Camping-Panzer dringt nach Mecklenburg-Vorpommern vor

Osnabrück – Die Heimsuchung rollt mit einem Fahrzeug auf den Hof, das Susanne Krombholz (Stefanie Stappenbeck) sehr zutreffend als „Camping-Panzer“ bezeichnet. Ein Wohnmobil auf LKW-Chassis, ausgestattet mit allen Schikanen, ein Luxusschneckenhaus. So gewichtig, dass es auf unbefestigten Campingplätzen bei Regen vermutlich im Boden versackt.

Aber der Steuermann Oliver Drittenpreiß (Wanja Mues) denkt gar nicht an einen temporären Aufenthalt. Er ist in ein stilles Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns vorgedrungen, um eine einsam auf weiter Flur stehende Retourenzentrale zu einem europaweit einzigartigen „Hyper Center“ auszubauen. Seine Vorstellungen präsentiert er futuristisch in Form einer Holoprojektion und salbadert im Wichtigtuerjargon unter anderem von der „Wende 2.0“. Die Vorzüge des nahe dem real existierenden, Kalauer provozierenden Pampow gelegenen Standorts: verkehrsgünstig, niedrige Löhne, üppige Wirtschaftsförderung.

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Verfolgte Unschuld, mitreißende Komödiantin, Kultfigur

Der Horrorklassiker „Halloween“ machte sie zum Weltstar: Arte zeigt ein Filmporträt der Hollywood-Schauspielerin Jamie Lee Curtis.

Frankfurt – Mit 19 Jahren absolvierte Jamie Lee Curtis ihren ersten Auftritt vor einer Filmkamera. „Visitors in Paradise“ hieß die Episode der Kriminalserie „Quincy“. Beinahe prophetisch, denn das Engagement markierte ihren Eintritt in das Filmgeschäft, in dem sie sich lange Zeit eher wie eine Besucherin und fremd fühlen sollte.

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Elektromagnetische und andere Impulse

Falls jemand eben den Krimi „Harter Brocken” im Ersten gesehen haben sollte, möchte ich in aller Bescheidenheit und ganz wertfrei anmerken, dass ich die Idee mit dem EMP schon in meinem 2018 erschienenen Kurzkrimi „Die Nacht mit dem Holenkerl” (2019 „Buch des Monats” der Stadtbibliothek Osnabrück) verwendet habe. Mehr dazu live nächsten Freitag ab 20 Uhr im Osnabrücker „Unikeller” unterm Schloss.

Nicht die auf dem Platz sind die Gewinner

Die Serie »Das Netz: Spiel am Abgrund« beginnt mit der Zeitangabe: »Zwei Wochen bis zur WM.« So aktuell und mutig gerät eine Fernsehserie nur selten. Vom Tag der linearen Ausstrahlung an (3. November) sind es gut zwei Wochen bis zum Anpfiff der echten Fußballweltmeisterschaft in Katar.

In der fiktionalen Serie heißt der Weltfußballverband nicht FIFA, sondern WFA. Ihr Präsident Jean Leco (Raymond Thiry) verfolgt den ehrgeizigen Plan einer World League, in der die besten Mannschaften aller Länder gegeneinander antreten.

(…)

Mehr über die ARD-Serie „Das Netz” gibt es hier: https://www.epd-film.de/tipps/2022/ard-mediathek-das-netz

Finale für den Staatsanwalt

Ob’s an der Ostsee, der (Halb-)Insellage, der Nähe zu Skandinavien liegt? Mit „Stralsund“ auf Seiten des ZDF und dem „Usedom-Krimi“, vom NDR ins Erste eingespeist, gibt es zwei ausnehmend düster-melancholische Krimireihen im deutschen Fernsehen. „Baltic noir“, wenn man so will. Von der ersten Folge an lagen Schatten über dem Personal des „Usedom-Krimis“. Die Hauptfigur Karin Lossow (Katrin Sass) war und ist eine ehemalige, wegen Totschlags vorbestrafte Staatsanwältin. Ihre Tochter Julia Thiel (Lisa Marie Potthoff), selbst Mutter, hatte eine außereheliche Affäre. Thiel wurde mittlerweile ermordet. Ein rabiater Abschied, aber nicht der einzige im Verlauf der bisherigen Folgen.
Mit dem Film „Am Ende einer Reise“ endet der diesjährige dreiteilige Zyklus. Die Kriminalfälle werden jeweils aufgelöst, im privaten Bereich gibt es durchlaufende Handlungsfäden. Einer davon gilt Lossows angespannter Beziehung zu ihrem Nachfolger Dr. Dirk Brunner (Max Hopp), ein rundum unbeliebter schnöseliger Besserwisser und kleinkarierter Paragrafenreiter. Aber auch ein einsamer Mensch, der Haikus dichtet und sich sehr gewählt, wenn auch mit erhobener Nase, auszudrücken versteht. Die langjährige, von wechselseitiger Feindseligkeit geprägte Beziehung zu Lossow beschreibt er gewandt als „kritische Partnerschaft“.

