Wo Chaplin fast auf Hitler traf

Die wechselvolle Geschichte des realen Rheinhotels Dreesen liefert den Hintergrund für einen aufwändigen historischen Zweiteiler in der ARD.

Frankfurt – Zufälle und günstige Umstände haben das Bad Godesberger Rheinhotel Dreesen zu einem Brennpunkt der Geschichte werden lassen. Und das gleich mehrfach. 1894 eröffnet, sah es als Gäste Kaiser Wilhelm II. und deutsche und internationale Künstlerprominenz, darunter Marlene Dietrich und Hans Albers. Es beherbergte Adolf Hitler, der hier mit Neville Chamberlain über das Münchner Abkommen verhandelte. Es wurde zur braunen Bastion, KZ-Außen- und nach Kriegsende Flüchtlingslager.

Dwight Eisenhower bezog hier Quartier, später wurde das Hotel für den französischen Hochkommissar zum Bürogebäude umgebaut und wandelte sich nach dessen Abzug, nun wieder ein Gastronomiebetrieb, zum Treffpunkt der Bonner Politik- und Wirtschaftselite sowie internationaler Diplomaten.

Ein Haus, eine reichhaltige Quelle von wahren und überlieferten Geschichten. Ein Konsortium aus SWR, WDR, ARD Degeto, Beta Film hat sich daran begeben, einen Teil dieses mythologischen Schatzes zu heben.

Und was daraus wurde, erfährt man hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/das-weisse-haus-am-rhein-ard-tv-kritik-das-erste-hitler-91826939.html

Emily Cox als aufgehender Volksmusik-Stern Jana. Foto: Degeto/Das Erste

Wer es gewitzt und makaber mag, wird sich rasch anfreunden mit dem siebten Steirerkrimi namens „Steirerstern“, der in die Musikbranche führt. Im ländlich gelegenen Tonstudio Soundjack treffen Welten aufeinander. Das Volksmusiktrio Jana & die Lausbuam nimmt hier auf, die freie Studiozeit wird von der Indie-Pop-Band Talking Hearts genutzt. Bis zur Tatnacht ein Frauenquartett. Jetzt ist die Sängerin und Gitarristin Alex Dorner (Anna Friedberg) verstorben. Eine Kohlenmonoxidvergiftung, die angesichts des offenbar fahrlässig bedienten Kohleofens beinahe als Unfall durchgegangen wäre. Aber Kriminaltechniker Bernd Kofler (Christoph Kohlbacher) vom LKA Graz ist zu clever für den Täter. Er entdeckt schnell, dass der Abluftkanal verstopft wurde.

Anna Friedberg ist auch im realen Leben Musikerin, der Stil der fiktiven Band im Film ist ihrem nicht unähnlich: https://www.youtube.com/watch?v=bwhdAMm4REg

Heute um 20:15 Uhr im Ersten und natürlich auch in der ARD-Mediathek.

Neuverfilmung der Van-der-Valk-Romane: Grummler, Gräuel, Grachten

Wer immer das literarische Erbe des 2003 verstorbenen britischen Schriftstellers Nicolas Freeling (gebürtig Nicolas Davidson) verwaltet, hat dessen Nimbus mit der neuerlichen Vergabe der Filmrechte keinen Gefallen getan. Die erste Verfilmung in Form einer TV-Serie mit dem Amsterdamer Kommissar Piet van der Valk hatte 1972 Premiere und lief mit Unterbrechungen bis 1992. Die Hauptrolle spielte Barry Foster, wohl sein bekanntester Part neben dem Frauenmörder aus Alfred Hitchcocks „Frenzy“. Zur gleichen Zeit gab es drei abendfüllende Freeling-Verfilmungen aus deutscher Hand mit dem Hauptdarsteller Frank Finlay und der Vorlage näher als die britische Produktion. Einer der Regisseure war Peter Zadek. Martin Compart zitiert ihn in seinem Lexikon „Crime TV” folgendermaßen: „Im übrigen wird es sich herausstellen, ob unsere Rechnung aufgeht, daß man heute einen Krimi ohne Gewalt und Action machen kann, ohne rasante Schnitte einen ruhigen Film, der seine Spannung aus dem Verhalten der Menschen zueinander bezieht – oder ob das Publikum überstrapaziert wird, daß es für Raffinessen verdorben ist.” Der Satz könnte gerade erst geäußert worden sein, stammt aber aus dem Jahr 1972.

