Bloß kein Kopfzerbrechen – Von Publikumsräten und Programmplätzen

Eine Meldung machte die Runde: Der „ZDF-Publikumsrat“ habe offiziell Beschwerde beim ZDF-Fernsehrat gegen Moderator Markus Lanz wegen dessen konfrontativen Verhaltens beim Gespräch mit seinem Talk-Gast Sahra Wagenknecht erhoben. Der „Süddeutschen Zeitung“ muss das Konzept eines „Publikumsrates“ so schlüssig erschienen sein, dass deren Redakteure das Gremium als Faktum ansahen. Und diesen Irrtum auch in ihre Berichterstattung einfließen ließen. Andere, vor allem boulevardeske Internetportale, taten es der Münchner Tageszeitung nach.

Einige haben sich inzwischen korrigiert, wenn auch beileibe nicht alle. Denn ein „Publikumsrat“ existiert in Deutschland gar nicht. Vielmehr wurde in privater Initiative von der Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Christine Horz (Frankfurt/Erfurt) und der Medienpädagogin Dr. Sabine Schiffer (Erlangen/Berlin), deren „Schriftenverzeichnis“ auch Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Organen wie „Bild + Funk“, „Super TV“ und „Gong“ umfasst, eine Web-Seite geschaffen, die die Einrichtung eines „Publikumsrates“ fordert, diesem Vorhaben zuarbeiten soll und zu diesem Zweck auch bereits Spenden sammelt. Die Initiatorinnen verstehen den zu gründenden „Publikumsrat“, so formulieren sie auf ihrer Webseite, „als unabhängige Interessenvertretung und Mittlerin zwischen Publikum und Rundfunkanstalten“.

Ein „Publikumsrat“ sei nötig, weil „Programminhalte ausgedünnt“ würden und generell den Zuschauern als Geldgebern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein Mitspracherecht zustünde. Offen bleibt, wie ein solcher „Rat“ zusammengesetzt sein soll und wie und von wem seine Mitglieder bestimmt oder gewählt werden. In jedem Fall bauen die beiden Aktionistinnen auf den akademischen Bereich, wie sie schreiben: „Die Initiative ‚Publikumsrat‘ wird von Kommunikations- und Medienwissenschaftler/innen unterstützt und kann folglich die notwendige Fachkenntnis und Neutralität gewährleisten.“

Vage verweisen sie auf existierende „Publikumsräte“ in anderen Ländern wie etwa Österreich. Die allerdings sind nicht anders zusammengesetzt als öffentlich-rechtliche Rundfunkgremien in Deutschland: In Österreich beispielsweise treffen sich 36 Vertreter gesellschaftlich relevanter Gruppen wie Kirchen, Gewerkschaften, Sportverbände regelmäßig, um „Empfehlungen an die Geschäftsführung des ORF zur Programmgestaltung“ auszusprechen. „Darüber hinaus hat das Gremium ein Vorschlagsrecht betreffend die Volksgruppenprogramme und betreffend den technischen Ausbau des ORF“, heißt es in der Satzung. Folgt man diesem Modell, wird ein Gremium geschaffen, dessen Aufgaben in Deutschland bereits anderweitig vergeben sind und erledigt werden.

Vernachlässigt wurde in der Debatte bislang, dass es in Westdeutschland ähnliche Initiativen bereits gegeben hat. 1963 schlagzeilte die Presse, ganz ähnlich wie heute: „Fernsehverband wird aktiv. Gebührenzahler wollen Mitsprache“. Damals konkurrierten gleich mehrere Vereine darum, die Zuschauerschaft bei Hörfunk und Fernsehen vertreten zu dürfen. Die „Funk- und Fernsehfreunde e. V.“ (FFF) in Wuppertal beispielsweise verfolgten als Ziel die „Mitgestaltung und Mitberatung an den (…) Programmen aller Funk- und Fernsehsendungen“. Als Vorsitzender fungierte der Kaufmann und Nebenberufs-Komponist Hans Kölsch, der sogar eine Gesetzesänderung forderte, um den angeblich 3.000 Mitgliedern seines Vereins direkten Einfluss auf die Programmgestaltung zu ermöglichen. In etwas wirrer Diktion beschrieb er damals in einem Interview mit dem Süddeutschen Rundfunk seine Vorstellungen von einem verbesserten Programm: „Leichte Lektüre, leichtere Darbietungen. Meinetwegen gute Operetten. Oder sehr gute Fernsehspiele, die den Menschen im Prinzip erfassen. Aber die nicht so komplizierte Situationen darstellen, wie man das uns so manchmal inhaltlose Wiedergaben, die vollkommen desinteressiert sind.“ [Sic!]

