschaubare Anzahl von SchauspielerInnen mit schnellen pointenreichen Dialogen auf dem immergleichen Sofa oder am immergleichen Küchentisch für Unterhaltung.«

Schon grammatisch eine seltsame Aussage. Serien sind abstrakte Dinge, die können nichts dazulernen.

Wurden denn die »schnellen pointenreichen Dialoge« im Zeitalter der »neuen Serien« abgeschafft? Es gab Zeiten, da wurde genau diese Qualität seitens der Kritik gefordert. Man kann es den Leuten aber auch nicht recht machen …

Es wird das Selbstbewusstsein der Autorin hoffentlich nicht über die Maßen erschüttern, wenn sie erfährt, dass schon Episoden der deutschen Serie „Ihre Nachbarn heute Abend – die Familie Schölermann“ an Originalschauplätzen, zum Beispiel auf einem Passagierschiff, gedreht wurden. Auch die Hesselbachs gingen gelegentlich vor die Tür. Die Vorabendserie „Goldene Zeiten – Bittere Zeiten“ entstand in Baden-Baden, Paris, Wien, Marseille, Prag, „Sergeant Berry“ auf Mallorca. Für „Diamanten sind gefährlich“ und „Diamantendetektiv Dick Donald“ reisten die Hauptdarsteller nach Südafrika, für „Die Journalistin“ unter anderem an den Nürburgring, nach Amsterdam und nach Italien. Eine Episode spielt auf hoher See. Das ZDF ließ sich nicht lumpen und die Vorabendserie „I.O.B. – Spezialauftrag“ in Finnland, Belgien, Spanien drehen. Die ARD schickte die Heldinnen von „Okay S.I.R.“ buchstäblich in die Wüste, nach Rabat und Marrakesch, nach Marseille, Rom, Wien, Budapest, St. Mortiz. Zwar herausgepickt, aber keine Sonderfälle. Die Liste ließe sich fortsetzen.

EIN PAAR SHOTS ZUR ORIENTIERUNG

Zitat: »Die vernachlässigte Außenwelt wird nur über ›Orientierungsshots‹ eingeblendet – das Panorama von New York, die Ranch, die Lindenstraße. Alle diese Elemente finden sich auch in den neuen Qualitätsserien. Sie werden nun aber flankiert von cineastischen Elementen: So gibt es Außendrehs und auch aufwendigere Kamerafahrten.«

Nur ungern raubt man den jungen Leuten ihre Illusionen, aber Innendrehs sind eher die Regel als die Ausnahme. Seit je werden Kinofilme nach Möglichkeit im Studio gedreht. Das sind oder waren diese großen Gebäude auf den Geländen von Paramount, MGM, Warner Brothers, Babelsberg, Bavaria, Elstree, Pinewood mit der berühmten 007-Stage … Der Stab des Klassikers „Casablanca“ war nie in Casablanca, jedenfalls nicht im Rahmen der Dreharbeiten. Selbst der Flughafen wurde im Atelier nachgebaut. Alfred Hitchcock zog stets Dreharbeiten im Studio denen unter freiem Himmel vor. Er hat trotzdem ein paar anständige Filme zustande gebracht.

Auch er nutzte »Orientierungsshots“, in der Fachsprache Establishing Shots und schrieb dazu: »Washington ist ein Blick auf das Kapitol, New York ein Wolkenkratzer. Die Verwendung einer unbekannten Ansicht würde das Publikum verwirren …«

Establishing Shots gehören schlicht zur allgemeinen Filmsprache. Sie entstammen den eigenen Archiven oder werden von Agenturen bezogen.

WO WAREN DIE GUTEN SCHAUSPIELER ALL DIE JAHRE?