2020 übernahmen erneut die Briten – die Niederländer leisteten nur Produktionshilfe – und besetzten die Titelrolle mit Marc Warren, der selbst auch als Produzent fungiert. Die Wahl des durchtrainierten Mimen, in Deutschland bekannt vor allem durch die schmissige Gaunerserie „Hustle – Unehrlich währt am längsten“, deutet schon an, dass von Freelings Konzept nicht viel mehr geblieben ist als der Name der Hauptfigur und der Schauplatz Amsterdam.

Verbrannt, zerstückelt und entstellt

Bei Freeling war Van der Valk ein nachdenklicher Mensch, belesen und ein Freund der guten Küche. Was daran liegen könnte, dass sein Erfinder, der lange in Amsterdam lebte, einige Zeit als Koch gearbeitet hatte. Und Van der Valk war verheiratet, mit der Französin Arlette, die nach dem gewaltsamem Ableben des Kommissars – ein mutiger Zug für einen Krimiautor – ihrerseits zur Heldin zweier Romane wurde, ehe Freeling mit Henri Castang einen neuen Ermittler an die Arbeit schickte.

Von Ehe kann beim zeitgenössischen Van der Valk keine Rede sein. Der wortkarge, immer leicht mürrische Beamte hat dank seines guten Aussehens Erfolg bei Frauen, gebärdet sich aber eher unbeholfen, wenn die Beziehung über den Beischlag hinausgehen soll. Er lebt, wahrlich ein ausgelutschtes Klischee, auf einem Segelschiff. Seine Tätigkeit beschreibt er mit den Worten: „Ich kümmere mich um den Dreck anderer Leute.“

Ein Grübler ist er schon, da scheint dann noch so eben der literarische Van der Valk durch, den Nicolas Freeling als sozialkritische Version von Georges Simenons Maigret anlegte.

Generell ist Chris Murray, der Hauptautor der Reihe, weit weniger wagemutig als Freeling. Der ging Risiken ein, schrieb beispielsweise ganze Kapitel aus der Warte des Verbrechers. (Und würde mit so einem ‚Durcheinander‘ wohl heutigentags bei den meisten Krimilektorinnen und -lektoren strikte Ablehnung ernten.) Demgegenüber orientiert sich Murray eher an der Masche einiger erfolgreicher skandinavischer Autoren. Keiner der drei Filme, die das Erste an den Pfingsttagen und am 12. Juni ausstrahlt, kommt ohne grotesk überzogene Morde aus. Das erste Opfer hängt weithin sichtbar wie eine Vogelscheuche an einem Gestell, und der Frau wurde mit einem Käsemesser ein großes Kreuz in die Haut geschnitten. Ein anderer Mensch verbrennt lebendigen Leibes. Im zweiten Film „Blut in Amsterdam“ werden Teile einer zerstückelten Leiche in Kisten verpackt und einigen noblen Herrschaften zugestellt. In der finalen Episode „Abrechnung in Amsterdam“ bekommt eine Cellistin Säure ins Gesicht, überlebt zunächst, erliegt dann aber ihren schweren Verletzungen.

Effekt geht vor Logik

Anhand der Geschichte dieses dritten Films lässt sich sehr schön die Absurdität solch spekulativer Mätzchen aufzeigen. Denn erzählt wird von einem Misthaufen aus hochgestellten Persönlichkeiten, die minderjährige Mädchen zu Sexspielen missbrauchen. Übereinstimmungen mit dem Fall Jeffrey Epstein sind wohl kein Zufall. Ein investigativer Journalist ermittelt, deshalb möchten die hochgestellten Drahtzieher dieses kriminellen Treibens gründlich ihre Spuren verwischen. Und das tun sie ausgerechnet, indem sie einer bekannten Musikerin in Anwesenheit eines großen Publikums (!) das Gesicht verätzen. Noch wirksamer hätte man die Polizei nicht auf sich aufmerksam machen können.