Einer von Kölschs Konkurrenten war der Karlsruher Erich Schwarz, der gleich mehrere Organisationen ins Leben gerufen hatte, darunter der „Deutsche Funk- und Fernsehverband e. V.“ (DFV) und der „Verband der Fernseh- und Rundfunkteilnehmer“. Vorsitzender aller Gruppierungen: Erich Schwarz. Schwarz hatte den sehr verwegenen Plan, in einer großen Umfrageaktion von Haus zu Haus zu ziehen, um die Meinung der Rundfunkteilnehmer zu erfassen. Nicht verwunderlich, dass die Öffentlichkeit diesen leicht verstiegenen Idealisten nicht sonderlich ernst nahm.

Seriöser trat der „Verband der Rundfunkhörer und Fernsehteilnehmer in Bayern e. V.“ in Erscheinung, der eine eigene Programmzeitschrift herausbrachte, wobei die Abonnement-Gebühr auch gleich den Mitgliedsbeitrag enthielt. Geleitet wurde der Verband von dem Hörfunk- und Bühnenmoderator, Formaterfinder und Sänger Hans Löscher. Auch er sprach sich für eine Programmreform in Richtung Unterhaltung aus: „Man kann es nicht verallgemeinern, aber der Fernsehteilnehmer möchte vom Fernsehen mehr entspannende Sendungen (…). Sendungen, die erfreuen. Sendungen, die irgendwie nicht viel Kopfzerbrechen machen.“

Einen geschäftstüchtigen Konkurrenten hatte Löscher in dem Frankfurter Hans Patroschka. Der „absolvierte Kapellmeister“ betrieb nicht nur den „Verein der Fernseher e. V.“, sondern buchstäblich unterm selben Dach auch den Verlag „Der Fernseher“ und eine GmbH im Bereich Automatengewerbe. Die Vereinszeitschrift hieß „Der Fernseher“ und lockte mit Titelzeilen wie: „Das darf nicht so weitergehen! Laßt uns Schluß machen mit dem schlechten Fernsehprogramm“. Patroschka hatte auch konkrete Vorschläge, wie die Misere zu beheben sei und forderte: „Unterhaltung. Leichte Muse. Und vor allen Dingen, das wegfallen lassen: das politische Gehetze.“

Diese zumeist polemischen Attacken beantwortete der damalige SDR-Intendant Hans Bausch in der TV-Dokumentation „Fernsehfieber“ unter anderem mit den Worten: „Die Summe aller Publikumswünsche ergibt noch kein Programm.“ In der Tat: Anliegen und Ansprüche gibt es sonder Zahl. Und egal ob die Petenten, darunter immer auch Lobbyisten mit ausgesprochen eigennützigen Zielen, mehr Dokumentarfilme, mehr Opern, mehr Rockmusik, mehr Theaterübertragungen, mehr Kinoklassiker oder mehr Unterhaltungsshows fordern – sie wünschen kategorisch, dass die Sendungen ihres Geschmacks um 20.15 Uhr im Ersten oder im ZDF ausgestrahlt werden. Ein Ding der Unmöglichkeit. Seit es den Rundfunk gibt, wurde deshalb die Programmgestaltung nach dem Proporzprinzip vorgenommen. Die meistgefragten Sendungen liefen zumeist rund um 20.00 Uhr, die Minderheitenprogramme in unterschiedlichen Nischen. In den ersten Jahren des Fernsehens unmittelbar vor Sendeschluss, damals also gegen 22.00 Uhr. An diesem Prinzip hat sich wenig geändert, außer, dass sich der Fernsehkonsum erhöht hat, die Spätsendungen also zeitlich weiter nach hinten gerutscht sind.