Mit blauem Auge abhanden gekommen

Auch Brunner steht, so jedenfalls die Sachlage gegen Ende der aktuellen Episode, ein Abschied bevor. Bis zu seinem – buchstäblichen – Abflug aber hat er noch vier Tage Zeit. Um sich nicht zu langweilen, schließt er sich der an sich ungeliebten Lossow an, der während der Rückfahrt aus dem schwedischen Ystad eine verheiratete Polin mit blauem Auge aufgefallen war. Die saß nicht im Auto, als ihr Mann den Wagen in Świnoujście, ehemals Swinemünde, von der Fähre lenkte.
Karin Lossow ist ein Mensch von jener Art, dem dergleichen keine Ruhe lässt. Sie fragt dann mal nach, nimmt Witterung auf, beginnt zu ermitteln. Dieses Mal nicht im heimlichen Kampf gegen Brunner, sondern mit ihm an ihrer Seite. Was Stammseherinnen und -seher vielleicht überraschen wird, von Drehbuchautor Michael Vershinin, vormals Illner, aber bestens gelöst wird.
Überhaupt gelingt ihm und Regisseur Grzegorz Muskala die beste der im Oktober ausgestrahlten drei Folgen. Vershinin hat ein Ohr für Sprache, jede Hauptfigur hat ihre eigene Art zu reden. Man hört hier auch mal Polnisch, deutsch untertitelt; wenngleich immer noch polnische Landsleute sämtlich Deutsch sprechen, während die Deutschen allenfalls mal polnisch grüßen.
Regisseur Muskala schafft durchgehend eine unheilschwangere Atmosphäre, ohne den Krimi in ein Gruselkabinett zu verwandeln. Nur der Schluss ist dann um einiges drastischer als nötig gewesen wäre.

Verbeugung gen Schweden

Überflüssig auch die etwas angestrengt in die ersten Szenen eingebaute Verneigung vor Henning Mankell – Ystad! –, auch wenn dessen Name nicht fällt. Streifenpolizist Holm Brendel (Rainer Sellien) schätzt einen gewissen schwedischen Krimiautor und hat eine Wallfahrt nach Ystad zu den Romanschauplätzen hinter sich. Der Ausflug brachte ihm die Bekanntschaft mit der Krimi-Vloggerin „Noelle Noir“ (Ivan Anderson) ein, die noch eine Rolle spielen wird, fürs Erste aber einmal einwirft: „Die Schweden schreiben wirklich die besten Krimis“.
Mit derartigen pauschalen Aussagen sollte man immer vorsichtig sein. Ob „Noelle Noir“ wohl mal einen Krimi des mexikanischen Schriftstellers Paco Ignacio Taibo II gelesen hat? Die Hongkong-Thriller des australischen Autors William Marshall? Hat sie je Avtar Singhs Romanhelden Sajan Dayal durch Dehli begleitet?
Zu schweigen davon, dass es in Mankells Geschichten allerlei Widersprüche und Logikfehler gibt, die Lobhudeleien wie die obige etwas übertrieben erscheinen lassen. Ein Herkunftsland kann kein Gütezeichen sein, weder bei Romanen noch bei Krimiserien.

„Der Usedom-Krimi: Am Ende einer Reise“, in der ARD-Mediathek.

Widersprüche aus Prinzip?

Seit einiger Zeit scheint es in der journalistischen Praxis Usus geworden zu sein, Überschriften zu formulieren, die genau das Gegenteil dessen aussagen, was berichtet wird. Ein aktuelles Beispiel stammt von msn.com: „Richter verlangt vom Repräsentantenhausausschuss die Herausgabe von Dokumenten, die zeigen, dass Trump seine Betrugstheorien aufgebauscht hat”.

Im zugehörigen Beitrag aber heißt es korrekterweise: „Bundesrichter David Carter hat den Anwalt John Eastman, eine Schlüsselfigur bei den Versuchen des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, die Wahlergebnisse für 2020 anzufechten, angewiesen, dem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses, der den Aufstand vom 6. Januar untersuchte, rund 30 Dokumente auszuhändigen, die beweisen würden, dass der Tycoon wusste, dass seine Behauptungen unbegründet waren.”