Auch im Detail wird viel Unfug getrieben. Van der Valks Mitarbeiter Brad de Vries (Luke Allen-Gale) kann Astronomie nicht von Astrologie unterscheiden, wird also so dumm hingestellt, als habe er nie eine Polizeischule von innen gesehen. DNA-Ergebnisse liegen in Minutenschnelle vor, der Rechtsmediziner, der gern im Sektionsraum ein Nickerchen hält und dort auch Pizza frisst, ist zugleich allgegenwärtiger Kriminaltechniker. Und der Eindruck, dass man in den Niederlanden keinen Durchsuchungsbeschluss benötigt, um als Polizist in fremde Wohnungen einzudringen, entspricht nicht den Tatsachen.

Die Kriminalfälle sind recht komplex gestrickt, aber Effekt geht vor Logik. Da durchstöbern die Ermittler Job Cloovers (Elliot Barnes-Worrell) und Brad de Vries das denkmalgeschützte Jugendstilkino Tuschinsky – von der Handlung her widersinnig, aber schön anzusehen –, während zeitgleich Van der Valk und die Kollegin Lucienne Hassel (Maimie McCoy) nach Scheveningen aufbrechen. Die Fahrt dauert mindestens eine Stunde, und trotzdem sind sie bereits am Strand, ehe Cloovers und De Vries ihre rasche Durchsuchung beendet haben. Die fahren dann hinterdrein und stehen im nächsten Moment bereits neben den Kollegen unterm Scheveninger Riesenrad.

Wer also von einem Kriminalfilm ein Mindestmaß an Plausibilität erwartet, sollte sich anderswo umsehen. Am Pfingstmontag zum Beispiel im ZDF beziehungsweise in der ZDF-Mediathek, wo der auf einem realen Kriminalfall beruhende britische Dreiteiler „The Pembrokeshire Murders” mit Luke Evans gezeigt wird.

Vorzugsweise dekadent

Hingegen kommen Amsterdam-Fans auf ihre Kosten. Täter, Verdächtige, Zeugen, Ermittler bewegen sich bevorzugt rund um Sehenswürdigkeiten wie dem Muziekgebouw aan ’t IJ, dem Amsterdam-Turm mit dem kreisenden Restaurant oder dem runden Parkhaus an der Marnixstraat. Wenn eine Figur gern schwimmen geht, dann natürlich hoch über den Dächern in der „W Lounge“, direkt gegenüber dem Königlichen Palast.

Viele Szenen spielen in diesen von vielen Touristen frequentierten Straßen rund um den Dam. Van der Valk und sein Team arbeiten gern außerhalb des Präsidiums im legendären „Café Scheltema“ und lassen dort gelegentlich ihre Fallakten allgemein zugänglich auf den Tischen liegen.

Der Autor Chris Murray hegt offenbar eine Vorliebe für die Dekadenz nobler Milieus – Immobilienmakler, eine Diamantendynastie, Gastrokönige –, und damit zugleich für Prunk und Pomp in den Kulissen. Alles in dieser Produktion ist auf Bildwirkung ausgerichtet. Ohne Rücksicht auf inhaltliche Belange. Viele Establishing Shots – kurze Szenen, die eigentlich einen Schauplatzwechsel vermitteln sollen – zeigen gerade nicht den Ort der folgenden Handlung, sondern wurden zusammenhanglos zwischen die Sequenzen geklebt.

Zu gucken also gibt es eine Menge, in die Aufnahmetechnik wurde sichtlich investiert. Aber Inhalt und Machart sind demgegenüber blamabel geraten. Dem vielfach preisgekrönten Nicolas Freeling werden sie nicht einmal annähernd gerecht.

Übrigens produzieren die Niederländer selbst gute Kriminalserien. Vielleicht sollten die deutschen Sender dort mal auf Einkaufstour gehen.

Kommissar Van der Valk: Gejagt in Amsterdam“, Pfingstsonntag, 21:45 Uhr, Das Erste

Kommissar Van der Valk: Blut in Amsterdam“, Pfingstmontag, 21:45 Uhr, Das Erste

Kommissar Van der Valk: Abrechnung in Amsterdam“, 12.6.2022, 21:45 Uhr, Das Erste

Alle Filme sind bereits online in der ARD-Mediathek verfügbar.