Zitat: »Im Post-TV hat das Fernsehen die Schauspielkunst wieder entdeckt. In fast allen neuen Serien finden sich außergewöhnliche DarstellerInnen, und zwar in Haupt- und Nebenrollen.«

Dann müssen wir davon ausgehen, dass Schauspieler und Schauspielerinnen wie Steve McQueen, Clint Eastwood, John Cassavetes, Richard Roundtree, Mia Farrow, Ryan O’Neal, Fred Astaire, Nick Nolte, David Niven, Charles Boyer, James Earl Jones, Alfre Woodard, Sally Field, George Clooney, Burt Lancaster, Robert Mitchum, Meryl Streep, Geena Davis, André Braugher, Edie Falco, Isabella Hofmann, Denzel Washington, Ned Beatty, Glenn Close, Sir Ian McKellen, Anthony Hopkins, Al Pacino wohl zu den minderbegabten Knallchargen zählen. Sie alle und viele weitere renommierte und preisgekrönte Kolleginnen und Kollegen sah man in dem, was die Autorin wohl als „Prä-TV“ bezeichnen würde.

Aber Filmauftritte sind eine völlig unnötige Reverenz. „St. Elsewhere“, „Hill Street Blues“, „Emergency Room“, „Homicide – Life on the Street“, „American Gothic“, „Profit“, „The Shield“ – lang ist die Liste der Serientitel, in denen man extraordinäre Leistungen von Schauspielerinnen und Schauspielern bewundern kann, die primär im Fernsehen gearbeitet haben und in ihrem Metier höchste Anerkennung genießen.

Kosmische Kapriolen

Es heißt Abschied nehmen von Jodie Whittaker als Kommandantin der TARDIS. Im Jubiläumsjahr 2023, die Serie startete am 23. November 1963, gibt es gleich zwei Wandlungen des Doctors. Einen Rückfall, eine neue Inkarnation in Gestalt des in Ruanda geborenen Schauspielers Ncuti Gatwa. Aber bis dahin ist noch ein wenig Zeit, die sich mit einigen Specials voller kosmischer Kapriolen und der 13. Staffel vortrefflich überbrücken lässt. Der Zyklus startet heute auf One. Mehr dazu hier: https://www.epd-film.de/tipps/2022/ard-mediathek-doctor-who-staffel-13

Fallgrube für Abschreiber


Mein Ausbilder seinerzeit pflegte zu sagen: Wo man hinpackt, packt man in die Sch…
Aus ähnlichen Gründen gilt Wikipedia im Wissenschaftsbereich nicht als zitable Quelle und sollte, was leider nicht der Fall ist, auch für Journalisten tabu sein. Hallo nach Berlin zum „Tagesspiegel”. Gerade fand sich mal wieder ein Beispiel, warum das so ist. Wikipedia schreibt:
„Für Tykwer ist Babylon Berlin nach der Netflix-Serie Sense8 die zweite Fernsehproduktion.[20][21] Er sieht die Serie in der Tradition von erfolgreichen US-amerikanischen Serien wie The Sopranos, The Wire, Mad Men, Breaking Bad, Six Feet Under oder Boardwalk Empire, die horizontal erzählte Geschichten ins Fernsehen (und Streaming-Dienste) brachten.”
Folgt man der Quellenangabe, gelangt man zu dieser Passage:
„Für mich waren die ‚Sopranos‘ seinerzeit eine Art Erweckungserlebnis. Die neue Art, Geschichten zu erzählen, die diese Fernsehserie aufbrachten und mit der sie eine neue Tradition begründete, hat mit Sicherheit auch mein Schreiben beeinflusst, jedenfalls mein fiktionales Denken. Und wenn dann die Welt von Gereon Rath in genau dieser Tradition adaptiert werden soll, in der Tradition von Serien wie ‚The Wire‘, ‚Mad Men‘, ‚Breaking Bad‘, ‚Six Feet Under‘, ‚Boardwalk Empire‘, so ist das genau das, was ich mir für diesen Stoff immer gewünscht habe.”
NUR: Das sagt nicht Tykwer, sondern der Autor der Vorlage, Volker Kutscher.
Und „Sense8” war nicht Tykwers erste Fernseharbeit; seinen Debütfilm „Die tödliche Maria” realisierte er beim ZDF, Redaktion „Kleines Fernsehspiel”.
Quod erat demonstrandum.
I rest my case.

Serien der Sonderklasse

Wenn man über Politserien spricht, darf der Name Hugo Blick nicht fehlen.