So etwas kann natürlich mal versehentlich passieren, wer wäre frei von Fehlern. Wenn man aber als Autor, wie dem Verfasser (nicht bei msn.com) mehrfach widerfahren, auf solche Irreführungen aufmerksam macht und der zuständige Redakteur auf dem Wortlaut der Überschrift beharrt, auf die sachliche Kritik sogar zornig reagiert, dann ist das doch eine etwas seltsame Auffassung journalistischer Tätigkeit.

Kommerzsender in Zeitschleife gefangen

Als Mitte der 80er die kommerziellen Sender ihren Betrieb aufnahmen, versprachen sich insbesondere wirtschaftsfreundliche Medienpolitiker frischen Wind vor allem bei den Informationssendungen. Sie wurden deutlich kleinlauter, als dann bei RTL wie auch bei Sat.1 nächtens Softpornos und Erotikmagazine zu sehen waren. Auf dem Unterhaltungssektor brachte vor allem RTL tatsächlich einige Novitäten. Diese Zeiten sind lange vorbei. Für September kündigt der Sender an: die Wiederkehr der „100.000 Mark Show”, die ja jetzt eigentlich „100.000 Euro Show” heißen müsste. Außerdem erlebt Barbara Salesch ein Comeback, und „Samstag Nacht live” wird zumindest für eine abendfüllende Show wiederbelebt. Hugo Egon Balder moderiert und kommentiert vorab durchaus selbstironisch: „Mal rein hypothetisch, wenn jetzt auch ‚Tutti Frutti‘ oder ‚Alles Nichts Oder?!‘ zurückkommen sollten, hat RTL die 90er definitiv durchgespielt!” Gut, dass es Arte, One und ZDFneo gibt. Da und auch in den Hauptkanälen werden derzeit und in den kommenden Wochen (mehr dazu demnächst) ein paar sehr interessante aktuelle Serien gezeigt, früher mal die Domäne von RTL. Lange her …

RTL meldete dann einige Tage später, dass Günther Jauch, Jahrgang 1956, die Moderation der Sendung „Menschen, Bilder, Emotionen“ nach 26 Jahren beendet. Sein Nachfolger wird ein gewisser Thomas Gottschalk, Jahrgang 1950. Ermutigend für alle, die auf die 60 zugehen …

Und dann kam noch das hier rein:

Jetzt kommt gerade das hier rein:
„SAT.1 feiert das Fernsehen. SAT.1 feiert die SAT.1 Kult-Show-Wochen. SAT.1 feiert vier legendäre Show-Klassiker. Mit Köpfchen. Mit Gestik. Mit Talent. Und mit Worten, die ins Herz treffen. In einer vierwöchigen Event-Programmierung bringt SAT.1 „Jeopardy!“, „Die Pyramide“, „Die Gong Show“ und „Dating Game – Wer soll dein Herzblatt sein?“ im Winter 2022/2023 als Prime-Time-Shows zurück ins TV.”

Und das ZDF setzt nach mit:
„Wetten, dass..?”
Präsentiert von Thomas Gottschalk – live aus Friedrichshafen
ZDF: Samstag, 19. November 2022, 20.15 Uhr

Kann mich mal bitte jemand schnellstens aus dieser Zeitschleife rausholen?

Wo Chaplin fast auf Hitler traf

Die wechselvolle Geschichte des realen Rheinhotels Dreesen liefert den Hintergrund für einen aufwändigen historischen Zweiteiler in der ARD.

Frankfurt – Zufälle und günstige Umstände haben das Bad Godesberger Rheinhotel Dreesen zu einem Brennpunkt der Geschichte werden lassen. Und das gleich mehrfach. 1894 eröffnet, sah es als Gäste Kaiser Wilhelm II. und deutsche und internationale Künstlerprominenz, darunter Marlene Dietrich und Hans Albers. Es beherbergte Adolf Hitler, der hier mit Neville Chamberlain über das Münchner Abkommen verhandelte. Es wurde zur braunen Bastion, KZ-Außen- und nach Kriegsende Flüchtlingslager.

Dwight Eisenhower bezog hier Quartier, später wurde das Hotel für den französischen Hochkommissar zum Bürogebäude umgebaut und wandelte sich nach dessen Abzug, nun wieder ein Gastronomiebetrieb, zum Treffpunkt der Bonner Politik- und Wirtschaftselite sowie internationaler Diplomaten.

Ein Haus, eine reichhaltige Quelle von wahren und überlieferten Geschichten. Ein Konsortium aus SWR, WDR, ARD Degeto, Beta Film hat sich daran begeben, einen Teil dieses mythologischen Schatzes zu heben.

Und was daraus wurde, erfährt man hier: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/das-weisse-haus-am-rhein-ard-tv-kritik-das-erste-hitler-91826939.html