Der technische Fortschritt indes hat die Angebotspalette deutlich erweitert. Erst übernahmen die sogenannten Dritten, dann die Satelliten- und heute die Digitalkanäle, was in den Hauptprogrammen nur schwerlich und wenn, dann zu ungünstigen Sendezeiten platziert werden kann. Allerdings scheint es so, als fühle sich das Publikum speziellerer Angebote in seinen Gewohnheiten behindert, vielleicht auch in seiner Eitelkeit getroffen, wenn die ihm zugedachten Sendungen nicht in den Hauptprogrammen gezeigt werden. Typisch zum Beispiel die Klage, dass Kultursendungen im Ersten und im ZDF erst am späten Abend zu sehen sind. Unbeachtet bleibt dabei, dass 3sat montags bis freitags zur besten Sendezeit um 19.20 Uhr das Magazin „Kulturzeit“ ausstrahlt. Ist es so schwer, eine Fernbedienung zu betätigen?

Andere Spätsendungen der öffentlich-rechtlichen Sender werden häufig in den Digitalkanälen und auch den Landesprogrammen zu früherer Sendezeit wiederholt. Die Heranziehung einer guten Programmzeitschrift nimmt so manchem Lamento die Berechtigung. Bei gewissen Beiträgen zur öffentlichen Debatte rund ums Fernehen freilich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es den Beteiligten gar nicht um die Sache zu tun ist, sondern um eine grundsätzliche und kontinuierliche Zersetzung des öffentlich-rechtlichen, nach dem Solidarprinzip finanzierten Rundfunksystems. Alle, die über die vermeintliche Belastung durch den Rundfunkbeitrag klagen, sollten sich eingehend informieren, welche Summen beispielsweise in den USA pro Monat für den Bezug hochwertiger Fernsehprogramme aufgewendet werden müssen.

Daneben sind die deutschen Gebühren noch immer ein Schnäppchen.

Anmerkung in eigener Sache: Bei Gefallen bedienen Sie sich bitte des Flattr-Buttons.

17 Gedanken zu “Bloß kein Kopfzerbrechen – Von Publikumsräten und Programmplätzen

  1. >welche Summen beispielsweise in den USA pro Monat für den Bezug hochwertiger Fernsehprogramme aufgewendet werden müssen<

    In Deutschland braucht man dafür gar kein Geld aufwenden, da es schlicht kein hochwertiges Programm gibt, nirgendwo.

      • Mica Maier schreibt:

        Serien wie Breaking Bad, The Wire oder The Westwing. Formate wie Hardball, Question Time oder The Daily Show.

        Der ständige „Quotendruck“ trotz der erheblichen Gebühreneinnahmen die Werbung überflüssig machen könnten ist widerlich.

        Die generelle Ausrichtung auf ein 60+ Publikum entzieht dem Medium schon jetzt die langfristige Grundlage und Daseinsberechtigung.

        Von dem bodenlosen Mindestniveau praktisch aller Produktionen fange ich erst gar nicht an da sie offensichtlich ist. Die BBC zeigt was möglich ist wenn man das Publikum künstlerisch und intellektuell entsprechen fordert und langfristig medial sozialisiert.

        Die Quote die letztendlich in Produktionen fließt ist im Verhältniss zum Verwaltungsaufwand ein Bild der Traurigkeit.