Es kann vorkommen, dass das Schauen einer TV-Serie des Briten Hugo Blick einem den Atem raubt. Verursacht vielleicht ob der frappanten Qualität der Drehbücher. Der eleganten Dialoge. Der unerhört präzisen, durchdachten Inszenierung. Am wahrscheinlichsten aber weil Hugo Blick, der seine Karriere als Schauspieler begann, die Vorschriften handelsüblicher Lehrwerke über das Drehbuchschreiben gern gründlich missachtet.

Lesen Sie bitte weiter unter https://www.epd-film.de/tipps/2022/hugo-blick-duester-und-gewagt

Plötzlich Präsident

Die Geschichte ist zu verrückt, um erdacht zu sein. Am 28. März 2019 lief im ukrainischen Sender 1+1 Folge 3 der dritten Staffel der satirischen Politserie »Diener des Volkes«. Es sollte die letzte bleiben. Drei Tage später erzielte ihr Hauptdarsteller in der ukrainischen Präsidentschaftswahl über 30 Prozent der Stimmen. In der Stichwahl am 21. April kam er gar auf 73 Prozent – der Schauspieler Volodymyr Zelenskyy hatte einen neuen Job.

Bitte weiterlesen unter https://www.epd-film.de/tipps/2022/arte-mediathek-diener-des-volkes

Neuverfilmung der Van-der-Valk-Romane: Grummler, Gräuel, Grachten

Wer immer das literarische Erbe des 2003 verstorbenen britischen Schriftstellers Nicolas Freeling (gebürtig Nicolas Davidson) verwaltet, hat dessen Nimbus mit der neuerlichen Vergabe der Filmrechte keinen Gefallen getan. Die erste Verfilmung in Form einer TV-Serie mit dem Amsterdamer Kommissar Piet van der Valk hatte 1972 Premiere und lief mit Unterbrechungen bis 1992. Die Hauptrolle spielte Barry Foster, wohl sein bekanntester Part neben dem Frauenmörder aus Alfred Hitchcocks „Frenzy“. Zur gleichen Zeit gab es drei abendfüllende Freeling-Verfilmungen aus deutscher Hand mit dem Hauptdarsteller Frank Finlay und der Vorlage näher als die britische Produktion. Einer der Regisseure war Peter Zadek. Martin Compart zitiert ihn in seinem Lexikon „Crime TV” folgendermaßen: „Im übrigen wird es sich herausstellen, ob unsere Rechnung aufgeht, daß man heute einen Krimi ohne Gewalt und Action machen kann, ohne rasante Schnitte einen ruhigen Film, der seine Spannung aus dem Verhalten der Menschen zueinander bezieht – oder ob das Publikum überstrapaziert wird, daß es für Raffinessen verdorben ist.” Der Satz könnte gerade erst geäußert worden sein, stammt aber aus dem Jahr 1972.

2020 übernahmen erneut die Briten – die Niederländer leisteten nur Produktionshilfe – und besetzten die Titelrolle mit Marc Warren, der selbst auch als Produzent fungiert. Die Wahl des durchtrainierten Mimen, in Deutschland bekannt vor allem durch die schmissige Gaunerserie „Hustle – Unehrlich währt am längsten“, deutet schon an, dass von Freelings Konzept nicht viel mehr geblieben ist als der Name der Hauptfigur und der Schauplatz Amsterdam.

Verbrannt, zerstückelt und entstellt

Bei Freeling war Van der Valk ein nachdenklicher Mensch, belesen und ein Freund der guten Küche. Was daran liegen könnte, dass sein Erfinder, der lange in Amsterdam lebte, einige Zeit als Koch gearbeitet hatte. Und Van der Valk war verheiratet, mit der Französin Arlette, die nach dem gewaltsamem Ableben des Kommissars – ein mutiger Zug für einen Krimiautor – ihrerseits zur Heldin zweier Romane wurde, ehe Freeling mit Henri Castang einen neuen Ermittler an die Arbeit schickte.