Der Verkaufshit unter den Donnerstagskrimis

Auch in Frankreich geschätzt: Trotz mittelmäßiger Machart ist die deutsche Krimireihe „Kommissar Dupin“ ein internationaler Verkaufsschlager.

Frankfurt – Wer in Kanada urlaubt und dort den Fernseher einschaltet, könnte auf ein bekanntes Gesicht treffen: den Schauspieler Pasquale Aleardi. Seit 2014 verkörpert der Schweizer in der Reihe „Kommissar Dupin“ die gleichnamige Hauptfigur. Für das Ausland offenbar so überzeugend, dass ein englischsprachiger Autor der Webenzyklopädie Wikipedia „Kommissar Dupin“ irrtümlich als französische Produktion einstuft.

Auch dort, wo die nach Regionalkrimis von Jean-Luc Bannalec alias Jörg Bong gedrehte Reihe angesiedelt ist, im bretonischen Concarneau, hatte man Aleardi schon auf dem Schirm. Dort liefen die bis 2018 gedrehten Episoden auf France 3 und erzielten im Durchschnitt einen beachtlichen Marktanteil von 15 Prozent. „Kommissar Dupin“ ist ein Verkaufserfolg.

Weiter geht es hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/kommissar-dupin-bretonische-idylle-ard-heute-im-ersten-krimi-pasquale-aleardi-tv-kritik-91480624.html

Diagnose Mord

Spätestens seit der Serie „Dr. House“ weiß das Publikum, dass Mediziner und Kriminalisten, Diagnostiker und Fallanalytiker, methodisch häufig sehr ähnlich vorgehen. Auch, dass ihre Berufe verwandte Erfahrungen mit sich bringen. Gregory House ging immer davon aus, dass „alle Patienten lügen“. Man hat auch schon Polizisten so über Zeugen reden hören.

Dr. Felix Hoffmann (Kai Wiesinger) ist Notfallmediziner und alles andere als vertrauensselig. Als nach einer anstrengenden Nacht in der Ambulanz einer der Patienten stirbt, wird der Arzt stutzig. Er hatte den Mann, einen Klinikmitarbeiter ukrainischer Herkunft, noch vor kurzem untersucht und als gesund entlassen. Ist ihm ein Fehler unterlaufen? In der Todesbescheinigung kreuzt er hinter Todesursache „ungeklärt“ an.

Anderntags erfährt er, dass der Eintrag hinter seinem Rücken geändert wurde. Die Leiche ist bereits auf dem Weg zum Krematorium. Asche kann man nicht obduzieren.

Celine wittert trübe Machenschaften

Hoffmanns Nachbarin und intime Freundin, die Lehrerin Celine (Isabell Polak), die zumindest laut Pressemappe der ARD keinen Nachnamen hat, ein Schicksal, das sie mit vielen weiblichen TV-Figuren teilt, ist begeisterte Krimileserin und wittert ein Komplott.

Die Krankenakte des Toten wandert über verschlungene Wege, und langsam dämmert Dr. Hoffmann, dass hier tatsächlich verbrecherische Kräfte am Werk sind. Ein mysteriöser Russe kreuzt mehrfach seinen Weg, Dr. Bredow (Rainer Strecker) verhält sich merkwürdig und baumelt am Ende tot an der Decke. Wieder ein vorzeitiges Ableben, das offensichtlich kaschiert werden soll.

Die bekannten Missstände in deutschen Krankenhäusern, Personalmangel und beruflicher Stress, klingen am Rande immer wieder an, vor allem zu Beginn in einer flotten Montagesequenz, die den Herausforderungen einer Nachtschicht in der Notfallstation gewidmet ist. Der Kriminalfall entwickelt sich dann in eine eigene Richtung und lenkt von den reformbedürftigen Verhältnissen ab.