      • Alle genannten Serien wurden im deutschen Fernsehen, teils allerdings bei Abo-Sendern, ausgestrahlt. „The Daily Show“ hat ihr deutsches Pendant in der „heute show“, die ja vom Publikum wie von der Kritik – es gab z. B. einen Grimme Preis – gut angenommen wird. Die übrigen Titel sind Talkshows. Da können wir uns doch über einen Mangel eigentlich nicht beklagen. Eine Programmbeurteilung nach Altersgruppen ist wenig sachdienlich – es gibt 60-Jährige, die gern Opern hören, andere bevorzugen Schlager oder Operette, viele aber auch Rockmusik. Auch beim Wacken Open Air trifft man Menschen über 60. Gleiches gilt für andere Altersschichten. Ein breites Angebot mit jugendgemäßer Anmutung – Info- wie Musikformate – gibt es bei ZDF neo, ZDF Kultur, Eins plus usw. Dort finden Sie auch Sendungen, die entweder als Original bei der BBC eingekauft oder adaptiert wurden. Selbstredend muss sich jedes einzelne Format der Kritik stellen. Es wird hier auch nicht behauptet, dass alles in höchster Qualität vorliegt. Das deutsche Serienschaffen lässt in der Tat zu wünschen übrig. Andererseits wird selten gewürdigt, wenn mal etwas gelingt. Mit „Danni Lowinski“ und „Auf Herz und Nieren“ hat beispielsweise Sat.1 zwei exzellente Erzählserien vorgelegt. Aber es ist halt schicker, mit der Kenntnis der aktuellsten US-Serien zu renommieren …

  2. Sehr informativ, Ihr Beitrag. Ich finde nicht, dass wir weitere Gremien bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten brauchen. Twitter und Facebook sind dort schon erfolgreich “Publikumsrat”, wo die Programmredaktionen es zulassen. Die besten Kommentare könnten z.B. in geeigneten Sendungen sichtbar gemacht werden. Direkter geht es nicht. Die beiden Befürworterinnen eines Publikumsrates demonstrieren wie subjektiv eine private Initiative doch sein kann. Das Fernsehangebot der ÖR ist insgesamt sicherlich ausgewogen. In bestimmten Sparten, z.B. informative Unterhaltung, missfällt mir eine erkennbare Annäherung an das Privatfernsehen. “Licht, Luft, Wasser, Sonne…”. In der Information sollte sich die Angebote deutlich unterscheiden. Was ich an der Publikumsrat-Initiative grundsätzlich begrüsse, ist die anhaltende, öffentliche Debatte.

  3. Der Maestro schreibt:

    Eine Reihe im Stil von „Zeichen der Zeit“, aus der die Folge „Fernsehfieber“ ja kommt, würde ich mir heutzutage auch wieder wünschen…

    • Der damalige Stil würde heute nicht mehr angenommen, weder vom Publikum noch von der Kritik. Nachfolger in zeitgemäßer Form aber gibt es ja: „Panorama – Die Reporter“, „45 Min“, „Menschen hautnah“, „ZDF Zoom“ etc. Die thematische Bandbreite ist groß, die Qualität wechselt, aber das war bei „Zeichen der Zeit“ ja nicht anders.

  4. Kris schreibt:

    Nach dem Solidarprinzip finanziertes Rundfunksystem?

    Wenn die vielen Nutznießer des deutschen öffentlichen Rundfunksystems von Solidarität reden, wird mir immer übel.

    Jede deutsche Haustür soll also 18 Euro im Monat zahlen und dann darf mann mit Programmzeitschrift und Fernbedienung nach guten Sendungen suchen. Und wenn man keine findet oder das nicht will, Pech gehabt!

    Ich habe eine bessere Idee, lieber Autor dieses Textes. Tun Sie wahlweise solidarisch folgendes für mich: zahlen Sie mir einen Netflix account oder spenden Sie für mich jeden Monat 18 Euro an Wikepedia oder kaufen Sie mir ein Spiegel Abo oder Eintrittskarten für Ausstellungen.

    Noch besser: kaufen Sie einer geringverdienenden Supermarkt Kassiererin, die Abends nur etwas Privatfernsehen guckt, etwas zu Essen. Oder nehmen Sie irgendeinem Menschen unter 40, der sich im Internet bestens informiert und unterhält ohne auch nur einmal auf die Idee zu kommen die Portale vom ÖR anzusteuern, und schenken Sie dem jeden Monat eine Staffel einer amerikanischen HBO Serie.