Von Ehe kann beim zeitgenössischen Van der Valk keine Rede sein. Der wortkarge, immer leicht mürrische Beamte hat dank seines guten Aussehens Erfolg bei Frauen, gebärdet sich aber eher unbeholfen, wenn die Beziehung über den Beischlag hinausgehen soll. Er lebt, wahrlich ein ausgelutschtes Klischee, auf einem Segelschiff. Seine Tätigkeit beschreibt er mit den Worten: „Ich kümmere mich um den Dreck anderer Leute.“

Ein Grübler ist er schon, da scheint dann noch so eben der literarische Van der Valk durch, den Nicolas Freeling als sozialkritische Version von Georges Simenons Maigret anlegte.

Generell ist Chris Murray, der Hauptautor der Reihe, weit weniger wagemutig als Freeling. Der ging Risiken ein, schrieb beispielsweise ganze Kapitel aus der Warte des Verbrechers. (Und würde mit so einem ‚Durcheinander‘ wohl heutigentags bei den meisten Krimilektorinnen und -lektoren strikte Ablehnung ernten.) Demgegenüber orientiert sich Murray eher an der Masche einiger erfolgreicher skandinavischer Autoren. Keiner der drei Filme, die das Erste an den Pfingsttagen und am 12. Juni ausstrahlt, kommt ohne grotesk überzogene Morde aus. Das erste Opfer hängt weithin sichtbar wie eine Vogelscheuche an einem Gestell, und der Frau wurde mit einem Käsemesser ein großes Kreuz in die Haut geschnitten. Ein anderer Mensch verbrennt lebendigen Leibes. Im zweiten Film „Blut in Amsterdam“ werden Teile einer zerstückelten Leiche in Kisten verpackt und einigen noblen Herrschaften zugestellt. In der finalen Episode „Abrechnung in Amsterdam“ bekommt eine Cellistin Säure ins Gesicht, überlebt zunächst, erliegt dann aber ihren schweren Verletzungen.

Effekt geht vor Logik

Anhand der Geschichte dieses dritten Films lässt sich sehr schön die Absurdität solch spekulativer Mätzchen aufzeigen. Denn erzählt wird von einem Misthaufen aus hochgestellten Persönlichkeiten, die minderjährige Mädchen zu Sexspielen missbrauchen. Übereinstimmungen mit dem Fall Jeffrey Epstein sind wohl kein Zufall. Ein investigativer Journalist ermittelt, deshalb möchten die hochgestellten Drahtzieher dieses kriminellen Treibens gründlich ihre Spuren verwischen. Und das tun sie ausgerechnet, indem sie einer bekannten Musikerin in Anwesenheit eines großen Publikums (!) das Gesicht verätzen. Noch wirksamer hätte man die Polizei nicht auf sich aufmerksam machen können.

Auch im Detail wird viel Unfug getrieben. Van der Valks Mitarbeiter Brad de Vries (Luke Allen-Gale) kann Astronomie nicht von Astrologie unterscheiden, wird also so dumm hingestellt, als habe er nie eine Polizeischule von innen gesehen. DNA-Ergebnisse liegen in Minutenschnelle vor, der Rechtsmediziner, der gern im Sektionsraum ein Nickerchen hält und dort auch Pizza frisst, ist zugleich allgegenwärtiger Kriminaltechniker. Und der Eindruck, dass man in den Niederlanden keinen Durchsuchungsbeschluss benötigt, um als Polizist in fremde Wohnungen einzudringen, entspricht nicht den Tatsachen.

Die Kriminalfälle sind recht komplex gestrickt, aber Effekt geht vor Logik. Da durchstöbern die Ermittler Job Cloovers (Elliot Barnes-Worrell) und Brad de Vries das denkmalgeschützte Jugendstilkino Tuschinsky – von der Handlung her widersinnig, aber schön anzusehen –, während zeitgleich Van der Valk und die Kollegin Lucienne Hassel (Maimie McCoy) nach Scheveningen aufbrechen. Die Fahrt dauert mindestens eine Stunde, und trotzdem sind sie bereits am Strand, ehe Cloovers und De Vries ihre rasche Durchsuchung beendet haben. Die fahren dann hinterdrein und stehen im nächsten Moment bereits neben den Kollegen unterm Scheveninger Riesenrad.