Die Buchhalterin hilft aus der Bredouille

Felix und Celine spielen nach bekanntem Muster Hobbydetektiv, dringen nachts in Büros ein, belauern Verdächtige, schleichen durch die Nacht. Es sind aber nicht unbedingt ihre deduktiven Fähigkeiten, die sie der Lösung der Falles näherbringen. Vielmehr beziehen sie diverse Hilfeleistungen, vor allem von Beate Vetter (Anita Vulesica), der sehr gewieften Buchhalterin aus Celines Schule, ohne die die Chose für Felix und Celine fatal ausgegangen wäre. Das zuarbeitende Personal wird immer dann eingeführt, wenn es gerade gebraucht wird, bleibt also in der Regel – leider – farblos.

Felix und Celine necken sich gern, sind wohl gedacht als zeitgemäße Nachfahren von Dashiell Hammetts Nick und Nora Charles oder von Maddie Hayes und David Addison aus der Serie „Das Model und der Schnüffler“. Um mit diesen Paaren gleichzuziehen, müssten aber Nils-Morten Osburg und Edzard Onneken, die das Drehbuch nach einer Romanvorlage von Christoph Spielberg verfassten, merklich spritzigere Dialoge aushecken. Ein lakonisches „du nervst“ ist ziemlich dürftig.

Fortsetzung nicht ausgeschlossen

Regisseur Max Zähle versucht, dem Ganzen einen eleganten Stil zu verleihen, setzt Splitscreen- und andere Effekte ein und untermalt das Geschehen mit der sehr gelungenen pulsierenden Musik von Florian Tessloff. Den Mitteln nach erinnert der Film an die britische Serie „Hustle – Unehrlich währt am längsten“, erreicht aber nicht deren Chic. Es will nicht so recht passen, wenn der Szenenwechsel mit einer eleganten lamellenartigen Überblendung vollzogen wird und die Kamera dann auf eine schäbige Industrieruine gerichtet ist. Da klaffen Stil und Inhalt auf ungünstige Weise auseinander.

Eines aber muss man dem Team zugute halten: Der Film endet erfreulich unmoralisch. Die Donnerstagskrimis im Ersten insgesamt sind anspruchsvoller geworden, diese Tonart aber fehlte bislang in diesem Reigen, zumindest in Form regelmäßiger Beiträge.

Bei entsprechendem Erfolg soll „Dr. Hoffmann“ als Reihe fortgesetzt werden. Im Prinzip keine schlechte Idee. An der Qualität aber sollte noch gearbeitet werden.

„Dr. Hoffmann: Die russische Spende“, Donnerstag, 17.2.2022, 20:15 Uhr, Das Erste und in der Mediathek

Menschenjagd an der Küste der Provence

Das Erste zeigt einen weiteren Krimi nach einer Vorlage der Bestsellerautorin Charlotte Link.

Nach „Im Tal des Fuchses“ präsentiert das Erste mit „Die Entscheidung“ binnen einer Woche eine weitere Verfilmung eines Stoffes der Bestsellerautorin Charlotte Link. Link schreibt – unter anderem – Kriminalromane, deren Handlung nicht aus polizeilicher Warte entwickelt wird. Vielmehr wählt sie häufig einen Einstieg über mehr oder minder unfreiwillig betroffene private Personen. In manchen Augen gelten diese Romane deshalb nicht als Krimis. Eine unzutreffende Verengung – das Genre kennt viele Spielarten. Auch solche, die gänzlich ohne Morde auskommen.

„Die Entscheidung“ allerdings erfüllt diese Erwartungshaltung. Wenn auch nicht gleich in den ersten Minuten. Der Auftakt gerät dennoch spannend. In einem illegalen Pariser Bordell stiehlt sich eine junge Frau nächtens in ein Büro, lädt Daten von einem Computer. Draußen wartet nervös Jerome Deville (Frederick Lau) im Auto. Der Fluchtversuch wird entdeckt, gelingt mit knapper Not.

Bitte schalten Sie um. Die Fortsetzung findet sich hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/charlotte-link-entscheidung-krimi-ersten-tv-kritik-zr-13428956.html

 

Bilderjagd am Zürichsee

Mit klotzigem Charme: Heino Ferch im Krimi „Allmen und das Geheimnis der Dahlien“ nach einer Vorlage von Martin Suter.