    Zu argumentieren, dass der teuerste öffentliche Rundfunk der Welt auch hier und da ein paar gute Sendung ausstößt und man nur suchen muss, und dass damit eine Rechtfertigung vorliegt, dass jeder ungefragt monatlich und ein Leben lang 18 Euro bezahlt um einen acht Milliarden Apparat am Leben zu halten, ist ein wohl ein schlechter Witz.

    Statt an die Solidarität von anderen Menschen zu appellieren, reformiert mal lieber die Programme und die aberwitzige Finanzierung der ÖR.

    • Solidarprinzip bedeutet, dass ich natürlich Sendungen mitfinanziere, die ich nie schaue. Umgekehrt werden von anderen Nutzern Sendungen mitgetragen, die jenen vielleicht nicht, mir aber sehr wohl gefallen. Das ist bei Abonnementkanälen wie HBO ja nicht anders.
      Wichtig zu wissen: Es gibt nicht nur einen Kanal namens HBO, sondern ein ganzes Bukett, z. B. HBO Comedy und HBO Family. Je nach Geschmack und Gefallen müssen Sie also Kanäle dazubuchen. Apropos: In einem kommerziellen Rundfunksystem wie dem der USA zahlen Sie nicht nur fürs Programm des Abokanals, sondern zusätzlich noch für die Übertragung. Da läuft in der Summe deutlich mehr auf als 18 Euro pro Monat. Timewarnercable verlangt für das Basispaket mit 20 Sendern, Telefon und Internet 44,98 Dollar. Natürlich sind Abokanäle wie HBO oder Showtime darin nicht enthalten. Drei HBO-Kanäle kosten 14,99 Dollar pro Monat zusätzlich.
      Es ist in den USA nicht möglich, einzelne Sender zu buchen, sondern es gibt nur Programmpakete. Der mehr als wirtschaftsfreundliche frühere republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain kommentierte diesen Zwang zur Großabnahme mit den Worten: „Es ist, als ob ein Restaurantkunde für das ganze Menü bezahlen müsste, um das eine Gericht zu bekommen, das er gerne essen möchte.“ (Zit. n. Funkkorrespondenz, H. 24, 2013, S. 16.)

      • >Umgekehrt werden von anderen Nutzern Sendungen mitgetragen, die jenen vielleicht nicht, mir aber sehr wohl gefallen.<

        Und welche Sendungen finanzieren denn der durchschnittlich 61jährige ZDF-Zuschauer seinem 30jährigen Gegenstück?

        Als ich noch in der DDR gelebt habe, war ich gerne ZDF-Zuschauer. Da kam "Ein Colt für alle Fälle" und "Trio mit vier Fäusten". Kurz nach der Wende kam "Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert"?

        Heute? Heute ist für einen Nichtfußballfan wie mir auf dem ZDF kein Platz mehr. Ich bin nur der Zahleonkel, der Stefan Mross sein TV-Gehalt bezahlt, damit Oma Platschke was zum Schunkeln hat.

      • >Und welche Sendungen finanzieren denn der durchschnittlich 61jährige ZDF-Zuschauer seinem 30jährigen Gegenstück?<

        Serien der genannten Art gibt es ja nun zur Genüge. Wer die nicht findet, der will halt nicht. Gucken wir aber doch mal auf die Musiksendungen des kommenden Wochenendes – eine gute Programmzeitschrift hilft, wie gesagt, bei der Auswahl:

        Samstag, 22.2.