Wer also von einem Kriminalfilm ein Mindestmaß an Plausibilität erwartet, sollte sich anderswo umsehen. Am Pfingstmontag zum Beispiel im ZDF beziehungsweise in der ZDF-Mediathek, wo der auf einem realen Kriminalfall beruhende britische Dreiteiler „The Pembrokeshire Murders” mit Luke Evans gezeigt wird.

Vorzugsweise dekadent

Hingegen kommen Amsterdam-Fans auf ihre Kosten. Täter, Verdächtige, Zeugen, Ermittler bewegen sich bevorzugt rund um Sehenswürdigkeiten wie dem Muziekgebouw aan ’t IJ, dem Amsterdam-Turm mit dem kreisenden Restaurant oder dem runden Parkhaus an der Marnixstraat. Wenn eine Figur gern schwimmen geht, dann natürlich hoch über den Dächern in der „W Lounge“, direkt gegenüber dem Königlichen Palast.

Viele Szenen spielen in diesen von vielen Touristen frequentierten Straßen rund um den Dam. Van der Valk und sein Team arbeiten gern außerhalb des Präsidiums im legendären „Café Scheltema“ und lassen dort gelegentlich ihre Fallakten allgemein zugänglich auf den Tischen liegen.

Der Autor Chris Murray hegt offenbar eine Vorliebe für die Dekadenz nobler Milieus – Immobilienmakler, eine Diamantendynastie, Gastrokönige –, und damit zugleich für Prunk und Pomp in den Kulissen. Alles in dieser Produktion ist auf Bildwirkung ausgerichtet. Ohne Rücksicht auf inhaltliche Belange. Viele Establishing Shots – kurze Szenen, die eigentlich einen Schauplatzwechsel vermitteln sollen – zeigen gerade nicht den Ort der folgenden Handlung, sondern wurden zusammenhanglos zwischen die Sequenzen geklebt.

Zu gucken also gibt es eine Menge, in die Aufnahmetechnik wurde sichtlich investiert. Aber Inhalt und Machart sind demgegenüber blamabel geraten. Dem vielfach preisgekrönten Nicolas Freeling werden sie nicht einmal annähernd gerecht.

Übrigens produzieren die Niederländer selbst gute Kriminalserien. Vielleicht sollten die deutschen Sender dort mal auf Einkaufstour gehen.

Kommissar Van der Valk: Gejagt in Amsterdam“, Pfingstsonntag, 21:45 Uhr, Das Erste

Kommissar Van der Valk: Blut in Amsterdam“, Pfingstmontag, 21:45 Uhr, Das Erste

Kommissar Van der Valk: Abrechnung in Amsterdam“, 12.6.2022, 21:45 Uhr, Das Erste

Alle Filme sind bereits online in der ARD-Mediathek verfügbar.

Streaming-Hits unter der Lupe

Die Berichterstattung über Serienproduktionen in der Streaming-Sparte gerät bisweilen ein wenig disproportional. Man liest zum Beispiel bei kino.de: „Netflix fährt in den letzten Monaten einen Streaming-Rekord nach dem anderen ein. Mit der französischen Serie ‚Lupin‘ ist Netflix jetzt der nächste große Hit gelungen, der sogar die Kostümserie ‚Bridgerton‘ überholt hat.”

Klingt toll, aber ziehen wir mal ein paar Zahlen heran. „Lupin” erzielte laut Netflix in 2021 70 Millionen Abrufe. Und zwar global, also in über 190 Ländern.

Die Arte-Serie „In thérapie” (die zweite Staffel startet demnächst bei Arte Deutschland) wurde 35 Millionen Mal geklickt. Das aber ist in Relation zu setzen, denn die Zahl gilt nur für Frankreich.

Übertrumpft wird sie von der britischen Krimiserie „Line of Duty”. Allein die sechste Staffel, die in Deutschland noch nicht zu sehen war, fand bei der linearen Ausstrahlung 15,24 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Alle Staffeln zusammen wurden beim BBCi-Player allein im Jahr 2021 137 Millionen Mal gestreamt.

Weitere Abrufzahlen aus 2021, jeweils nur britisches Inland (!):

Silent Witness” – 62,3 Millionen.