Eigentlich ist das Adjektiv „sehenswert“ ein Fall für die Floskelsirene. Aber, um den großen Sprachkünstler Harry Rowohlt heranzuziehen, „man soll auch nicht allzu rigide sein“. Also darf die Sehenswertigkeit hier ausnahmsweise einmal herhalten. Denn der von der ARD Degeto veranlasste dritte Film um die Figur des Hochstaplers Johann Friedrich von Allmen (Heino Ferch) ist so bildschön geraten, dass man ihn keinesfalls auf den Mini-Mattscheiben eines Tablets oder gar Smartphones anschauen sollte. Der wahre Genuss entfaltet sich erst auf einem breiten Bildschirm.

Der Schweizer Allmen ist hochverschuldet, lebt aber auf großem Fuß. Mit dem Guatemalteken Carlos (Samuel Finzi) hat er einen treuen und multifunktional einsetzbaren Domestiken an seiner Seite. Wenn Allmen seine Herzensdame Joelle „Jojo“ Hirt (Andrea Osvárt) ausführt, dann in die ersten Etablissements am Orte. Den Weg dorthin legt man im Luxusboot zurück. In vornehme Häuser gelangt Allmen zudem von Berufs wegen, da er sich vom Kunstdieb zum Kunstdetektiv gemausert hat und seither in dem ihm eigenen großspurigen Stil unter der Firma „Allmen International Inquiries“ fungiert.

Zum kritischen Part des Textes geht es hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/heino-ferch-allmen-krimi-bilderjagd-zuerichsee-tv-kritik-12816583.html

Die bemerkenswerten Begabungen bretonischer Ballistiker und anderer Unfug

Die drei bislang erschienenen Kriminalromane um den bretonischen Kommissar Dupin sind Bestseller, verfasst hat sie der unter Pseudonym schreibende Autor Jean-Luc Bannalec. „Bretonisches Gold“, der dritte Stoff der Reihe, wurde wie die vorausgegangenen für Das Erste adaptiert.

Wieder einmal sitzt Dupin (Pasquale Aleardi) beim Essen in einem Hafenrestaurant und wird gestört, dieses Mal durch den Anruf seiner Freundin Lilou. Die Journalistin möchte ihn auf dunkle Machenschaften bei der Salzgewinnung aufmerksam machen. Sie verabreden sich an den Salzbecken, von denen nach Lilous Recherchen gesundheitliche Gefährdungen ausgehen. Dupin zögert, denn die Salinenlandschaft liegt nicht in seinem Amtsbereich, lässt aber dann doch sein Essen stehen und macht sich auf den Weg. Doch trifft er Lilou nicht an, stattdessen wird aus dem Dunkeln auf ihn geschossen. Eine Kugel zerfleischt seinen Arm.

Hier geht’s weiter: http://www.fr-online.de/tv-kritik/kommissar-dupin–bretonisches-gold-begabte-bretonische-ballistiker,1473344,30163962.html

Endlich wieder Freitag

Brisante Themenwahl, originelle Gedanken, prunkende Satzgebilde – es gilt, ein neues Traktat des im journalistischen Mäntelchen agierenden Großsatirikers Jan Freitag zu empfehlen. Im Kölner Stadt-Anzeiger lässt sich der unbestechliche Chronist über die vorweihnachtliche Schwemme an Märchenfilmen aus und erklärt uns, einmal in Geberlaune, auch gleich deren kulturgeschichtlichen Hintergrund und item den gravierenden Unterschied zum gewöhnlichen Degeto-Film:

„Mit ihrer klaren Einteilung in Gut und Böse, Schuld und Recht, Licht und Dunkel, ordnen sie die Welt da draußen ein wenig vor. Mit mal despotischen, mal gütigen Herrschern all der heroischen bis feigen Untertanen, dieser steten Unberechenbarkeit menschlichen Handelns bei konsequenter Verlässlichkeit des positiven Endes unter tierischer Mithilfe. Mit dieser Mixtur auswegloser Lagen, magischen Beistands und individuellen Eifers, lehren sie uns Fehlbarkeit, Fantasie, Unbotmäßigkeit, Gehorsam und den Glauben, einst von einem Prinz auf weißem Pferd aus dem dunklen Wald geholt zu werden.“

Wenn es nicht so viele Worte wären – man müsste es auf T-Shirts drucken.