        „TV Noir: Herrenmagazin und Jonathan Kluth“, ZDF Kultur, 5.10 Uhr
        „BEATZZ in Concert: Rise Against“, Eins Plus, 6.30 Uhr, 14.15 Uhr
        „DASDING.tv“, Eins Plus, 13.45 Uhr, 19.45 Uhr
        „(Fast) die ganze Wahrheit: Patti Smith“, Arte, 14.40 Uhr
        „Interjazzo: Karen Lovely – Still the Rain“, BR-Alpha, 17.10 Uhr
        „rbb Reporter: Musikstadt Berlin“, rbb, 18.32 Uhr
        „TV Noir: We Invented Paris und Patrick Bishop“, ZDF Kultur, 20.15 Uhr, 2.40 Uhr
        „Helene Fischer – Das Sommer-Open-Air 2013“, MDR, 20.15 Uhr
        „On Tape: Cro“, 21.45 Uhr, ZDF Kultur, 21.45 Uhr
        „Hurricane 2013: Marteria“, ZDF Kultur, 22.45 Uhr, 0.40 Uhr
        „Tracks“, u. a. mit Andreas Dorau, Arte, 23.10 Uhr
        „splash! 2012: Marsimoto“, ZDF Kultur, 23.40 Uhr, 1.40 Uhr
        „Placebo in Concert“, Arte, 23.55 Uhr

        Sonntag, 23.2.

        „Startrampe: The Impression“, Eins Festival, 3.15 Uhr
        „Rockpalast: Golden Kanine“, Eins Festival, 3.45 Uhr
        „TV Noir: Kashmir und Tim Neuhaus“, ZDF Kultur, 5.10 Uhr
        „BEATZZ in Concert: The Shins“, Eins Plus, 6.30 Uhr
        „ZDF Hitparade“, ZDF Kultur, 6.40 Uhr, 14.10 Uhr, 18.40 Uhr
        „Disco ‘71“, ZDF Kultur, 7.25 Uhr, 14.55 Uhr, 19.25 Uhr
        „KlickKlack“, Eins Festival, 7.30 Uhr
        „PopXport“, Eins Festival, 8.30 Uhr
        „Startrampe: The Impression“, Eins Festival, 9.00 Uhr
        „KlickKlack“, Bayerisches Fernsehen, 10.30 Uhr
        „BEATZZ unplugged“, Eins Plus, 17.15 Uhr
        „Startrampe: Liquid“, BR-Alpha, 17.30 Uhr, 2.30 Uhr
        „Jan Vogler, von Haydn bis Hendrix“, 18.30 Uhr, Arte
        „Jazzline: Johnny Winter“, BR-Alpha, 22.30 Uhr
        „Melt! Austra“, ZDF Kultur, 20.15 Uhr, 2.35 Uhr
        „Live from Abbey Road: Anna Calvi & Blondie“, ZDF Kultur, 0.00 Uhr
        „Detroit, Michigan. Musik aus Motor City“, WDR, 0.15 Uhr
        „Rockpalast: Mitch Ryder“, WDR, 1.15 Uhr
        „BEATZZ in Concert: Yelawolf“, Eins Plus, 1.15 Uhr
        „Startrampe: Liquid“, Bayerisches Fernsehen, 1.25 Uhr
        „Jazz oder nie! – Nina Simone & Band“, BR-Alpha, 1.30 Uhr

  5. Ein sehr guter Artikel. Ich selbst schaue fast nur dritte Programme. Und da findet man tatsächlich fast täglich Sehenswerte Sendungen.
    Und wenn man eine Sendung verpasst hat die erst sehr spät kam gibts die fast immer auf einem der Spartensender als Wiederholung.

  6. zukunft1908 schreibt:

    Liebes Untergeschoss. Auch ich freue mich darüber, dass etwa Ripper Street heute im ZDF-Spartenkanal neo anläuft. Und Misfits war natürlich ein Hammer. Vieles von dem, was Sie sagen, ist richtig. Ich möchte allerdings auf ein Missverständnis hinweisen, welches Sie ÖR-freundlich umschiffen. In den letzten 20/25 Jahren, beginnend mit Serien wie „Twin Peaks“ und „Akte X“ hat sich die TV-Serie zu einer eigenen Kunstform entwickelt. Ganz persönlich würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen: Große Geschichten erzählen heute TV-Serien. In den USA, in Großbritannien, in Skandinavien. Qualität findet im Fernsehen statt. Wenn ich das Gehirn ausschalten möchte, gehe ich ins Kino.