Doctor Who” – 41,8 Millionen

Death in Paradise” – 39,7 Millionen.

Da könnte man doch eigentlich auch mal einen Beitrag erwarten mit dem Tenor: „Die britische BBC fährt in den letzten Monaten einen Streaming-Rekord nach dem anderen ein.”

Aber die deutschen Medienjournalisten können scheinbar den Blick von Netflix einfach nicht abwenden.

Versteckspiele

Bescheidenheit ist eine Zier, aber weiter kommt man ohne ihr. Da haben SWR und WDR mit „Thin Ice” eine spektakulär gute TV-Serie schwedisch-isländisch-französischer Herkunft eingekauft, und der SWR zeigte sie ohne nennenswerte Ankündigung im Januar an einem Mittwoch und einem Donnerstag im Regionalprogramm ab 23:30 Uhr bzw. 0:40 Uhr. Jeweils vier Folgen, also bis in den frühen Morgen. Es gibt gelegentlich Vorab-Ausstrahlungen aus vertraglichen Gründen, denen Wiederholungen auf besseren Sendeplätzen folgen. Das wäre hier mehr als angebracht.

Kurz zur Handlung, die unter Beteiligung von Hauptdarstellerin Lena Endre – man kennt sie u. a. aus der „Millenium”-Trilogie – erdacht wurde: Während eines Klimagipfels der Arktisanrainer in Grönland wird ein schwedisches Forschungsschiff gekapert. Als man es findet, ist niemand mehr an Bord. Kurz darauf wird am Tagungsort die Stromversorgung des Sendemasts gesprengt. Die Versammelten sind vorerst von der Außenwelt abgeschnitten.

Die Serie bietet großartige Bilder aus der Arktis, funktioniert für sich schon als packender Thriller, bezieht sich aber auch sehr patent auf den Klimawandel und berücksichtigt die Anliegen der grönländischen Inuit, deren Diskriminierung und den Einfluss des Klimawandels auf ihren Lebensstil. Wäre die Serie bei Netflix oder Amazon gelandet, die einschlägig orientierten Publikationen würden sich vor Begeisterung überschlagen. Auf den ersten Versuch hin mit der Suchmaschine ließen sich keine relevanten Rezensionen finden. Das Versäumnis kann man ausbügeln. Die Serie steht in der ARD-Mediathek. Aber nur bis 25.2.2022.

Aus der Reihe „Wissen, das der Mensch nicht braucht“: In der Rolle der Ina Lynge ist Nukâka Coster-Waldau zu sehen, die Gattin von Nikolaj Coster-Waldau, der uns auf ewig als zwischen Ruchlosigkeit und Mitgefühl pendelnder Jamie Lannister in Erinnerung bleibt.

‚Norwegian Psychos‘ – Gesetzlosigkeit in der besseren Gesellschaft

Auf Tatsachenbasis: Die achtteilige Serie „Exit“ auf ZDFneo widmet sich dem ausschweifenden Privatleben norwegischer Wirtschaftsgrößen.

Berlin – Lehrbücher für fiktionales Schreiben verordnen interessierten Aspiranten, dass eine Geschichte einen Protagonisten und Antagonisten braucht, wenn sie erfolgreich sein soll. Glücklicherweise gibt es immer wieder Kreative, die gegen solche verbrecherisch vereinfachenden Faustregeln verstoßen. Zum Beispiel die Norweger Lars Gautneb und Petter Testmann-Koch und ihre Koautoren.

Sie ersannen die TV-Serie „Exit“. Und landeten einen Riesenerfolg. Über Norwegens Grenzen hinaus. Obwohl es hier im Grunde nur Antagonisten gibt. Zumindest beherrschen sie die acht Folgen der ersten Staffel und wohl auch die der bereits abgedrehten zweiten. Der Sender ZDFneo des ZDF zeigt nun die komplette Serie am Stück.

Weiter geht es hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/exit-zdf-neo-norwegen-90790031.html

Eine Korrektur einer irreführenden Formulierung meinerseits: Nicht drei der Protagonisten sind verheiratet, sondern nur zwei. Jeppe ist geschieden.