    Und das ist ein Problem, das mich ärgert: Ich möchte deutsche Serien schauen. Die in deutschen Straßen spielen. Die deutsche Themen aufgreifen. Die eben das deutsche Breaking Bad, How I Met Your Mother, Akte X bieten. Oder noch besser: Eigene Ideen, die sich gar nicht erst an amerikanischen oder britischen Vorbildern orientieren müssen, sondern eigene Ideen vewirklichen. Wie weiland Rainer Erler, der Found Footage ins deutsche Fernsehen brachte, Jahrzehnte bevor der Begriff erfunden wurde. Es ist ja nicht so, dass deutsches Fernsehen keine Großtaten vollbracht hätte. Smog, Das Millionenspiel, aber auch Serien wie Der Kommissar oder frühe Tatort-Spielfilme – da finden sich ein paar Hammer-Sachen. Und dann… Ging es irgendwann im Serienfernsehen bergab. Bis wir im jahr 2014 ankamen, in dem jeden Tag im Fernsehen gemordet wird. Jeden Tag ein Mord, eine Polizeitruppe, eine Aufklärung. In der Reihenfolge.

    Klar gibt es immer wieder schöne Sachen aus deutschen Landen. Persönlich mag ich Danni Lewinski nicht, ich erkenne aber schon die Qualität der Serie. Doch Serien wie Danni Lewinski sind die große Ausnahme (und in der Regel findet man sie im Privaten, nicht im ÖR). Ein Tatort aus dem Saarland oder Ludwigshafen? Heiter bis tödlich? Soko Hintertupfing? Oh, gerade Soko Leipzig ist nicht langweilig. Das ist nette Abendunterhaltung, die immerhin hier und da auch mal ein paar Ideen präsentiert und immerhin belegt, dass deutsche Autoren eigentlich gut sind. Wenn die Autoren von Soko Leipzig mal so dürften, wie sie offenbar können – aber vor der Idee hat der Intendant seine Redakteure gesetzt. Und da sich auch bei den ÖRs alles nach Quote richtet und ein Flop schnell en Arbeitsplatz kostet… Die öffentlich-rechtlichen Sender sind für Serienfreunde ein Hort des Händeüberdenkopf-Schlagens, wenn man schaut, was die an Serien produzieren. Für das, was die machen, würde in Großbritannien ein Autor erschossen.

    Man wagt sich nichts. Immer schön im Gewohnten bleiben. Ein Tatort ohne Mord? Oder ohne Aufklärung? Himmel, was sagt da der Zuschauer?

    Ja was sagt er? Eben, wir wissen es nicht, weil es nicht geschieht. Klar gibt es die Gewohnheitsgucker, die dann sofort meckern. Aber manchmal braucht es Mut, vielleicht sogar Arroganz, um den Zuschauer zu packen. Schauen wir doch noch einmal in die USA und blicken aufs Serienfernsehen der 80er. Da gab es vielleicht Miami Vice, The Equilizer und Star Trek. Aber der Rest (und selbst die erste Star-Trek-Staffel lassen wir mal gnädig unter den Tisch fallen)? Himmel, wenn man sich heute Ein Colt für alle Fälle anschaut, geht das nicht ohne Drogen. Doch dann wurde an der Qualitätsschraube gedreht. LA Law, Die Simpsons, Law & Order. Sie haben Erzählweisen revolutioniert. Sie haben sich vorgewagt. Sie haben Geschichten offen erzählt. USW.

    Und Deutschland?

    Ein Argument lautet oft: Deutschland hat ja nun auch nicht das Geld der Amis. Und auch die Briten haben einen weltweiten Markt.
    Also, Derrick wurde auch weltweit verkauft. Und da deutsche Serien technisch ja alle einwandfrei sind, lassen sich mit ihnen auch Programmplätze füllen. Außerdem: Muss Qualität viel Geld kosten?ich wusste nicht, dass die Skandinavier offenbar zu viel Geld haben und dieses verbrennen müssen. Letztes Jahr zeigte arte Real Humans. Eine TV-Serie aus Schweden über – Roboter. Scifi. Und es war nicht teuer, weil man statt auf Effekte auf eine Geschichte setzte. Und schauen wir mal nach Deutschland. Eine Episode von Add a Friend von TNT dürfte kaum teurer pro Episode sein als eine Episode Gute Zeiten, Schlechte Zeiten. Und dennoch ist es ein erfrischendes, kreatives Format, das sich überhaupt nicht darum kümmert, was das Publikum vielleicht erwartet. Eine gute Idee, gute Schauspieler, ein paar gute Ideen – und fertig ist tatsächlich eine gute (deutsche!) Serie.

    Womit wir allerdings im Bezahlfernsehen wären. Zugegeben.

    Das Problem, das die deutsche Serie kaputt macht, sie im Vergleich zu ihren amerikanischen Konkurrenten erbärmlich erscheinen lässt, ist das Fehlen der Showrunner. Angelsächsische Serien haben eine Handschrift – von einem Kreativen. Da gibt es die Showrunner, die die kreative Verwantwortung tragen und die, wenn eine Serie richtig gut läuft, damit auch richtig gutes Geld verdienen können. Es ist in ihrem Interesse, dass ihre Serien geil werden, denn eine geile Serie füllt ihre Brieftaschen.

    In Deutschland gibt es diese Showrunner nicht. Da sind die Sender, die eine Produktion bezahlen und dann auch am Erfolg entsprechend ausschließlich partizipieren. Warum soll ich als freier TV-Produzent etwas wagen – und damit vielleicht auch gewaltig scheitern – wenn es sich für meine Brieftasche am Ende nicht lohnt, weil ich vom Profit nur ein paar Brotkrumen abbekomme? Dann lieber Massenware, die niemanden schmerzt, mit der ich aber auch nicht anecke und womit ich meinen Scheck erhalte.

    Was ist an den Gerüchten dran, Watchever würde eine eigene Serie produzieren? Was ist dran an den Gerüchten, dass auch Sky jetzt, da man zum ersten Mal tatsächlich etwas Geld verdient, in die Serienproduktion einsteigt? Hier liegt die Hoffnung der deutschen Serienjunkies. Ich liebe meine Briten, meine Amis, meine Skandinavier. Ich will aber auch meine Deutschen lieben. Das ÖR (und die Privaten) scheinen das aber nicht zu wollen. Wenn sie großes Qualitätsfernsehen zeigen – wie die Misfits oder Downtown Abbey – freue ich mich ja, nur dies kommt eben nicht aus eigenen Landen. Einer Danni Lewinski stehen 30 Heiter bis tödlich-Serien gegenüber.

    Ich wünsche mir, dass Watchever und Sky tatsächlich ins Seriengeschäft einsteigen. Sie können nicht den 800sten Taunus-Krimi oder Polizeiruf 111 machen. Das machen die Anstalten des ÖR bis zum Erbrechen. Sie können nur wahrgenommen werden, wenn sie etwas anderes machen.

    Qualität? Das wäre echt eine Idee!

  7. Da die übrigen Beiträge zumeist unsachlicher Natur sind und sich alle vom ursprünglichen Thema des Blog-Beitrags weit entfernt haben, wird die Diskussion an dieser Stelle beendet.
    Noch ein P. S. Einigen Kommentatoren sei ans Herz gelegt, sich doch mal näher mit diesem Blog zu befassen, ehe sie zu irgendwelchen Behauptungen ausholen. Und es muss wohl auch mal darauf hingewiesen werden, dass die Veröffentlichung haltloser Behauptungen rechtliche Folgen haben kann. Unter den unveröffentlicht gebliebenen Beiträgen waren einige, die den Urhebern Post vom Staatsanwalt einbringen können. An diese gerichtet: Sparen Sie sich die Arbeit. Wortmüll wird hier nicht freigeschaltet.
    P. P. S. Zur Lektüre empfohlen: http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/168814/index.html

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